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Frauentag: MADS empfiehlt feministische Bücher

Frauentag: MADS empfiehlt feministische Bücher
Foto: Unsplash/Joel Muniz

Passend zum Internationalen Frauentag am 8. März empfiehlt die MADS-Redaktion feministische Buch-Highlights, die in keinem Bücherregal fehlen sollten.


„Lügen über meine Mutter“ (2022) von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“ setzt sich mit der Diskriminierung und Erniedrigung von Frauen in familiären Kontexten auseinander. Die Geschichte spielt in einem Dorf in den 80er-Jahren. Die Mutter der Ich-Erzählerin wird wegen ihres Übergewichts ständig von ihrem Ehemann erniedrigt. Für ihn ist klar: An allem ist seine Frau schuld. Jahrelang leidet die Mutter stillschweigend. Der Druck wirkt sich auch auf ihre Psyche aus. Schließlich, nachdem die Tochter bereits aus dem Haus ist, befreit sie sich: Es kommt zur Scheidung.

Foto: Verlag Kiepenheuer & Witsch

Eindrücklich schildert Dröscher in ihrem autofiktionalen Roman, wie patriarchale Gewalt Frauen schadet und wie sie sich aus dieser befreien können. Der feministische Roman beinhaltet immer wieder kurze Kapitel zu theoretischen, soziologischen Überlegungen der nun bereits erwachsenen Ich-Erzählerin. Indem sie die Geschichte ihrer Mutter erzählt, macht sie nicht nur auf ungesunde, toxische Strukturen in heterosexuellen Beziehungen aufmerksam, sondern befreit sich auch selbst von ihrer familiären Vergangenheit. Aus dem Mädchen, das unter dem Konflikt der Eltern litt und vom Vater sogar angehalten wurde, die Mutter zum Abnehmen zu animieren, ist eine unabhängige Frau geworden.

Von Lisa Neumann

„Dschinns“ (2022) von Fatma Aydemir

Auch in „Dschinns“ von Fatma Aydemir geht es um eine Familiengeschichte und weibliche Emanzipation. Nach dem Tod des Vaters ist die deutsch-türkische Familie Yilmaz in Aufruhr. Alle Kinder müssen mit dem plötzlichen Herzinfarkt Hüseyins zurechtkommen. Kurz vor seinem Tod hatte er – gerade in seiner Rente angekommen – eine Wohnung in Istanbul gekauft. Nun reisen seine vier Kinder nach Istanbul, um an der Beerdigung teilzunehmen.

Hakan und vor allem der junge Ümit, der seine Homosexualität vor seiner Familie verbergen muss, leiden unter Erwartungen an ihre Rolle als Männer. Sevdas Geschichte ist die einer Befreiung aus patriarchalen Strukturen. Jung verheiratet, emanzipiert sie sich von ihrem Ehemann, der immer mehr trinkt und durch Abwesenheit glänzt. Sie übernimmt das Restaurant, in dem sie zunächst als Kellnerin arbeitete, und wird zur erfolgreichen Geschäftsfrau mit zwei Kindern. Trotz der Vorbehalte ihrer Mutter trennt sie sich von ihrem Mann.

Foto: Carl Hanser Verlag

Auch Peri distanziert sich von den familiären Vorstellungen: Sie studiert und versucht, ihrer Mutter die feministische Philosophin Judith Butler näherzubringen. Der Versuch scheitert, und Peri fühlt sich zu Hause in der Kleinstadt zunehmend fremder. Dennoch ist klar, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird. Aydemir zeigt, wie traditionelle Rollenbilder gerade deutsch-türkische Jugendliche in ihrer Entwicklung belasten und einengen können. Der Roman verhandelt die Frage, welche Traditionen sie beibehalten und welche sie nicht weiterführen wollen und zeigt eindrücklich die Erfahrungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in zwei verschiedenen Welten.

Von Lisa Neumann

„Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist“ (2021) von Şeyda Kurt

Wer sich damit beschäftigt, wie die Unterdrückung der Frau entstanden ist, stößt irgendwann auf Thesen wie die von Judith Butler. Diese besagen beispielsweise, dass alle bekannten Sexualnormen unserer Gesellschaft auf den Drang zur Fortpflanzung zurückgehen. So werde der Körper der Frau reguliert, und Heterosexualität sei die einzig akzeptierte sexuelle Orientierung. Als feministische Person müsse man also auch sein Verhältnis zu Sexualität und Intimität hinterfragen – dazu empfiehlt sich der Roman „Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist“ von Şeyda Kurt.

In ihrem Sachbuch mit autobiografischen Erzählungen versucht Kurt, die Konzepte von Beziehung, Weiblichkeit und Männlichkeit zu dekonstruieren. Dabei betrachtet sie verschiedene Denkansätze und gibt sowohl bekannte Theorien von Marx und Platon wieder, als auch zeitgenössische wie die von Eva Illouz. Sie spricht über Monogamie und darüber, wie diese mit dem Kolonialismus zusammenhängt – und was hat das Ganze eigentlich mit dem Kapitalismus zu tun?

Şeyda Kurt erzählt einfühlsam und in kunstvoller Sprache von Beziehungen, Liebe und Geschlechtsidentitäten und damit von Dingen, von denen man denkt, sie seien einem absolut vertraut. Doch Kurt lässt die eigene bisherige Betrachtung eindimensional erscheinen und zeigt, wie sehr man von anderen Faktoren geprägt ist, wenn man vermeintlich liebt. Dieses Buch sollte man gelesen haben: Es eröffnet neue Perspektiven und ist ein erster Schritt, sich aus den starren Denkmustern der Heteronormativität zu lösen und stattdessen eine radikale Zärtlichkeit frei von Konventionen zu leben.

Von Jennifer Kramer

„Little Women“ (1868/69)von Louisa May Alcott

Selbst unter den von Frauen verfassten Klassikern gibt es wohl kaum einen, der eine solche Liebe für „Girlhood“ vermittelt wie Louisa May Alcotts „Little Women“. Der 1868 und 1869 in zwei Teilen erschienene Roman schafft es auf meisterhaft liebenswerte Art und Weise, die Lebensgeschichte der vier Schwestern Meg, Josephine (genannt Jo), Beth und Amy March zu erzählen. Es ist ein Werk, dass sich trotz seines Entstehungskontextes anfühlt wie ein feministischer Mikrokosmos. Der Vater der Mädchen dient im Amerikanischen Bürgerkrieg. Deshalb werden die Schwestern von ihrer gutmütigen und heißgeliebten Mutter und von der weniger geliebten, aber sehr wohlhabenden Tante March aufgezogen. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt aus Streitereien, Macken, Träumen und später auch Liebesgeschichten – doch ist daran nichts Triviales.

Die Art, wie jede von ihnen mit ihren Problemen und Erfahrungen zu kämpfen hat und wie sie immer wieder zueinander finden und sich weiterentwickeln, ist wunderschön, zeitlos und universell. Und auch Laurie von nebenan ist nicht nur in Verkörperung durch Timothée Chalamet (großartig gecastet) in der Adaption von 2019, sondern auch in der Buchform ein charismatischer, einnehmender Charakter. Der Roman ist witzig, feinfühlig und zeigt, wie schön es ist, als Mädchen und mit Mädchen aufzuwachsen. Eine herrliche Abwechslung in der langen Riege der häufig sexistischen, von Männern verfassten Klassiker.

Von Filine Hunger


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