Nachhaltige Weihnachten: Mit wenig Geld umweltbewusst schenken
Die Deutschen planen in diesem Jahr etwa 500 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Müssen Berge von Geschenken unter dem Baum zu Zeiten von Klimakrise und Corona-Pandemie aber sein? Buchautorin Anna Brachetti hat Ideen, wie Weihnachten nachhaltiger geht.
Die Adventszeit sollte besinnlich sein – eigentlich. Viele von uns hasten im Dezember aber durch die Innenstädte oder klicken sich stundenlang durch Onlineshops, um für jeden nahen und fernen Verwandten oder Freund das passende Geschenk zu finden. Sonderlich nachhaltig sind viele dieser Einkäufe nicht. Dass es auch anders gehen kann, weiß Anna Brachetti (Instagram: @langsam.acht-sam.echt). Die Bloggerin hat das Buch „Einfach nachhaltig Weihnachten“, erschienen im EMF-Verlag, geschrieben. Im Interview erzählt sie, wie man mit wenig Geld umweltbewusst schenkt und auch Oma und Opa dazu bringt, nachhaltiger zu feiern.
Anna, laut dem Portal Statista planen die Deutschen, dieses Weihnachten im Schnitt 500 Euro für Geschenke auszugeben. Was hältst du von dem vielen Konsum im Dezember?
Ich werde kein Urteil über konkrete Zahlen machen. Denn die können unterschiedliche Bedeutungen haben. Verschenkt man beispielsweise ein großes Konzert an drei Familienmitglieder, dann kann das auch so eine Summe kosten. So ein Event ist aber prinzipiell nachhaltig, bis vielleicht auf den Müll, der dabei anfällt. Ich glaube, dass viele Menschen aus Pflichtgefühl Dinge kaufen und verschenken. Dabei braucht gar nicht jeder etwas Materielles oder überhaupt Geschenke. Es kann sinnvoll sein, sich abzusprechen. Ich habe mit meinen Brüdern ausgemacht, dass wir uns nichts schenken.
Und das klappt?
Ja, total super. Gerade mit Menschen, mit denen man sich so nah ist, klappt das gut. Da erwartet niemand irgendetwas voneinander.
Nachhaltige Produkte sind oft teurer als konventionelle. Wie schafft man es, umweltbewusst zu schenken, wenn das Taschengeld nicht sonderlich hoch ist?
Ich glaube, wir müssen Konsum ein bisschen umdenken und an Alternativen denken. Muss es wirklich etwas Materielles sein? Viele Menschen freuen sich zum Beispiel über Pflanzen, vor allem, wenn sie sehr pflegeleicht sind. Oder man stellt Dinge selbst her. Ich habe meiner Schwiegermutter mal einen Badezusatz geschenkt. Sie hat mich später gefragt, wo ich das herhabe, denn sie wollte es unbedingt nachkaufen. Das war total schön. Wenn man Geschenke selber macht, sollte man die Person gut kennen. Aber das ist ja sowieso, worauf es beim Schenken ankommt. Es müssen nicht die riesigen Produkte sein und es muss auch nicht unbedingt etwas Materielles oder Neues sein. Man kann sich auch Secondhand-Sachen schenken. Ich persönlich würde mich freuen, wenn mir jemand etwas aus zweiter Hand schenkt, das total gut zu mir passt.
Nur kein Konsum ist wirklich nachhaltig, sagen manche Umweltaktivisten. Sollten wir uns also am besten gar nichts schenken?
Es gibt Menschen, die legen Wert auf Materielles, gerade die ältere Generation. Sie kommen häufig aus einer Zeit, in der Mangel geherrscht hat, und wollen viel schenken oder auch etwas bekommen. Auf diesen Wunsch sollte man eingehen und nicht sagen: Ich schenke dir nichts, denn das ist nicht nachhaltig. Stattdessen kann man beispielsweise Fairtrade-zertifizierte Produkte verschenken. Auch an solchen Siegeln gibt es Kritik, aber sie sind immer noch die bessere Alternative.
Zeit statt Zeug schenken, lautet eine Devise in der Zero-Waste-Bewegung. Gar nicht so einfach während der Corona-Krise: Was sind deine Tipps für Zeitgeschenke in diesem Jahr?
Künstlerinnen und Künstler in der Umgebung unterstützen. Die kleinen Theater schließen, Solokünstler wissen nicht mehr, wo sie auftreten sollen. Häufig verkaufen sie trotzdem für nächstes Jahr Karten, haben CDs oder Bücher online im Angebot. Zusammen ins Theater oder auf ein Konzert zu gehen ist ein ganz tolles Erlebnis. Ansonsten kann es auch schön sein, beispielsweise ein gemeinsames Teetrinken zu verschenken, wenn man sich sonst selten sieht.
Wie bewege ich Freunde, Eltern, Oma und Opa dazu, möglichst nachhaltig Weihnachten zu feiern?
Die meisten Leute wissen, dass ihr Lebensstil nicht so richtig nachhaltig ist. Sie haben aber keine Lust, dass man ihnen das ständig auf die Nase bindet. Das Beste ist, etwas vorzuleben und anderen kleine Gedankenanstöße geben. Ein Beispiel: Wenn die Überlegung im Raum steht, woher die Familie ihren Weihnachtsbaum bekommt, kann man auf Biotannen hinweisen. Viele nehmen solche Ideen nämlich gern an.
Interview: Sarah Franke
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