„Damaged Goods”: Sophie Passmann untersucht Millennial-Psychen
Seit Montag ist „Damaged Goods” bei Prime Video verfügbar, die Hauptrolle spielt Moderatorin und Schriftstellerin Sophie Passmann. Ob sich die neue Serie lohnt, verrät MADS-Autorin Marie.
„Nichts von dem, was hier gesagt wird, verlässt diesen Raum” – so lautet das Mantra von Selbsthilfegruppen, ist aber wohl mindestens genauso oft die unausgesprochene Regel zwischen Freunden. Als Nola (gespielt von Sophie Passmann) genau das Gegenteil davon tut und die Probleme ihrer engsten Vertrauten in einem Podcast preisgibt, kann die Situation nur auf eines hinauslaufen: Streit. Deshalb ist „Damaged Goods”, die neue Prime-Video-Serie, trotz Plottwists vorhersehbar. Im Gegensatz zu Nola verdrängt das Publikum nämlich nicht, was unausweichlich ist.
„Damaged Goods”: Typische Millennial-Probleme
Als Nola knapp vor ihrem Masterabschluss in Psychologie exmatrikuliert wird, startet sie kurzerhand einen Podcast namens „Damaged Goods” (zu Deutsch „beschädigte Güter”), welcher damit sowohl der Serie als auch der Clique um Nola einen Namen gibt. Als selbsternannte „Küchenpsychologin” erzählt sie aus ihrem Leben und dem ihrer Freunden. Jede Podcastfolge bettet dabei eine Episode der Serie ein, die gezeigten Geschehnisse geben das Thema vor – sei es Sex, Abschied oder Neid.
Dank Nola beobachten wir also anhand der fünf, sehr an Stereotypen angelehnten, Millennials, wie das Erwachsenwerden aussehen kann: Hennie muss sich zwischen offener Beziehung und Kinder bekommen entscheiden, Mads – auch als Fuckboy bekannt – wird plötzlich Vater, Tia verzweifelt an ihrer Kunst, und Hugo kämpft in der schwulen Datingszene um Liebe und Anerkennung.
Die Vier hat die von offensichtlichen Minderwertigkeitskomplexen gequälte Nola noch zu Schulzeiten in der Gruppentherapie kennengelernt, seit 15 Jahren halten sie zusammen. Um so schmerzhafter ist es also, dass sie ihre Geheimnisse und Probleme im Internet ausbreitet – ohne ihnen davon zu erzählen.
Wird es eine zweite Staffel geben?
Natürlich fliegt alles auf, das Ende ist aber ungewiss. Die Serie rechnet mit einem Erfolg, alle Erzählstränge warten auf Staffel zwei. Zwar legt Passmann in ihrem Schauspieldebüt eine authentische Performance hin, dennoch fehlt die klare Linie. Mal geht es um Krankheiten und Tod, dann um das laute Aussprechen von „Vulva” und die alten Gruppentherapiemethoden wie Völkerball, die heute noch Anwendung finden. Das passt zwar zum echten Leben und zum Dramedy-Genre, aber gibt dem Ganzen einen Hauch von Unentschlossenheit und Lächerlichkeit.
Mag man Nola trotz ihrer Eskapaden? Lacht man, als Mads ihr zeigen will, wie man Frauen befriedigt, oder ist der schnelle Wechsel von Ernst zu Humor zu schnell? Wenn, wie zu erwarten, Staffel zwei angekündigt wird, wären mehr Entschlossenheit und Überraschung wünschenswert. Die Auflösung des unausweichlichen Konflikts zieht sich nämlich über die acht Folgen mit je 35 Minuten schleppend hin. So bietet „Damaged Goods” zwar einen Einblick in Millennial-Psychen, hat aber nichts wirklich Neues zu sagen.
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