Volunteering auf Ibiza: So läuft die Arbeit in einem Hundeshelter
Carlotta hat als Freiwillige in einem Hundeshelter auf Ibiza gearbeitet. Sie berichtet von ihren Erfahrungen – und erzählt, warum in der Corona-Krise besonders viele Tiere leiden.
Während des Corona-Lockdowns haben sich immer mehr Menschen ein neues Haustier angeschafft. Laut Peta waren im Jahr 2021 in Deutschland rund 1,6 Millionen mehr Katzen und Hunde als Heimtiere verzeichnet. Nach Lockerung der Maßnahmen wurden dann vor allem Hunde vermehrt ausgesetzt. Carlotta Westphal hat im vergangenen Herbst in einem Hundeshelter auf Ibiza gearbeitet und berichtet, was diesen Hunden widerfährt.
Hilfe für die Seelentiere
Von September bis Dezember 2021 war Carlotta auf der Insel als Freiwillige tätig. Ausgeholfen hat sie im Hundeshelter Animales del Alma (ADA), was so viel bedeutet wie Seelentiere. Elisabeth Conradi aus Wiesbaden hat die Einrichtung im Sommer 2020 gegründet. Nach Angaben der Organisation schaffen sich viele Touristen über den Sommer in Ibiza ein Haustier an und lassen dieses im Winter zurück. ADA hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Tieren zu helfen und ein neues Zuhause für sie zu finden.
Der Shelter befindet sich auf einem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück. Dort finden rund 20 bis 40 Hunde Platz zum Leben und Spielen, berichtet Carlotta. Aufgrund der warmen Temperaturen und des guten Wetters leben die Hunde dementsprechend fast ausschließlich draußen. Sie schlafen auf von Hotels oder Privatleuten gespendete Matratzen, Sofas, Betten und Kissen.
Prägende Rettungsaktionen
Die Freiwilligen füttern morgens zunächst die Tiere, sammeln Hundekot auf und reinigen die Hundebetten. Danach folgen meist Spaziergänge durch die Berglandschaft, Tierarztbesuche, Adoptionsbesuche oder auch sogenannte Rescue Missions. Hierzu kann jederzeit ein Anruf eingehen, dass ein Hund oder eine Katze ausgesetzt wurde oder aus einem Zwinger oder vor Misshandlung gerettet werden muss. Das Team sollte also ständig bereit sein, auch gerne mal quer über die ganze Insel zu fahren, um ein Tier aus seiner misslichen Lage oder einem schlechten Umfeld zu retten.
“Die prägendste Rescue Mission, die ich persönlich miterlebt habe, war die Rettung von neun Boxern aus den Händen Drogenabhängiger, die hinter einer Müllhalde lebten“, erzählt Carlotta. „Die dort herrschenden Lebensumstände konnten den Hunden nicht gerecht werden.” Ebenfalls aufregend war die Rettung zweier streunender Hunde, die ihr Leben lang in den Bergen verbracht hatten. Bei strömendem Regen hatten die Freiwilligen versucht, die beiden mit Schinken heranzulocken, was erst nach zwei Stunden gelang. Danach konnten die Tiere sicher zu ADA gebracht werden.
Abhängig von ihrer Verfassung geht es für die Hunde nach ihrer Rettung erst zum Tierarzt und anschließend ins Rudel bei ADA. Dort werden die Hunde auf ihr soziales Leben bei ihren zukünftigen Besitzerinnen und Besitzern vorbereitet. Die meisten Adoptionen laufen dann über Social Media, vor allem Instagram ab. Auf der Website findet man außerdem einen ausführlichen Fragebogen zur Adoption. Dieser hilft zu überprüfen, ob die Bewerbenden ein optimales Zuhause für die Hunde bieten können, um ein erneutes Aussetzen zu verhindern.
Worauf muss ich achten, wenn ich mir einen Hund anschaffen will?
Das Wichtigste vor einer Adoption ist es, sich bewusst zu machen, dass ein Hund bis zu 15 Jahre alt werden kann. Die Entscheidung, sich ein Haustier anzuschaffen, ist also keinesfalls kurzweilig. Dazu kommen all die Kompromisse, die man eingehen muss. Der Lebensstil kann sich durchaus verändern. Spontane sowie lange Reisen sind erst mal schwieriger. Häufiges Umziehen ebenfalls. Neben der Adoptionsgebühren entstehen langfristige Kosten für ausgewogene Nahrung, Pflege und Tierarztbesuche. Ebenso muss darauf geachtet werden, dem Hund regelmäßige körperliche Aktivität zu ermöglichen, etwa durch Spaziergänge oder Spielen im Park.
Genauso wichtig ist es, dem Tier das richtige Umfeld zu geben: Wird sich der Hund wohler in einem Haus oder einer Wohnung fühlen, in welchen Bereichen darf er sich bewegen, und wo soll er schlafen? Gibt es einen Garten, und ist dieser genug gesichert, dass der Hund nicht abhauen kann? Sind vielleicht Wälder, Wiesen oder Parks in der Nähe?
Außerdem gibt es da natürlich auch noch gesellschaftliche Aspekte. Kommt der Hund in eine Familie, stellt sich die Frage, ob dies mit den Kindern vereinbar ist. Es sollten besser keine Tierhaarallergien bekannt sein. Wenn man sehr viel arbeitet, sollte man sich fragen, wie lange der Hund alleine bleiben würde und ob der Zeitaufwand überhaupt in den Alltag passt. Hat man bereits andere Haustiere, sollten sich diese mit dem neuen Tier verstehen, und es sollte über eine Kastration nachgedacht werden. Außerdem weiß man im Fall einer Adoption aus einem Tierheim nie, was ein Hund schon durchgemacht hat. Er könnte auf bestimmte Umwelteinflüsse anders reagieren als erwartet und muss eventuell noch trainiert oder erzogen werden.
Von Carlotta Krawczyk
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