Phänomen Landwirtschaftssimulator: Warum ist er so erfolgreich?
Virtuell Getreide anbauen, Tiere halten und einen eigenen Bauernhof errichten: Für viele mag das langweilig klingen, trotzdem erreicht der Landwirtschaftssimulator ein Millionenpublikum. Ein Erklärungsversuch.
„Red Dead Redemption 2“, „Cyberpunk 2077“, „Train Simulator“? Wer an die großen Titel im Gaming denkt, landet eher nicht im Simulatorbereich. Dabei können auch solche Spiele erfolgreich sein. Das beweist die „Landwirtschaftssimulator“-Reihe des Spieleentwicklers Giants Software. Hier können Gamer ihren eigenen Hof errichten, Getreide anbauen, Forstwirtschaft betreiben, Tiere halten und vieles mehr. Eine einzige Richtlinie gibt es dabei: Am Ende sollte man mit seinen Erzeugnissen virtuelles Geld verdienen, um sich neue Maschinen, Felder, Gebäude und Helfer leisten zu können.
Die neueste Version wurde in der ersten Woche nach Veröffentlichung gleich 1,5 Millionen Mal verkauft. Sogar eine eigene E-Sports-Liga hat das Spiel. Aktueller Preisträger: Das Team des Reifenherstellers Trelleborg.
Ein Grund für den Erfolg ist die kompromisslose Erweiterbarkeit des Spiels. Um eigene Karten zu bauen, muss man keine Programmiersprache beherrschen. Und auch wer nicht selbst an Erweiterungen basteln möchte, profitiert von der Offenheit der Software. Ein bestimmtes Fahrzeug fehlt, ein Feature, an das die Entwickler nicht gedacht haben, wäre wünschenswert? Dann sollte man einen Blick auf die offizielle Mod-Plattform oder auf eine der vom Entwickler unabhängigen Seiten schauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort eine passende, kostenlose Erweiterung zu finden ist, ist groß.
Landwirtschaftssimulator: Lebendiges Spiel dank aktiver Community
Gleichzeitig besteht so ein ständiger Austausch in der Community. Welche neuen Mods gibt es? Worauf kann man gespannt warten? Andere Simulatorspiele erscheinen in der Version 1.0 und sind dann eine Art tote Software, weil sich niemand mehr um neue Inhalte bemüht. Nicht so der Landwirtschaftssimulator.
Manch ein anderes Spiel krankt daran, dass dem Spieler vieles vorgegeben wird. „Erst klickst du hier, dann machst du das“, so könnte man diverse Tutorials zusammenfassen. Das Spiel „Notruf 112 – Die Feuerwehr Simulation 2“ treibt das exemplarisch auf die Spitze. Hier muss man im Prinzip einfach eine vorgegebene To-Do-Liste abarbeiten.
Der Landwirtschaftssimulator geht damit anders um. Zwar werden einem die Basics zu Beginn erklärt. Es gibt aber reihenweise Features, die man für sich selbst erkunden muss. Anders ist es bei dem aktuellen Funktionsumfang auch gar nicht möglich. Über die Jahre ist das Portfolio des Simulators gewachsen. Ob man Viehzucht betreibt, in die Forstwirtschaft investiert oder Felder bestellt, bleibt einem selbst überlassen. Welche Fahrzeuge man dafür kauft, wo man welche Gebäude hinstellt, an wen man welche Produkte seines Betriebes verkauft – all das sind Entscheidungen des Spielers. Deswegen ist kein Spielstand wie der andere.
Echte Entscheidungsfreiheit bei Simulatorspielen selten
Am Ende bleibt ein Spiel, das zwar formal ein Simulator ist, viele genretypische Probleme aber hinter sich gelassen hat. Die Landwirtschafts-Welt bleibt nach Release nicht stehen, sondern entwickelt sich weiter – dank Mods und eines aktiven Entwicklerstudios. So bleibt der Titel im Gespräch und hat eine starke Community. Außerdem schafft er etwas, was kaum ein anderer Simulator schafft: Er ermöglicht echte Entscheidungsfreiheit. Das kennt man sonst nur von großen Open-World-Spielen. Mit denen der Landwirtschaftssimulator auf jeden Fall mithalten kann.
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