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Tierisch jung: Wie es ist, als junger Mensch die Verantwortung für ein Haustier zu haben

Tierisch jung: Wie es ist, als junger Mensch die Verantwortung für ein Haustier zu haben
Foto: Privat

Obwohl sie Geld und vor allem Zeit kosten, schaffen sich immer mehr Azubis, Studenten und Berufseinsteiger Haustiere an. Kann das eigentlich gut gehen?


Studium mit Hund

Montys Einstieg ins Leben war kein leichter. Eingepfercht in einen kleinen Vogelkäfig wurde der spanische Wasserhund-Mix als Welpe vor einem Tierheim in Spanien abgestellt – gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern. „Und damit hatte Monty sogar noch Glück – in Spanien werden viele Hunde getötet, wenn sie niemand haben will“, meint Friederike Wünsch, die Monty über eine Tierschutzorganisation gefunden hat. 

Wasserhund Monty begleichtet Friederike (26) überall mit hin – natürlich auch in den Urlaub

Dass die 26-Jährige einen Hund aus dem Tierheim haben wollte, war ihr schon immer klar. „Einem Tier, das vielleicht auch nicht so gute Erfahrungen gemacht hat, wollte ich einfach ein neues Zuhause und eine neue Chance bieten.“ Deshalb adoptierte sie Monty im April 2013. Seitdem hat sich in Friederikes Leben vieles verändert. 

Während andere in ihrem Alter nach der nächtlichen Party ins Bett fallen, geht sie anschließend noch eine Runde mit dem Hund. Statt den ganzen Sonntag im Schlafanzug auf der Couch zu verbringen, muss sie dreimal täglich mit Monty spazieren gehen. Und auch sonst dreht sich in Friederikes Alltag vieles um ihr Haustier: Sogar in die Vorlesungssäle der Uni Hannover wurde sie von Monty begleitet. Solange Dozenten und Uni das erlauben, ist das nämlich kein Problem.

Seit einigen Monaten leben die beiden nun in einer WG in Hamburg. „Anfangs hatte ich Bedenken, ob Monty sich mit meinen männlichen Mitbewohnern arrangieren kann“, erklärt sie. „Gerade vor Männern hatte Monty wegen seiner schwierigen Vergangenheit immer Angst, doch in der WG kommt er zum Glück super klar.“ 

Selbst zur neuen Arbeitsstelle kann Friederike ihren Hund mitnehmen – definitiv keine Selbstverständlichkeit. Gerade um solche organisatorischen Aspekte müssen sich junge Haustierbesitzer aber frühzeitig kümmern – das weiß auch Beate Kaminski vom Tierschutzverein Für Berlin. „Mit einem Tier ändert man sein Leben grundlegend, und die Entscheidung für ein Haustier sollte niemals leichtfertig getroffen werden“, sagt Kaminski. „Natürlich gibt es immer mal wieder Menschen, die zu uns ins Tierheim kommen und sich direkt in ein Tier verlieben, doch das reicht nicht aus.“ Ob ein Tier in den Alltag einer Person passt, finden die Mitarbeiter des Berliner Tierheims über eine Befragung heraus. Etwa das Alter eines Interessenten spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Auch mit 18 Jahren bekäme man demnach ein Tier – das allerdings nur, wenn Haustier und Besitzer zusammenpassen. 

„Grobe Vorstellungen von seiner Zukunft sollte man vor der Anschaffung eines Tieres schon haben“, meint Kaminski. „Wenn man vorhat, gerade in jungen Jahren, noch viel zu reisen oder man mit einem Job im entfernten Ausland liebäugelt, ist vielleicht einfach noch nicht der ideale Zeitpunkt für ein Haustier gekommen. Katzen und Hunde können immerhin schon einmal an die 20 Jahre alt werden – exotische Tiere noch viel älter.“ Dass sich Studenten, Azubis oder WGs ein Tier anschaffen, hält Kaminski dennoch nicht für unmöglich. „Auch die Charaktere der Haustiere unterscheiden sich, so gibt es eben auch stressresistente Hunde, die länger alleine sein können.“

Akzeptiert die Uni Hunde? Hat der Bürokollege vielleicht eine Hundehaarallergie? Solche Fragen sollte man sich vor der Anschaffung eines Haustieres beantworten. Friederike hat das gemacht und mithilfe ihrer Eltern und Freunde ihren Alltag an Monty angepasst. „Mit einem Hund ist man eben nie mehr ganz ungebunden“, sagt Friederike. „Dennoch möchte ich Monty in meinem Leben nicht mehr missen – für mich ist er mein wichtigster Alltagsbegleiter.“

Nina Hoffman

Ausschlafen? Nicht mit Ares und Odin

Antonia mit ihren zwei Katzen Ares und Odin

Neben ihrem Vollzeitjob als Krankenschwester macht Antonia noch ein Fernstudium in Psychologie. Eigentlich genug Arbeit, sollte man meinen. Doch die Hamburgerin kümmert sich auch noch um ihre Kater Odin und Ares. Genau wie ihr Freund ist die Krankenschwester mehrere Stunden am Tag nicht Zuhause. Wird man seinen haustieren so gerecht? „Zum Glück wollen die meisten Katzen nicht allein gehalten werden und beschäftigen sich gegenseitig“, sagt Antonia. Odin und Ares könnten so gut ein paar Stunden alleine bleiben, ohne sich zu langweilen.

Viel Arbeit hat sie natürlich trotzdem mit den beiden Katern, „die wollen ja Futter und ein sauberes Klo haben“, sagt Antonia. Und Sie muss sich einschränken: Spontan wegfahren oder einfach mal Ausschlafen? Nicht mit Ares und Odin. „Die Kater sind für mich eine Konstante geworden – durch sie fühle ich mich auch nie einsam. Das gleicht aus, dass sie manchmal was kaputt machen oder mich nicht schlafen lassen“, erzählt die Studentin.

Isabelle Triechert

Nina hat Ratten im Haus

Nina (23) kümmert sich um sechs Farbratten

Ratten sind ekelig? Das sieht Nina Behrens aus Hohenhameln anders – seit sechs Monaten lebt sie mit sechs Farbratten zusammen. Und damit trägt die 23-Jährige Studentin auch die Verantwortung für die Tiere, denn Ratten benötigen mehr Zeit, als man denkt. Sie brauchen täglich Futter und Wasser, benötigen Auslauf und einen sauberen Stall: das kostet Geld und nimmt viel Zeit in Anspruch. „Ich kann nicht spontan übers Wochenende weg fahren oder sogar in den Urlaub fliegen“, erklärt Nina. Alles muss genau geplant sein. 

Wenn sie wegfährt, braucht sie jemanden, der täglich nach den Tieren schaut – mitnehmen, wie einen Hund, kann sie die Ratten nicht. Aber das gestaltet sich besonders bei Ratten gar nicht so einfach, denn die sind ja bekanntlich nicht bei jedem beliebt. Die meisten haben Vorurteile, sind eher abgeschreckt. „Aber Jeder, der sie bis jetzt kennengelernt hat, hat diese abgelegt – sogar meine Mutter“, freut sich Nina. Und das nicht ohne Grund: Ratten sind absolut soziale und intelligente Tiere. Wie sie untereinander leben und wie sie Nina in ihre Gemeinschaft mit einbinden, findet die Studentin faszinierend. 

Obwohl ihre Haustiere viel Zeit benötigen, passt es gut in ihren Zeitplan. Als Studentin bleibt jeden Tag genug Zeit, um sich um die Tiere zu kümmern und mit ihnen zu spielen. Besonders vorteilhaft: Ratten sind dämmerungsaktiv. Sie schlafen also den ganzen Tag und sind nur morgens und abends wach. Zeiten, zu denen die Studentin fast immer zuhause ist.

Amelie Rook

Fischkampf im Aquarium

Seit er zwölf Jahre alt ist, hat Friedrich (19) ein Aquarium

Friedrich fing klein an. Mit zwölf Jahren kaufte er sich einen Goldfisch, Guppys und Welse, weil er neben seinen Katzen noch weitere Haustiere haben wollte – nur nicht ganz so „anstrengende“. Bereits ein Jahr später stieg er vom kleinen auf ein ein 200 Liter Aquarium um. „Die Fische haben mir einfach so gut gefallen“, erzählt Friedrich. Doch Fisch ist nicht gleich Fisch. Plötzlich ging es in seiner kleinen Oase drunter und drüber: Zwei Fischarten bekämpften sich, fraßen die liebevoll ausgewählten Wasserpflanzen auf und Friedrich wusste nicht, wie er das Aquarium säubern sollte. 

Mittlerweile ist der heute 19-Jährige routiniert, wenn er alle zwei Wochen das Wasser wechselt, die Scheiben putzt und einmal im Monat den Filter reinigt. Trotzdem dauert die Prozedur mehrere Stunden – Zeit, die er neben seinem Medizinstudium in Berlin manchmal nicht hat. „Es macht aber nichts, wenn ich das erst eine Woche später erledige“, sagt Friedrich. Dafür sind seine Haustiere ein echter Stressabbauer:  „Fast jeden Tag füttere ich die Fische. Nach einem anstrengenden Tag finde ich es sehr beruhigend, den Fischen beim Fressen zuzusehen“, schwärmt er. Deshalb musste das Aquarium auch unbedingt aus dem brandenburgerischem Beeskow mit nach Berlin ziehen. Nun steht es im Wohnzimmer seiner Wohnung, die Friedrich sich mit seinem Zwillingsbruder teilt. In den Semesterferien ist er zuhause – und fährt eineinhalb Stunden in die Hauptstadt fahren, um sich um seine Haustiere zu kümmern. 

Jeffrey Ji-Peng Li

Keine Zeit für ein Haustier? So kannst du dennoch Zeit mit Tieren verbringen

Für Hundefans bietet sich das ehrenamtliche Gassigehen an. Viele Tierheime freuen sich über die kostenlose Unterstützung. Ob eine vorangehende Schulung notwendig ist, um mit den Tieren spazieren zu gehen, steht auf den jeweiligen Webseiten der Heime.

Wer keine Angst vor dem Umgang mit Jungtieren oder Wildtieren hat, kann etwa beim Tierschutzverein Berlin eine Pflegestelle übernehmen. Das bietet sich beispielsweise in den Semesterferien an, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht, sich um Tierkinder oder Hundesenioren zu kümmern. Die Pflegestellen sind zeitlich zwischen drei Wochen und drei Monaten begrenzt. Futter, Zubehör und gegebenenfalls Medikamente werden gestellt.

Einige Tierheime bieten Praktikumsstellen an. In dieser Zeit kann bei der Tierpflege aber auch bei der Organisation der Arbeit mit den Tieren unterstützt werden.

Traumatisierte Katzen benötigen Zeit und Zuwendung, um zu genesen. Als Streichelpate kann man beim Tierschutzverein Berlin wöchentliche Besuche in den Katzenhäusern abhalten, um die Tiere zu streicheln und mit ihnen Zeit zu verbringen. 

Nina Hoffman


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