„Verwünscht nochmal“: Disney-Fortsetzung voller Klischees
15 Jahre nach dem ersten Teil „Verwünscht“ greift Disney die Geschichte des ungleichen Paars Giselle und Robert wieder auf. Der Film versucht, an den damaligen Erfolg anzuknüpfen. Leider vergeblich.
Im Märchen ist alles ganz einfach: Das Gute besiegt das Böse, und die Verliebten leben „glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Und so schien es auch 2007 für Giselle (Amy Adams) und Robert (Patrick Dempsey) im Disneyfilm „Verwünscht“ auszugehen, nachdem Giselle aus der Zeichentrick- und Märchenwelt Andalasien ins echte New York City fällt. Getrennt von ihrer scheinbar großen Liebe Prinz Edward (James Marsden), trifft sie vollkommen verloren auf den New Yorker Anwalt Robert, der gemeinsam mit seiner Tochter Morgan (Rachel Covey) die gestrandete Prinzessin vorübergehend aufnimmt. Sehr zum Unmut von Roberts Freundin Nancy (Idina Menzel). Nach diversen Irrungen und Wirrungen, mehreren Mordanschlägen der bösen Königin (Susan Sarandon) und dem finalen Showdown entdecken Giselle und Robert ihre große Liebe zueinander.
Und sie lebten glücklich bis ans Ende?
Sie lebten also glücklich bis ans Ende und so weiter – das ließ uns Disney zumindest für 15 Jahre glauben. Doch nun ist der zweite Teil unter dem Titel „Verwünscht nochmal“ (Disney+) erschienen. Die Fortsetzung setzt einige Jahre nach der Handlung des des ersten Filmes an. Aus der kindlichen Morgan ist ein launischer Teenager geworden. Ein Umstand, mit dem sich Giselle gar nicht arrangieren kann. Denn die Ziehtochter möchte weder Geschichten aus ihrem Heimatland Andalasien noch spontane und belehrende Gesangseinlagen von ihr hören. Und auch der von Giselle veranlasste Umzug in eine kleine und märchenhafte Vorstadt sagt dem Teenager nicht zu. Dennoch packt die Familie – erweitert um Baby Sophia – ihre Sachen und zieht in ein renovierungsbedürftiges Haus in Monroeville.
Doch auch dort findet Giselle nicht das von ihr erhoffte Glück. Das Pendler-Dasein stresst Robert, vorstädtische Machtkämpfe zwischen überengagierten Müttern und Morgans wachsende Wut machen Giselle zu schaffen. Nachdem ein Streit mit der Stieftochter eskaliert, trifft Giselle eine folgenschwere Entscheidung: Ihr Leben soll wieder wie ein Märchen sein. Doch obwohl am Anfang alles zu sein scheint, wie sie es sich gewünscht hat, und ihr Leben wieder dem in ihrer Heimat ähnelt, gerät bald alles aus den Fugen. Nicht nur Giselle, sondern auch die echte Welt und ihre Heimat Andalasien geraten in Gefahr.
„Verwünscht nochmal“: Wenig Inhalt, viel Gesang
Zwar sollte jeder Disney-Fan Musicalelemente gewohnt sein – doch hier haben es die Drehbuchautoren schlichtweg übertrieben. Während die Songs im ersten Teil noch ins Geschehen mit eingeflochten wurden, ertrinkt die Fortsetzung fast in Gesang. In nahezu jeder Szene wird die Handlung mit einem Lied unterlegt, das nicht nur schwer zu verstehen ist, sondern auch ab einem gewissen Punkt nur noch stört. Hinzu kommt, dass die Story kein Klischee auslässt, bevor sie in ihr vorhersehbares Ende mündet. So werden verschiedene Märchen miteinander verbunden, und Disney bedient sich ungeniert an anderen eigenen Filmen. Der Film „Verwünscht nochmal“ mag eine jüngere Zielgruppe ansprechen, allerdings ist er nicht mit den Fans des ersten Teils mitgewachsen.
Von Emma Fiedler
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