Vier Methoden: So könnt ihr euer Studium finanzieren
Etwa eine halbe Million Erstsemster starten jährlich an deutschen Unis – und fast jeder steht am Anfang vor der Frage: Wie kann ich mein Studium finanzieren? MADS stellt euch vier Methoden vor, wie ihr dieses Problem gelöst bekommt.
1. BAföG: Zwischen Tipp-Ex und Tränen
Was ist eine Lohnsteuerbescheinigung? Wie viel Altersrente bekommen meine Eltern? Und wo werde ich wohnen? All das sind Fragen, auf die ich zunächst selbst keine Antwort hatte. Wer einen erfolgreichen BAföG-Antrag stellen möchte, sollte das aber wissen. „Wie fülle ich einen BAföG-Antrag aus“ tippte ich in das Suchfeld von Youtube ein – und wurde fündig. Ein Studierendenwerk hatte für jedes Formblatt ein Erklärungsvideo hochgeladen: Schritt für Schritt wird erläutert, welche Informationen in die einzelnen Felder eingetragen werden müssen. Schnell realisierte ich, dass ich für jede Angabe logi-scherweise einen Nachweis brauche – und genau so schnell fingen meine Kopfschmerzen an. Alle fünf Minuten lief ich in das Wohnzimmer zu meinen Eltern, um sie abends um zehn nach irgendwelchen Unterlagen zu fragen. Gerade erfreut darüber waren sie nicht – aber noch weniger erfreut wären sie davon, meine Miet- und Lebenskosten im Ausland selbst zu bezahlen. Es war ein ewiges Hin und Her zwischen mir, meinen Eltern und dem Kopierer. Selbst Unterlagen und Einkünfte meines Bruders musste ich einreichen, das schreibt das Bundesausbildungsförderungsgesetz – kurz BAföG – vor. Nach unzähligen Telefo-naten, noch viel mehr Tipp-Ex und einer Menge Geduld, hatte ich es dann endlich geschafft. Der Antrag konnte abgegeben werden. Jetzt kann ich nur auf die höchstmöglichte Förderungssumme hoffen. Ohne die Bildungsförderung könnte ich mir ein Studium einfach nicht leisten.
2. Auf die Eltern ist Verlass
Dass ich auch während meines Masterstudiums noch immer von meinen Eltern finanziert werde, macht mich sehr dankbar. Denn ich weiß, dass die elterliche Unterstützung keineswegs selbstverständlich ist. Kaltmiete, Handyvertrag und Semesterbeiträge bekomme ich von meinen Eltern und Großeltern finanziert. Hinzu kommt noch mein Kindergeld von knapp 200 Euro und die Einnahmen aus meinem Nebenjob als freie Journalistin. Während der Corona-Pandemie kann ich zum Glück auch im Homeoffice arbeiten. Das ist bei vielen meiner Freunde aus der Uni anders: Einige haben ihre Nebenjobs verloren, mussten sich spontan Stellen im Supermarkt suchen und bekommen das Geld für die Miete kaum noch – oder eben gar nicht mehr – zusammen. Ich habe Glück: Mir stehen monatlich mit allen meinen Einkünften etwa fünfhundert Euro nur für Essen, Freizeit und zum Sparen zur Verfügung. Wirklich knapp ist es bei mir deshalb am Ende des Monats noch nie geworden – und ich weiß, dass ich damit ein sehr privilegiertes Studentenleben führe. Obwohl ich mir Ende des Monats keine Sorgen machen muss, ob das Geld noch für meine Grundverpflegung oder die nächste Miete ausreicht, habe ich gelernt, wie wichtig eine gute Buchführung ist. Damit ich keine unkontrollierten Ausgaben habe, überprüfe ich mein Konto regelmäßig per Online-Banking. Denn der Überblick über Ausgaben wie Ausgaben für Strom und Gas und Verträge kann schnell verloren gehen.
3. Politik-Stipendium ohne Parteibuch
„Du und ein Stipendium bei der Konrad-Adenauer-Stiftung?“ Kombiniert mit einem schockierten Gesicht und leichten Entsetzen in den Augen war dieser Spruch in der ersten Zeit meines Stipendiums keine Seltenheit. Warum ich mich um ein Stipendium beworben habe, ist einfach zu beantworten: monatlich 300 Euro und die Förderung eines Auslandsstudiums. Warum ich mich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung beworben habe, war für viele in meinem Freundeskreis unverständlich. Die KAS steht der CDU nah und diese ist in meinem Umfeld ungefähr so beliebt wie durchgeweichte Mensapommes kurz vor Ausgabeschluss. Viele Freunde störten sich an der Nähe zur CDU. Ich bin aber kein Mitglied der Partei. Nach viel Papierkram, einer Klausur, einer Gruppendiskussion und einem Einzelgespräch mit der Auswahlkommission kam die Antwort auf meine Bewerbung schneller als gedacht: Ich hatte das Stipendium bekommen. In Deutschland gibt es 13 Förderwerke mit unterschiedlichen religiösen, politischen und weltanschaulichen Ansichten. Die Stipendien der Stiftungen folgen jedoch alle einem Muster: Es gibt eine monatliche Studienkostenpauschale von 300 Euro, zusätzliche finanzielle Förderung bis 744 Euro im Monat, dazu die Möglichkeiten das Auslandsstudium fördern zu lassen. Außerdem braucht man meist keinen Einser-Schnitt. Gute Noten sind wichtig, das ehrenamtliche Engagement ist aber ausschlaggebend. Solange der Studierende Verantwortung übernimmt und sich für andere einsetzt, bestehen Chancen. Wichtig ist nur, die richtige Stiftung für sich und sein Studium zu finden.
4. Nicht pokern beim Studienkredit
Wer kein BAföG (mehr) bekommt und keine Möglichkeiten hat, sein Studium zu finanzieren, kann einen Studienkredit aufnehmen. So ein Kredit kann es allerdings ganz schön in sich haben. Sind die Jahre auf dem Campus beendet, muss er – anders als das BAföG – komplett zurückgezahlt werden. Plus Zinsen. Ein staatlicher Anbieter von Studienkrediten ist die Förderbank KfW. Knapp 19 000 Studienkredite hat die Bank 2019 nach eigenen Angaben vergeben. Dabei zahlt die KfW Studierenden monatlich 100 bis 650 Euro. Das Geld wird mindestens sechs Monate lang, höchstens aber über sieben Jahre überwiesen. Wenn das Studium beendet ist, müssen Kreditnehmer spätestens nach 23 Monaten mit der Rückzahlung begin-nen. Für das kommende Wintersemester müssen Kredite bis spätestens 15. September beantragt werden. Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest empfiehlt, sich erst nach Alternativen wie einem Nebenjob umzusehen. „Man muss sich die Summe vor Augen führen, die in der Rückzahlungsphase fällig wird“, sagt Heike Nicodemus, Finanzexpertin von Stiftung Warentest. Wer sich drei Jahre lang jeden Monat 300 Euro auszahlen lasse, komme mit Zinsen auf rund 14 000 Euro, die er zurückzahlen müsse. „Studierende sollten darauf achten, dass es das Geld zu festen Zinsen gibt“, rät Nicodemus. Derzeit seien die Zinsen günstig. Schließe man einen Vertrag mit variablen Zinsen ab, könnten steigende Zinsen die Rückzahlung teuer machen. „Das wäre reines Pokern“, sagt sie.
Von Sarah Danquah, Nina Hoffmann, Florentine Pramann und Jacqueline Hadasch
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