Das Leben an einer Elite-Uni: So läuft Lauras Studium in Harvard
Ein Studium an einer Eliteuniversität klingt für viele nach einem Traum. Laura Sophie Wegner aus Walsrode hat es geschafft. Sie studiert seit zwei Jahren an der Harvard-Universität in den USA. Sie erzählt, ob sie ihre Studienentscheidung bereut, wie das Lernen und Leben an einer Elite-Uni aussieht und was sie für ihre Zukunft plant.
Was haben Schlafkurs, griechische Mythologie und Dakota Johnson gemeinsam? Sie alle sind Bestandteil von Lauras Studium in Harvard. Seitdem sie zwölf Jahre alt ist, hat sie von einem Studium an der Eliteuniversität geträumt, 2021 ist aus diesem Traum Realität geworden. „Ich glaube, es hilft, wenn man sehr früh weiß, dass man so was möchte“, sagt Laura. Wer Teenie-Serien wie „Gossip Girl“ oder „Gilmore Girls“ gesehen hat, weiß, dass die Protagonistinnen und Protagonisten dort ebenfalls alles geben, um ein Ivy-League-College besuchen zu dürfen.
Eliteuniversität Harvard: Aufnahme mit vielen Hürden
Die Aufnahme an einer der acht besten und renommiertesten Universitäten in den USA ist kein Kinderspiel. Das zeigen auch die Zahlen: Von jährlich ungefähr 35.000 Bewerberinnen und Bewerbern erhalten nur rund 2000 eine Zusage. Großes schulisches und gesellschaftliches Engagement und sehr gute Noten sind Voraussetzung. Zudem gibt es hohe Studiengebühren: Ein Jahr in Harvard kostet rund 52.000 US-Dollar. Die Universität vergibt zwar Stipendien und erlässt bei geringem Familieneinkommen die Gebühren, doch für viele bleibt ein Eigenanteil. Laura arbeitet auf dem Campus als studentische Hilfskraft eines Wirtschaftsprofessors, um so einen Teil des Geldes zahlen zu können.
Harvards Kurse: Von griechischer Mythologie bis zum besseren Schlaf
Auch gute Englischkenntnisse sind wichtig. Die Studierenden müssen vor Kursbeginn einen Sprachtest absolvieren. Startschwierigkeiten hatte Laura keine: „Ich hatte nie ein Problem mit der Sprache, einfach weil man dort lebt und von Englisch umgeben ist.“ Das ist auch wichtig, um dem anspruchsvollen und schnelllebigen Unterricht folgen zu können. Laura belegt durchschnittlich vier Kurse pro Semester mit jeweils etwa 12 Stunden Vorlesungszeit; Kleingruppenunterricht ergänzt die Vorlesungen. Bislang hat Laura Kurse in Statistik, Mathematik und Wirtschaft besucht. Das hört sich erst mal nicht sonderlich spektakulär an, doch es gibt durchaus ungewöhnliche Kurse. So hat Laura schon einen Kurs über griechische Mythologie belegt, ebenso wie einen Schlafkurs, in dem sie gelernt hat, wie man besser schläft und bei welchem Unterrichtsbeginn sich Kinder am besten entwickeln – der dafür zuständige Professor tritt in vielen amerikanischen Matratzenwerbungen auf. Auch vom Wirtschaftsberater von Barack Obama wurde Laura unterrichtet.
Zudem halten an der Harvard Business School regelmäßig berühmte Persönlichkeiten Vorträge, darunter Schauspielerin Dakota Johnson auf einer Konferenz zu Female Empowerment. Laura ist begeistert von diesen Angeboten. Kim Kardashian habe sie leider knapp verpasst und erst später auf Instagram gesehen, dass der Reality-TV-Star zu Besuch an der Harvard Business School war. Doch die Chancen auf weitere Begegnungen mit Prominenten stehen gut.
Effektives Lernen und Stressbewältigung
Neben dem Unterricht schreibt Laura für Jura- und Technologiezeitschriften am Campus, engagiert sich in Start-up-Organisationen und ist Mitglied eines Französischclubs sowie eines Austauschprogramms mit asiatischen Unis. Ganz nebenbei hat sie für ein gemeinnütziges Projekt in Australien gearbeitet, das sich auf Schulprojekte für indigene Schülerinnen und Schüler konzentriert. Wie schafft sie es, all das zeitlich zu managen? Neben ihrem Ehrgeiz hat sich Laura effektive Lernstrategien erarbeitet: Sie erstellt für Kurse mit viel Auswendiglernen detaillierte Notizen, während sie sich in Fächern wie Mathe oder Statistik mit den Lösungen der Aufgaben befasst und sich so Rechenwege einprägt. Zudem schaut sie sich zu Hause Aufzeichnungen der Vorlesungen an, um das Gelernte zu vertiefen.
An einer Eliteuniversität wie Harvard erwartet man einen hohen Konkurrenzkampf um gute Noten. Laura zeigt sich davon unbeeindruckt: „Ich würde sagen, ich komme ziemlich gut mit dem Leistungsdruck zurecht und empfand einen stärkeren Leistungsdruck in der Schulzeit in Deutschland.“ In stressigen Zeiten verbringt sie gerne Zeit alleine und geht spazieren.
Studium in Harvard: Heimweh und hohe Kosten
Ihre Eltern sind eine wichtige Stütze für Laura, doch das Heimweh hält sich in Grenzen. „Aber natürlich vermisst man manchmal die Familie, aber dann facetimen wir halt.“ Ihre Eltern seien sehr gut darin, Laura in jeglicher Form, wenn auch nicht persönlich, zu unterstützen. Zudem sei der Campus ihr Lebensmittelpunkt und Zuhause geworden. Lauras Mutter hatte beim Einzug geholfen, seitdem konnten ihre Eltern sie aus Kostengründen nicht besuchen. Zu Lauras Abschluss in zwei Jahren werden ihre Eltern aber wieder in die USA fliegen, und auch ein paar Freunde aus der Heimat kommen sie bis dahin besuchen. Das letzte Mal in Deutschland war Laura nach dem Ende der Vorlesungszeit Mitte Mai. Danach ging es direkt weiter: In Paris hat sie zwei Monate lang im Recherche-Zentrum für Start-ups der Harvard Business School gearbeitet, danach folgte ein Mandarinkurs in Taipeh. Anfang September hat der Unterricht in Boston wieder begonnen.
Vom Studium zum Start-up
Und wie sieht es mit Lauras Plänen für die Zukunft aus? Nach dem Bachelor möchte sie an einem eigenen Start-up arbeiten. Später träumt sie von einem Masterstudium an der Harvard Business School. „Start-ups sind mein Ziel, aber ansonsten bin ich auch generell sehr an der Businesswelt interessiert, falls das aus irgendeinem Grund nicht klappen sollte.“ Eine Zukunft in den USA plant Laura nicht. Stattdessen liebt sie Australien und würde später gerne dort wohnen.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Laura bereut ihre Entscheidung für ein Studium in Harvard nicht im geringsten und will andere Schülerinnen und Schüler motivieren, auch ihr Glück dort zu versuchen. Ein Studium an einer staatlichen amerikanischen Schule empfiehlt Laura hingegen nicht. Schließlich sei der Bildungsstandard an deutschen Unis ebenfalls sehr gut, und man könne guten Gewissens hier studieren. Wer eine Universität in Deutschland besucht und trotzdem für kurze Zeit das Campusleben an einer amerikanischen Elite-Uni kennenlernen möchte, hat teilweise über seine heimische Uni die Gelegenheit zu einem Austauschprogramm. Laura ist zuversichtlich: „Selbst wenn man nicht in Harvard angenommen wird, gibt es eine zweitbeste Wahl.“
Bei Fragen zu einem Studium an der Harvard University ist Laura über LinkedIn erreichbar.
Von Lisa Hofmann
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