
Überraschend sensibel: So klingt „Habibi“ von Nura

Erst derbe, jetzt soft: Nachdem Rapperin Nura die Battlerap-Szene aufgemischt hat, ist ihr neues Album „Habibi“ überraschend kuschelig.
Hätte Selbstbewusstsein einen zweiten Vornamen, wäre er Nura. 2017 mischte die Berliner Rapperin mit Kollegin Juju als SXTN die männerdominierte Battlerap-Szene Deutschlands auf: Zwei Frauen, die derben, aggressiven Hip-Hop à la Haftbefehl machen – das gibt es selten.
Vier Monate nach der Trennung von Juju ist nun Nuras Solo-Debüt „Habibi“ erschienen. Darauf zeigt die in Saudi-Arabien geborene Nura Habib Omer eine unerwartet sensible Seite: In „Ohne Sinn“ erzählt sie mit Bausa von unerwiderter Liebe, „Babe“ ist mutmaßlich ihrem kürzlich verstorbenen Freund Samson Wieland gewidmet.
Zweisamkeit steht im Zentrum ihrer Platte – das zeigt schon der Feelgood-Opener „Chaya“ mit Gaststar Trettmann. Softer Dancehall-Trap und griffige Hooks dominieren den Titelsong „Habibi“, der ebenso viel Hitpotenzial hat wie „Radio“ oder die Party-Hymne „Laut“. Nuras Hang zum Vorlaut-Vulgären blitzt in „Was ich meine“ oder „Keiner hat gefragt“ kurz auf, doch der aggressive Unterton ist weg.
Thematisch bleiben die Texte so kuschelig wie der Albumtitel: Das arabische Wort „Habibi“ bedeutet Liebling – Nura mit Herz statt Hau-drauf-Attitüde ist anders, aber trotzdem gut.
Von Sarah Seitz