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Warum „Tatsächlich… Liebe“ der schlimmste Weihnachtsfilm ist

Warum „Tatsächlich… Liebe“ der schlimmste Weihnachtsfilm ist
Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb | Ian_West

Schlechte und kitschige Weihnachtsfilme sind keine Mangelware. Dennoch sticht der Klassiker „Tatsächlich… Liebe mit problematischen Storylines und überholten Klischees hervor, meint MADS-Autorin Marie.


Eine Gruppe bekannter britischer Schauspieler und Schauspielerinnen schließt sich zusammen, um eine romantische Komödie rund um das Thema Weihnachten zu drehen: So könnte man „Tatsächlich… Liebe” zusammenfassen. Der 2003 veröffentliche Film ist bis heute ein Klassiker des weihnachtlichen Fernsehprogramms. Auch wenn man dieses Genre nicht unbedingt nach dem Maßstab für hochwertiges Kino bewerten kann (und sollte), kommt man nicht drum herum, „Tatsächlich… Liebe” zur wohl problematischsten und schlechtesten Weihnachtskomödie zu küren – da helfen auch große Namen wie Hugh Grant und Emma Thompson nicht.

Unangenehm ja, romantisch nein

Der Plot: Der Film stellt uns verschiedene, größtenteils klischeehafte Paare vor, deren Liebesleben vor Weihnachten auf den Kopf gestellt wird. Die meisten Storylines sind aber bei genauerem Betrachten ziemlich merkwürdig und nicht wirklich romantisch. Liebe ist hier in erster Linie synonym mit körperlicher Anziehung und erfordert praktisch keine verbale Kommunikation oder emotionale Verbundenheit.

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Alleine die Szenen zwischen der verheirateten Figur von Alan Rickman und seiner unaufhörlich flirtenden Sekretärin (Heike Makatsch) sind unangenehm anzuschauen. Die wohl berühmteste Szene, die Liebeserklärung von Andrew Lincolns Charakter mit beschrifteten Schildern an Keira Knightley, ist im besten Fall etwas unbeholfen. Im schlimmsten Fall ist die Aktion respektlos, denn ihr Ehemann ist der bester Freund von Licolns Figur, hinter dessen Rücken er jetzt Knightleys Charakter in eine missliche Lage bringt. Noch schlimmer sind Lincolns Aufnahmen von der Hochzeit der beiden, die einem Stalker in einem Horrorfilm gleichkommen. Extreme Nahaufnahmen von ihrem Gesicht sind unangemessen und verstörend, verwundern Knightley aber nicht groß.

Auch die anderen Geschichten punkten nicht gerade mit Tiefe. Dass sich Colin Firths Figur beispielsweise in eine Frau „verliebt“, mit der er nicht mal auf einer gemeinsamen Sprache kommunizieren kann, ist einer der Beweise für das mehr als fragliche Frauenbild des Films.

Je leiser, desto besser

Für einen Film, in dem es angeblich um wahre Liebe geht, gibt es außerdem zu viele Witze über das Gewicht von Frauen. Der Sexismus in „Tatsächlich… Liebe” ist unübertroffen: Der britische Premierminister, gespielt von Hugh Grant, verliebt sich in eine seiner Angestellten. Die normschöne Frau wird folgend dauerhaft als dick beleidigt – von allen möglichen Personen. Diese haben einerseits kein Recht darauf, ständig ihren Körper zu kommentieren, und andererseits entspricht Darstellerin Martine McCutcheon nun mal dem gängigem Schönheitsideal, weshalb die Sprüche seltsam anmaßen.

Dazu haben Frauen in dem Film keine eigenen Ziele, es sei denn, sie sind auf Sex aus. Der Film besteht den Bechdel-Test (eine Methode, um die Repräsentation von Frauen zu bewerten) nur knapp, die Message scheint zu sein: Je weniger eine Frau redet, desto liebenswerter ist sie. Tatsächlich: Die meisten Frauen bleiben unter 27 Wörtern, ab dieser Marke wird man zu einer Emma Thompson, die eine eigene Persönlichkeit hat und daher kein Happy End verdient. Im Kern dreht sich „Tatsächlich… Liebe” also eigentlich weder um Liebe noch um Weihnachten, sondern um Männer, die gerne eine attraktive und stille Frau an ihrer Seite hätten – und sie auch bekommen.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

2 Bemerkungen

  1. Mink

    „mit der er nicht mal auf einer gemeinsamen Sprache kommunizieren kann“

    AUA!

    Antworten
  2. Betti Bodmer

    Die Aussage es geht um Männer die stumme Frauen wollen trifft es meiner Meinung sehr genau. Bodyshaming, Sexismus, sex. Belästigung, Herabwürdigung der Frauen das ist leider in 2022 immer noch tagesaktuell. Seien wir doch ehrlich vorne herum versuchen viele pol. korrekt zu sein, aber hinten herum zeigt er Film meiner Meinung nach bis heute das wahre Gesicht der Gesellschaft und das ist auch der Grund warum der Film immer noch sooo gerne gesehen wird. Ich mag Emma Thompson eben aus den im Artikel genannten Gründen. Charaktere wie Sekretärin Makatsch habe ich im Berufsleben einige getroffen. Und ehrlich ich habe nach der Geburt 4 Kilo zugenommen und bekomme mit Größe 40, 42 immer wieder Tuscheleien mit wie f*** Hintern, d**** Beine. Und das kommt hpts. von Frauen. Auch werden Frauen wenn man über andere spricht von Frauen katalogisiert ‚ach die Dicke, ach die Männergeile‘. Außer die Begegnung Colin Firth mit der Portugiesin und die Lichtmodells für den Pornodreh kenne ich einige Personen die ich in dem Film wiedergespiegelt sehe. Betrogene Ehefrau die mit Billiggeschenk abgespeist wird, Freund der mit bestem Freund betrogen wird. Männer die Machtpositionen sexuell ausnutzen und Frauen die sich nicht trauen dies zu äußern.

    Antworten

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