Frauentag: MADS präsentiert feministische Film- und Serien-Highlights
Am 8. März ist Internationaler Frauentag: Passend dazu stellt die MADS-Redaktion ihre feministischen Film- und Serien-Highlights der vergangenen Jahre vor.
„Suffragette – Taten statt Worte“ (2015)
Der Film erzählt die Geschichte der englischen Frauenrechtsbewegung rund um Emmeline Pankhurst, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit Demonstrationen, Streiks und Blockaden für das Frauenwahlrecht und eine gesellschaftliche Verbesserung der Position von Frauen einsetzte. Die Geschichte der jungen Arbeiterin Maud Watts zeigt die Ausbeutung von armen Frauen.
Watts arbeitet in einer Fabrik, in der sie als junge Frau und Kind von ihrem Chef sexuell missbraucht wurde. Nun ist sie verheiratet und will als Mutter eines jungen Kindes eine bessere Zukunft. Ihr Mann scheint zunächst verständnisvoll. Als ihr politisches Engagement jedoch Probleme am Arbeitsplatz schafft und es heißt, er habe seine Frau nicht unter Kontrolle, erhebt auch er patriarchale Ansprüche auf weiblichen Respekt gegenüber dem eigenen Ehemann – und die Familie zerbricht.
Der englische Staat ging zur damaligen Zeit hart gegen die Frauen vor, die für eine Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Position kämpften. Polizisten prügelten auf Demonstrantinnen ein, und Haftstrafen waren keine Besonderheit. Dennoch konnten die Frauen in England schließlich 1918 dank anhaltenden Protests das Wahlrecht erlangen. Die Geschichte der Gleichstellung von Frau und Mann in ganz Europa begann und nahm in den kommenden Jahrzehnten immer mehr an Fahrt auf.
„Suffragette – Taten statt Worte“ ist momentan in keinem Streaming-Abo verfügbar, der Film kann jedoch auf Amazon Prime Video ausgeliehen werden.
Von Lisa Neumann
„Das Damengambit“ (2020)
Die Serie „Das Damengambit“ spielt zwischen 1950 und 1960 in den USA. Die Protagonistin Beth kommt als Kind in ein Waisenhaus und trifft dort zufällig auf den Hausmeister, der ihr die Schachregeln erklärt. Schnell ist klar, dass Beth eine begabte Schachspielerin ist – und so wird sie eingeladen, dem Schachclub einer High School beizutreten.
Auch dort gewinnt sie alle Partien, doch sie bekommt ein Schachverbot, als sie mit einer Überdosis an Medikamenten ins Krankenhaus eingeliefert wird. Einige Jahre später wird Beth adoptiert und widmet sich wieder dem Schachspielen, wobei sie mit nur 13 Jahren Landesmeisterin wird und es sich als Ziel gesetzt hat, den besten Schachspieler der Welt zu schlagen.
Die Serie überzeugt mit ihren authentischen Szenenbildern und Mode aus den 50er- und 60er-Jahren. Zudem werden die männerdominierte Welt des Schachs, Suchterkrankungen und Emanzipation als wichtige Themen behandelt. „Das Damengambit“ punktet mit einer unabhängigen, vielschichtigen und brillanten Protagonistin – und fasziniert so ab der ersten Minute.
„Das Damengambit“ ist auf Netflix im Streaming-Abo verfügbar.
Von Jasmin Konaté
„Die Unbeugsamen“ (2021)
Ein Muss für alle Doku-Fans: In „Die Unbeugsamen” erzählt Regisseur Thorsten Körner in einem Wechselspiel aus Originalaufnahmen, zeitgeschichtlichen Einspielern und aktuellen Interviews die Geschichte der ersten Frauen in der Bonner Republik. Wie erkämpften sich die Frauen den ersten Ministerinnenposten, und wie wurden sie damals im Bundestag behandelt?
Beginnend in den 50er-Jahren führt der Film chronologisch durch den Kampf der Frauen in der deutschen Politik und zeigt, wie sie um Macht und Einflussnahme und gegen den Sexismus der Männer im Parlament kämpfen. Dabei erleben die Zuschauenden wichtige Debatten wie die um den Abtreibungsparagraphen 218 und hören Reden wie die von Waltraud Schoppe, die vor dem Plenum fordert, den alltäglichen Sexismus im Bundestag einzustellen – und dafür ausgelacht wird.
Alle Frauen, die in den Originalaufnahmen zu sehen sind, sind heute etwa 80 Jahre alt und erzählen ergänzend und rückblickend von ihrem Kampf, den sie für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Wahrnehmung der Frau in der Politik geführt haben. Schön ist dabei auch zu sehen, dass die Frauen sich häufig überparteilich unterstützt haben.
„Die Unbeugsamen“ veranschaulicht gelungen, wie frisch erstritten einige Frauenrechte und Privilegien der heutigen Zeit sind. Auch durch die Protagonistinnen wird deutlich, wie aktuell einige Thematiken noch sind, gleichzeitig geben sie ein sympathisches Bild ab und können für einige vielleicht auch als Vorbilder dienen. Ein Film, von dem man sich gewünscht hätte, ihn selbst schon in der Schule gesehen zu haben.
„Die Unbeugsamen“ ist momentan im Streaming-Abo auf Paramount+ verfügbar.
Von Jennifer Kramer
„Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ (2020)
Die geschiedene Mutter Sally möchte im England der 70er-Jahre erneut studieren. Ihre eigene Mutter sieht es kritisch, dass sich Sallys neuer Mann um ein Kind kümmert, das nicht von ihm ist, und noch dazu viel im Haushalt macht. Sally jedoch wehrt sich gegen solch veraltete Rollenbilder, mit denen sie als Frau auch an der Uni konfrontiert wird.
Der Schönheitswettbewerb „Miss World“ findet dieses Jahr in London statt: Ein internationales Event, das massive mediale Aufmerksamkeit erregt und bei dem pro Nation je eine Frau für ihr Land antritt, um den Titel „Miss World“ zu erlangen. Sally kritisiert die sexistische Show und gerät – als anfangs Fremde – in eine weibliche, linke Protestgruppe, die den Wettbewerb mit Plakaten während der Live-Übertragung stürmen und so boykottieren will.
Während der Wettbewerb Sallys Albtraum ist, hoffen viele Teilnehmerinnen aus nicht westlichen Ländern auf Erfolg, um endlich gesehen zu werden und gegen rassistische Diskriminierung vorgehen zu können. So prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander, die szenisch empathisch gegenübergestellt werden.
Die Stärke des Films liegt darin, dass er eine Verständigung zwischen diesen beiden Positionen zeigt, ohne eine der beiden abzuwerten. Auch in den 70ern – und heute – müssen sich Frauen gegen weibliche Klischees wehren. Die Frage der Verteilung der Care-Arbeit und Haushaltspflichten in heterosexuellen Beziehungen ist noch immer aktuell.
„Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ ist aktuell im Streaming-Abo auf Netflix verfügbar.
Von Lisa Neumann
„Die Telefonistinnen“ (2017)
Das spanische Liebes- und Geschichtsdrama „Die Telefonistinnen“, im Original „Las Chicas del Cable“, spielt im Madrid des Jahres 1928. Vier Frauen werden auf ihrem Weg als Telefonistinnen der ersten Telefongesellschaft begleitet. Diese eröffnet in der Metropole erstmals ihre Tore und bietet den jungen Frauen die Möglichkeit, sich in einer von Männern dominierten Welt der Erwerbstätigkeit selbst zu verwirklichen.
Die Serie mit fünf Staffeln vermittelt ein Gefühl des großen Wandels. Hunderte junge Frauen bewerben sich auf die Stelle als „Cable Girl“. Was sie sich davon erhoffen? Emanzipation und Unabhängigkeit. Mit dabei: die jungen Frauen Lidia, Marga, Carlota und Ángeles. Sie sind einige der Auserwählten, die für den Betrieb des Fortschritts und der Moderne arbeiten dürfen.
Sie alle stammen aus verschiedenen Schichten. Ihre Lebenswege sind von Herzschmerz und Freundschaft, aber auch von Selbstfindung, Gewalt und dem Spanischen Bürgerkrieg gezeichnet. Sie sind mit denselben Problemen ihrer Zeit konfrontiert – als Frauennetzwerk unterstützen sie sich gegenseitig und versuchen, sich ihre eigene Stimme in einer männerdominierten Welt zu sichern.
„Die Telefonistinnen“ zeigt eindrucksvolle Geschichten starker Frauencharaktere, die sich im Verlauf der Serie wandeln und entwickeln. Gemeinsam lehnen sie sich gegen Normen und Erwartungen der damaligen Zeit auf.
„Die Telefonistinnen“ ist aktuell im Streaming-Abo auf Netflix verfügbar.
Von Sandra Kopa
„Anne with an E“ (2017)
Große Bilder, Landschaft und Natur weit und breit: Der Wind streicht durch die Wiesen und lässt die Baumkronen rascheln, das Kreischen der Möwen aus der Ferne bildet den akustischen Hintergrund. Genau dort, auf der kleinen kanadischen Insel Prince Edward Island, spielt die Geschichte von Anne Shirley-Cuthbert.
Durch ein Missverständnis im Waisenhaus wird den Geschwistern und Besitzern der Farm „Green Gables“ Marilla und Matthew Cuthbert nicht wie gewünscht ein Junge zu ihrer Unterstützung gesandt. Stattdessen landet Anne bei ihnen – ein belesenes, rothaariges Mädchen mit Sommersprossen und blühender Fantasie, welches das eintönig gewordene Leben der Geschwister auf den Kopf stellt.
Mit ihrer unerschöpflichen Energie und ihrem Mut, anders zu denken und sich gegen Konventionen aufzulehnen, bringt sie Farbe und Leben auf Green Gables. Doch nicht bei allen kommt ihre Präsenz gut an. Es scheint so, als bringe das dreizehnjährige Mädchen den Feminismus in die eingeschweißte Gesellschaft. Die einzigartige, facettenreiche Erzählweise der Serie zeigt aber nicht nur Annes Geschichte, sondern die vieler Frauen, die kämpfen und durch Höhen und Tiefen gehen. Auch die Bilder und anderen nonverbalen Botschaften der Serie sowie die Figuren – besonders die der Frauen, laden zu nichts Geringerem ein, als zu einer Feier des Frauseins.
„Anne with an E“ ist aktuell im Streaming-Abo auf Netflix verfügbar.
Von Sophie Sartison
Das Gesetz nach Lidia Poët (2023)
Diese Serie ist etwas für alle, die spannende, historische Dramen lieben. Sie spielt Ende des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Lidia Poët, der ersten Rechtsanwältin Italiens. Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und begleitet Lidia auf ihrem Weg durch eine für Frauen ungerechte, einengende Welt voller Hürden und Menschen, die alles tun um sie scheitern zu sehen.
Nach ihrem Studium wird gegen die junge Anwältin ein Berufsverbot ausgesprochen – und das nur aufgrund ihres Geschlechts. Dies kostet sie vorerst ihre Unabhängigkeit und sie muss zu ihrem Bruder ziehen, der selbst ein renommierter Anwalt ist. Er versucht Lidia zu unterstützen, doch diese stellt letztendlich fest, dass sie für sich selbst kämpfen muss. Die Serie behandelt verschiedene Kriminalfälle in der Stadt Turin. Lidia versucht immer wieder, trotz ihres Berufsverbotes, unter die Oberfläche der Ermittlungen zu schauen und die Fälle zu lösen. Dabei schreckt sie vor keinem Auftrag zurück und nimmt auch Fälle von damals marginalisierten Gruppen wie beispielsweise Prostituierten an.
Lidias Durchhaltevermögen und ihr Mut in einer so starren und frauenfeindlichen Welt für ihre Werte einzustehen und für sich und die Frauen der Zukunft zu kämpfen ist bewundernswert und faszinierend. Sie hätte die Chance, ein neues Leben mit besseren Chancen außerhalb Italiens anzufangen. Doch sie bleibt standhaft, in der Hoffnung auf eine Zukunft mit faireren Möglichkeiten für ein gleichberechtigtes Leben – und ist damit eine Vorreiterin für den Feminismus wie er heute noch gelebt wird.
„Das Gesetz nach Lidia Poët“ ist aktuell im Streaming-Abo auf Netflix verfügbar
Von Milla Stremme
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