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Check-U: Wie gut funktioniert Berufsberatung online?

Check-U: Wie gut funktioniert Berufsberatung online?
Foto: dpa/ privat

Welcher Job passt zu mir? Diese Frage stellen sich jedes Jahr viele junge Menschen. Doch ist es gar nicht so leicht herauszufinden, was es alles gibt – und natürlich zum einem passt. Ein Tool der Bundesagentur für Arbeit soll bei der Entscheidung helfen. Abiturient Finn (19) macht den Test.


MADS-Autor Finn (19) testet das Tool.
Foto: Privat

Nach ihrem Schulabschluss haben viele zuvor Lernwillige erst einmal andere Pläne: Work and Travel im Ausland, ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr, ein Ehrenamt beim Bundesfreiwilligendienst. All das bedeutet aktuell aber eine besondere Herausforderung für Schulabsolventen wie mich. Ins Ausland zu reisen ist teils untersagt, teils mit dem Risiko verbunden, wegen eines Shutdowns nicht mehr nach Hause reisen zu dürfen. Wer einen Freiwilligendienst verrichten möchte, kann das selbstverständlich trotzdem tun. Die persönlichkeits- und teambildenden Seminare, wegen denen die soziale Arbeit aber bei vielen Schulabgängern unter anderem so attraktiv ist, finden allerdings momentan nur online statt.

Auch, ob ich mit der Verantwortung und dem Risiko umgehen möchte, das während der Corona-Pandemie mit einer Tätigkeit etwa im Krankenhaus oder im Seniorenheim einhergeht, muss ich mir während einer Pandemie ebenfalls zweimal durch den Kopf gehen lassen. Mögliche Bewerber sind da. Allein in diesem Jahr gibt es, so schätzt die Kultusministerkonferenz, rund 792 0000 Schulabgänger von allgemeinbildenden Schulen.

„Schule bedeutet aktuell nur lernen“

Mit dem Gedanken, dass solche persönlichen Erfahrungen wegen der Pandemie wegfallen, haben sich die meisten Abschlussschüler vermutlich schon abgefunden. Lockdown bedeutet für uns nun mal auch, dass es keine Abschlussfahrten, Klassentreffen, Exkursionen oder auch nur gemeinsame Theateraufführungen gibt. Schule heißt vielerorts in der Zeit des Coronavirus nur lernen. Und sonst nichts.

Dabei stehen Schüler nach ihrem Abschluss noch vor einem ganz anderen Problem. Nun beginnt nämlich dieser viel zitierte „Ernst des Lebens“. Welche Ausbildung passt zu mir, was möchte ich studieren? Obwohl man sich im bestem Fall schon in der Schulzeit einmal mit diesem Thema beschäftigt hat, kommt Berufsberatung aktuell in den Schulen sehr kurz. Abhilfe möchte deshalb die Internetseite der Bundesagentur für Arbeit schaffen.

Berufsberatung am Computer

Unter dem Titel Check-U bietet die Behörde eine voll automatisierte Auswertung des eigenen beruflichen Potenzials an. Wer sich hier über seine Zukunft aufklären lassen möchte, muss zuallererst viel Zeit mitbringen. Mit zwei bis drei Stunden verbringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lange, um die Fragen zu beantworten. Zwischenzuspeichern und eine Pause einzulegen sei aber möglich, heißt es auf der Startseite. Nachdem ich mich bei Check-U angemeldet habe, startet der kostenlose Test, und ich mache mich an die zahlreichen Aufgaben in unterschiedlichen Formaten.

Persönliche Fragen zu beantworten fand MADS-Autor Finn gar nicht so leicht.
Foto: Screenshot/ Check-U

Im Test gibt es vier Hauptkategorien, zu denen ich Fragen beantworten soll: Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, Interessen und bereits bestehende berufliche Vorlieben. Dann geht es daran, Formen zu vervollständigen, Gleichungen zu lösen oder auch Drehrichtungen von Zahnrädern herzuleiten – und natürlich richtig zu beantworten. Das sind unter anderem, neben meiner Selbsteinschätzung, die Aufgaben, in denen die Agentur meine persönlichen Stärken und Schwächen untersucht.

Ich merke schnell: Wirklich einfach ist das Beantworten der Fragen zu persönlichen Interessen und Neigungen nicht immer. Auf die Frage: „Wie schätzen Sie ihr Interesse an der Tätigkeit Lagern ein?“ finde ich beispielsweise nicht wirklich eine Antwort.

Mehr heißt nicht immer besser

Das Ergebnis meines zweistündigen Tests bekomme ich nach dem Testblock Sozialkompetenz in bunten Tachometeranzeigen präsentiert. Hier kann ich nun meine persönlichen Stärken und Schwächen ablesen. Begleitet wird diese Darstellung von dem Hinweis, ein geringer Score sei nicht unbedingt ein schlechtes Ergebnis. Ich hoffe kurz, dass nicht mein Ergebnis damit gemeint ist.

Ein Resultat des Tests ist für mich besonders auffällig: Ich denke sehr langsam. Oder wie es die Agentur für Arbeit diplomatisch formuliert: Meine Denkgeschwindigkeit ist weniger stark. Und auch handwerklich bin ich scheinbar ungeschickt. Die Denkgeschwindigkeit ermittelt der Test übrigens, indem er einem vier Zahlen für wenige Sekunden zeigt, in denen man diese nur mit Mühe alle lesen kann. In dieser Zeit soll man dann den zweitgrößten Wert anklicken.

Logisches Denken: Mit solchen Aufgaben sollen Im Test empfehlenswerte Berufe herausgefiltert werden.
Foto: Screenshot/ Check-U

Die Empfehlungen passen

Mit 100 Prozent konnte ich aber in Sachen Textverständnis ordentlich punkten. Das und die anderen Auswertungen meiner Angaben führt das Tool dann zu einer Empfehlung: Ich sollte Gymnastiklehrer werden. Wie genau Check-U darauf kommt, ist mir unklar. Erlernen werde ich diesen Beruf höchstens in einem Albtraum. Dennoch: Bei den Studienempfehlungen sind sehr brauchbare Hinweise dabei. Kommunikation und Medien, Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften – das sind einige der Studienfelder, die ich schon im Auge habe.

Insgesamt empfiehlt mir das Programm jeweils sechs Ausbildungsberufe und Studienfelder. Mit dem Physiotherapeuten passen diese Empfehlungen dann (bis auf den Gymnastiklehrer) zu meinen Interessen. Um das herauszufinden, hätte ich nur keinen zweistündigen Test gebraucht. Das hätte ich bereits zuvor auf die Frage nach meinen Studienwünschen geantwortet. Aber damit meine ich nicht, dass der Test sinnlos wäre. Im Gegenteil, er kann einem mit Sicherheit dabei helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen und sich in Hinblick auf die anstehende Ausbildung die richtigen Fragen zu stellen. Wer das für sich aber bereits gemacht hat und ein ungefähres Bild davon hat, was er kann oder nicht, dem hilft auch ein Onlinetest nicht wirklich weiter.

Der Test probiert unteranderem durch Schulnoten eine Tendenz für dich zu finden.
Foto: Screenshot/ Check-U

Intensive Berufsberatung

Jan Philipp Lehmker von der Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen erklärt, dass es der beste Weg sei, die persönliche Beratung mit dem Online-Tool zu verbinden. „Unser Ziel ist es, junge Menschen beim Übergang von Schule in den Beruf bestmöglich zu unterstützen. Check-U gibt den Jugendlichen eine sehr gute Orientierungshilfe. In der Beratung kann man dann auf Grundlage der Ergebnisse über den individuellen Weg in den Beruf sprechen.“ Trotz erschwerter Kommunikation mit den Schülern durch die Corona-Pandemie bleibe das Angebot bestehen. „Dafür haben wir unser Angebot in den letzten Monaten aber deutlich ausgebaut. Wir bieten beispielsweise telefonische und zum Teil auch Videoberatung an.“

Auch für Schüler, die sich von dem Test keine neuen Erkenntnisse versprechen, ist ein Besuch der Seite der Agentur für Arbeit mit dem Test daher nicht sinnlos. Nützlich sind in jedem Fall die Informationen zu den unterschiedlichen Studienbereichen und Ausbildungsberufen. Klickt man auf eine Empfehlung, erklärt einem die Seite nicht nur die Inhalte der Studienrichtung oder Ausbildung, sondern leitet auf Wunsch auch zu einer Liste infrage kommender Studiengänge und Unis weiter.


Angebote und Informationen für die Zukunft

  • Check-U ist ein wissenschaftlich fundierter Selbsttest, um die eigenen Stärken und Talente herauszufinden.
  • In der App Azubiwelt kann man sich durch Berufsbilder klicken und freie Ausbildungsstellen in der Nähe finden.
  • Auf dem Youtube-Kanal der Bundesagentur für Arbeit gibt es Playlists mit Videos und Podcasts zu vielen Themen.
  • Bei Berufe.tv erzählen Auszubildende und Studierende in mehr als 350 Videos aus ihrem Berufsalltag. Noch detaillierter sind die Informationen zu Tätigkeiten, Voraussetzungen und Perspektiven im Berufe.net.
  • Informationen rund um Schule, Ausbildung und Studium gibt es hier: https://www.arbeitsagentur.de/bildung.

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Über den Autor/die Autorin:

Finn Bachmann

Finn (21) studiert Politik und Informatik. In seiner Freizeit ist er nicht nur bei der Feuerwehr, für MADS und die Hannoversche Allgemeine Zeitung schreibt er über Lokales, Internationales und was ihn sonst so bewegt.

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