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Schutz für Frauen: Was Männer tun können

Schutz für Frauen: Was Männer tun können
Foto: Unsplash/Raquel García

Allerlei Maßnahmen sollen Frauen vor sexualisierter Gewalt und Übergriffen schützen. Dabei wird eine Gruppe gern übersehen, die immens zur Sicherheit von Frauen beitragen kann: Männer. Was sie tun können, um Frauen und FLINTA zu unterstützen.


Mit dem Schlüssel zwischen den Fingern im Dunkeln nach Hause laufen, mit einer Freundin telefonieren – oder zumindest so tun -, abgelegene Parks und Gassen meiden, Pfefferspray in der Handtasche haben – von klein auf bekommen Frauen mit auf den Weg, wie sie sich schützen können. Institutionen und Träger erstellen Kampagnen wie „Ist Luisa da?“/“Luisa ist da!“, das Pariser Verkehrsunternehmen RATP veranlasste im September 2023, dass Busse nachts auf Wunsch zwischen den Stationen halten, deutsche Städte wie Leipzig und Bonn folgten diesem Vorbild. Allerlei Maßnahmen gibt es also, die das Sicherheitsgefühl von Frauen stärken sollen.

Klartext: Sexualisierte Gewalt

Diese Konzepte und gutgemeinten Ratschläge aus dem Elternhaus sind für Anna Rießen nur allzu verständlich. Sie ist selbst so aufgewachsen. Die Projektleiterin von „We Take Care“ bringt Awareness-Konzepte in Hannovers Nachtleben und äußert Kritik: „Gesellschaftlich betrachtet zeigen diese Verhaltensweisen, dass es einen großen Verständnisfehler gibt, der allen Menschen, die im Patriarchat diskriminiert werden, das Gefühl geben soll, sie seien selbst dafür verantwortlich, wenn ihnen Dinge widerfahren, die sie nicht möchten. Und gleichzeitig gibt es Tätern die Möglichkeit, ihre eigene Schuld auf Betroffene abzuwälzen.“

Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. In den allermeisten Fällen sind die Täter männlich. „Wenn wir sexualisierter Gewalt gesamtgesellschaftlich begegnen wollen, müssen Männer und Jungen sich dafür einsetzen“, appelliert Rießen. Was können Männer also tun, damit Frauen sich sicherer fühlen?

Aufhören statt weitermachen

„Männer können darauf verzichten, zu belästigen und zu vergewaltigen“, steht für Peggy Zander vom Frauennotruf Hannover an erster Stelle. Seit zwei Jahren arbeitet sie bei der Beratungs- und Anlaufstelle für Frauen und Mädchen, die von sexualisierter oder sexueller Gewalt betroffen sind oder waren. „Das war nicht so gemeint“ ist für Zander kein Grund, um sexualisierte Gewalt auszuschließen, denn: „Es kommt nicht darauf an, wie es gemeint war, sondern wie die betroffene Person sich dabei gefühlt hat.“ Laut Rießen können das neben Taten auch Aussagen wie „Du siehst heiß aus“ sein. Zander ist sich sicher: „Man merkt schnell, ob die andere Person das will oder nicht. Und wenn nicht, hört man auf.“


Foto: Unsplash/ Samantha Sophia

Aufmerksam sein und reflektieren

Männer sollten aufmerksam sein und ihr Verhalten reflektieren. Fragen wie „Hätte ich mich einem Mann gegenüber genauso verhalten?“ helfen dabei. Bevor es zu solchen Situationen kommt: Sich lieber einmal zu viel fragen, ob der nächste Schritt okay ist, statt ihn zu gehen. „Oder fragen: Ist es okay, wenn ich dich an der Schulter berühre?“, gibt Zander als Beispiel. Im Alltag den Mund aufmachen oder halten – nicht mehr über sexistische Witze lachen, weil sie die Dinge verharmlosen. Beistand leisten, wenn handlungsbedürftige Situationen entstehen. Der fehlgeleitete Täterschutz spielt in ihren Augen eine große Rolle. Das können Sätze wie „Das kann ich mir bei ihm aber nicht vorstellen“ sein, die der Situation ihren Ernst nehmen – und auf die man lieber verzichten sollte. Hilfreich kann im öffentlichen Raum sein, die Straßenseite zu wechseln statt direkt hinter einer Person zu gehen.

Für Rießen ist ein weiterer Schlüssel: persönliche Bildung. Sie findet, es sei die Pflicht jeder männlichen Person, sich durch Artikel, Bücher und Podcasts mit dem Thema zu beschäftigen. Förderlich sei es, sich mit anderen Männern über das eigene Verhalten auszutauschen und zu überlegen, wie man Frauen im Alltag unterstützen könne. Im Zweifelsfall: Einfach mal Frauen aus dem Umfeld fragen, ob sie mit ihnen über das Thema sprechen möchten und was sie sich wünschen.

Von Chantal Moll


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Über den Autor/die Autorin:

Chantal Moll

Chantal (27) ist als freie Journalistin in Bremen und Hannover unterwegs. Für MADS beschäftigt sie sich am liebsten mit queeren Themen und dem aktuellen Geschehen. Ansonsten steckt sie ihre Nase gerne in Bücher und rezensiert das Gelesene direkt für uns.

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