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Uni oder FH – wo soll ich studieren?

Uni oder FH – wo soll ich studieren?
Foto:  Mateses Fields/Unsplash

Bald beginnt die Bewerbungsphase für Studiengänge. Was passt besser: Uni oder Fachhochschule? MADS-Autorin Jacky hat beide Hochschulen besucht – und berichtet von ihren Erfahrungen.


„Ich hab‘ sie wirklich lieb“, scherzt unser Marketing-Dozent, dann wird er ernster: „Die Präsentation war aber wirklich nichts.“ Es ist das vierte Semester meines BWL-Bachelorstudiums an der Fachhochschule und die nächsten 20 Minuten sind für mich wirklich nicht cool: Zusammen mit meinen 30 Kommilitonen kauen wir durch, warum der Vortrag meiner drei Freundinnen und mir, nunja, nicht das Gelbe vom Ei war.

Drei Jahre später und mitten im BWL-Master an der Uni hätte ich mir genau diese Situation manchmal gewünscht: Ich halte selten – eigentlich fast nie – Vorträge. Wenn das doch mal passiert, dann in möglichst kurzer Zeit und vor Leuten, die ich teilweise noch nie gesehen habe. Und Feedback? Das versuche ich erstmal aus dem Gesicht des Dozenten abzulesen. Ob es dann gut war oder nicht, sagt mir meist erst die Note – in einem Online-Portal.

Für mich sind diese zwei Situationen ziemlich plakativ für das, was meine jetzige Universität und meine damalige Fachhochschule unterscheidet. Ich wollte unbedingt beides sehen, weil ich nicht wusste, was eher zu mir passt. Spoiler: In meinem Fall war es die FH. Und zwar mit klarem Vorsprung. Was besser ist, lässt sich trotzdem nicht pauschal sagen – sondern ist absolut typabhängig.

Andere Lernkonzepte, gleiche Jobchancen

„Kleine Studiengänge, praxisnah, leichter reinzukommen“, charakterisiert Zeit Campus, was eine Fachhochschule ausmacht. Und es stimmt. Man braucht nicht zwingend das Abitur, um eine FH besuchen zu können. Es reicht, wenn man die Fachhochschulreife erlangt hat. Dass Fachhochschulen deshalb schlechtere Jobchancen als Universitäten bieten, ist ein längst überholtes Vorurteil.

Wirtschaftswissenschaftler Christian Ernst von der technischen Hochschule Köln fasste kürzlich das Ergebnis seiner Studie zu Jobchancen von Akademikern so zusammen: Es dränge sich der Eindruck auf, „dass viele Unternehmen Akademiker suchen, ohne im Detail zu sehr zwischen Universität und Fachhochschule sowie Bachelor und Master zu differenzieren“. Beim Thema Jobchancen sind FH und Uni also offenbar gleichauf. Für die eigene Auswahl solltet ihr euch also andere Fragen stellen. Fangen wir mal an.

Egal, ob Uni oder FH – der Abschluss öffnet das Tor in die Job-Welt.
Quelle: Honey Yanibel Minaya Cruz/unsplash

Klassenfeeling oder Hörsaal?

Warum ich finde, dass ich der Fachhochschul-Typ bin, hat bei mir vor allem an der Klassenatmosphäre gelegen. Etwas mehr als 30 Studenten zählte die
„Gruppe C“ – das war meine Studiengruppe, mit der ich fast alle Kurse gemeinsam hatte. Mit Name riefen uns die Dozenten auf, wenn wir uns meldeten – oder ermahnten uns, wenn wir mal nicht zuhörten. Unser Stundenplan war größtenteils vorgeschrieben. Klingt verschult? Jep. Ist es. Das hatte aber ziemlich viele Vorzüge: Wie toll es ist, sich nicht durch einen Dschungel von möglichen Kursen kämpfen zu müssen, um nach acht Versuchen endlich einen Stundenplan erstellt zu haben, lernte ich erst an der Uni zu schätzen. Auch gab es an der FH meist ein ausführliches Feedback zu sämtlichen Aufgaben. Das war eben nur als kleine Klasse möglich – ein Kulturschock im Vergleich zur Schule blieb also erstmal aus.

Den hatte ich dafür an der Uni. Wenn ich verschlafen in einen Hörsaal stolperte, kannte ich manchmal niemanden. Im BWL-Master waren wir schließlich rund 200 Studierende. Ausführliches Feedback war auf einmal ein Luxusgut, auch war es nicht mehr so leicht, Fragen in der Vorlesung zu stellen: Manchmal war das im riesigen Hörsaal nur mit Mikrophon möglich. Wenn Dozenten Beteiligung ermutigten, meldeten sich oft 20 Studenten gleichzeitig – bis ich da dran bin, hab‘ ich meine Frage doch längst vergessen? Gewisse Vorzüge hatte die große Studierendengruppe aber auch: Wenn ich mal nicht zuhörte, blieb das unbemerkt. Vorlesung verschlafen? Kein Problem! Das merken höchstens meine Freunde, mit denen ich anschließend in die Mensa wollte.

Kein Klassenfeeling mehr: Im Hörsaal sind oft mehrere 100 Studierende. Quelle: Edwin Andrade/unsplash

Hausaufgaben oder Bibliothek?

Bemerken werden die Professoren auch nicht, ob ihr lernt. Das ist nicht immer gut: Oft stand ich während des Uni-Masters bei Semesterende vor einem riesigen Berg nicht gelernter Skripte. Und vor einem Nervenzusammenbruch. 14-Stunden-Schichten in der Bibliothek waren also keine Seltenheit. So schön die Parties, Sportsessions und Ausflüge anstelle von Vorlesungen auch waren – unter dem Deckmantel der Anonymität hab ich mir doch öfters zu viel Freizeit gegönnt. Kein Wunder, dass meine Uni-Freunde und ich zum Semesterende nur mit großen Kaffeetassen und noch größeren Augenringen anzutreffen waren.

In der „Gruppe C“ war das anders. Klar, die Klausurenphase war auch stressig. Aber vieles hatten wir auch schon im Semester erledigt. Durch viele kleinen Projekten, Präsis und Abgabeterminen waren wir viel mehr gezwungen, dran zu bleiben. Das hat sich zwar manchmal schwer nach Hausaufgaben und Schule angefühlt – war für mich aber sicher die bessere Einteilung. Also war auch hier mein Selbstattest: Ganz klar der FH-Typ.

Forschung oder Praxis?

Nicht ganz so klar fiel mein Attest beim Unterrichtsstoff aus. Hier hat mir beides sehr gut gefallen – obwohl es gänzlich anders war. Das gängige Klischee der praxisnahen FH und der forschungslastigen Uni kann ich für mein Studentenleben bestätigen. Lesen und verstehen schien die Devise an der Uni – wir setzten uns viel mit Forschungsarbeiten auseinander. Welchen Beitrag wichtige Personen wie Adam Smith, Keynes und Marx zur Wirtschaft geleistet haben, kann ich grob einordnen. Und ich weiß recht gut, wie man eine wissenschaftliche Statistik entwickelt – ziemlich coole Sache, wie ich finde. Darauf basiert schließlich das meiste, was wir wissen.

Bloße Theoriearbeit stand an der FH nur selten an der Tagesordnung. Statt lesen hieß es vielmehr: Vortragen! Natürlich mussten wir dafür auch recherchieren. Aber ob wir auch das 7. Kapitel im Buch von Professor Müller gelesen hatten, interessierte hier weniger. Viel wichtiger war unsere Projektarbeit – Pläne schmieden und sie möglichst kreativ und betriebswirtschaftlich Umsetzen. Ein guter Vortrag zum Projekt durfte selten fehlen. Unser Unterricht war also eher ein Job-Training. Das hat mir viel Spaß gemacht – auch, weil es Teamwork war.

Also: Uni oder FH?

Letztendlich muss jeder selbst wissen, was besser passt. Persönlich hat mich die FH weitergebracht. Das liegt vor allem daran, dass ich vor meinem Bachelorstudium eher introvertiert war – das hat sich mit all den Präsentationen geändert. Auch das Lernen als Klasse hat mir gefallen. Dass die Fachhochschule mein Ding war, lag also vor allem an mir als Person. Wer noch unschlüssig ist, ob es an die Uni oder die FH gehen soll, sollte möglichst viele Freunde und Bekannte ausfragen, sich online informieren – und Erfahrungsberichte lesen. Dieser ist schon mal ein Anfang.


Über den Autor/die Autorin:

Jacqueline Hadasch

Jacqueline (24) studiert BWL. Das passende Klischee bedient sie aber wenig. Sie schreibt gern über Nachhaltigkeit und geschichtliche Themen und hat eine Vorliebe für Kaffee.

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