Sommerlektüre: Sechs Buchtipps für die Ferien
Ob am Strand, im Park oder zu Hause in Quarantäne: Bücher machen die Ferienzeit einfach besser. Ein spannender Thriller, eine romantische Erzählung oder eine humorvolle Lektüre dürfen im Sommer nicht fehlen. Sechs Empfehlungen aus der MADS-Redaktion.
MADS-Buchtipp Nummer 1: Vom Ende zum Anfang
Kommissarin Hulda ist keine einfache Frau – das meint zumindest ein Großteil ihrer männlichen Kollegen. Hartnäckig widmet sie sich ihren Fällen und knüpft dabei nicht nur Freundschaften. Das Ergebnis: Sie soll frühzeitig in den Ruhestand gehen. Immerhin überzeugt sie ihren Vorgesetzten davon, noch einen letzten Fall aufzurollen. Hulda setzt sich zum Ziel, den Tod einer jungen Asylbewerberin aufzuklären – ein Fall, den ihre Kollegen längst abgeschlossen haben. Dem isländischen Autoren Ragnar Jónasson gelingt es in seinem Roman „Dunkel“, eine charakterstarke Protagonistin zu kreieren. In „Insel“ und „Nebel“ (je 15 Euro) setzt er die Erzählung über die willensstarke Kommissarin fort – oder besser zurück. Anders als in den meisten Thriller-Reihen erzählt Jónasson die Geschichte rückwärts. Langweilig? Überhaupt nicht. Denn der Autor löst entscheidende Rätsel erst in den nachfolgenden Teilen auf – und hält die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht.
Spannung: ★★★★★
Romantik: ★
Humor: ★★
Suchtfaktor: ★★★★
Von Nina Hoffmann
MADS-Buchtipp Nummer 2: Liebe ist nicht diplomatisch
Der britische Kronprinz Henry und Alex, der Sohn der amerikanischen Präsidentin, können sich nicht ausstehen. Schon lange kriselt es zwischen den beiden. Bei einem Staatsbesuch in England eskaliert der Streit. Schnell verschlechtern sich die Beziehungen zwischen den USA und dem britischen Königshaus. Zur Schadensbegrenzung müssen die beiden jungen Männer nicht nur ihre Versöhnung vortäuschen, sondern der Welt eine langjährige Freundschaft vorspielen. Dass das Schauspiel eine Anziehung weckt, die über eine Freundschaft weit hinausgeht – damit haben sie nicht gerechnet. Und so gerät plötzlich nicht nur die Wiederwahl von Alex‘ Mutter ins Wanken. Autorin Casey McQuiston nimmt Leserinnen und Leser mit in das Jahr 2019 – und in eine Welt, in der Trump nie existierte, in der dafür aber eine Menge romantischer Anziehungskraft herrscht. „Royal Blue“ (12,99 Euro) steckt voller positiver Energie, Einfühlsamkeit, Witz, Leidenschaft und Sex.
Spannung: ★★★
Romantik: ★★★★★
Humor: ★★★★
Suchtfaktor: ★★★★★
Von Florentine Pramann
MADS-Buchtipp Nummer 3: Skurriler Roadtrip
Ein Schriftsteller, seine todkranke Mutter und Plastiktüten voller Geld auf einem nicht ganz freiwilligen Roadtrip durch die Schweiz – so lässt sich Christian Krachts neuer Roman „Eurotrash“ (22 Euro) zusammenfassen. Es klingt skurril, und das ist es auch. Doch das Buch ist mehr als das, und vor allem ist es mehr als die Fortsetzung von Krachts Debüt „Faserland“ (1995), auch wenn der Verlag es gern als solche vermarktet. Man muss den Vorgänger nicht gelesen haben, denn nicht nur ist der Erzählton ein anderer, auch die Zeiten haben sich geändert. In kurzen Episoden rechnet Krachts gleichnamiger Ich-Erzähler mit der familiären Vergangenheit ab und kommentiert voller Anspielungen die Gegenwart. Er ist reflektiert, macht keinen Bogen um unliebsame Themen und agiert selbstironisch. Was autobiografisch und was Fiktion ist, verschwimmt, sowohl Rahmenhandlung als auch Binnenerzählungen sind augenzwinkernd. Was bleibt, ist eine gefühlvolle Liebeserklärung an die Mutter.
Spannung: ★
Romantik:
Humor: ★★★★
Suchtfaktor: ★★★
Von Annika Eichstädt
MADS-Buchtipp Nummer 4: Auf tödlicher Heimreise
Im dritten und letzten Teil der „Vanitas“-Reihe beendet die Protagonistin Carolin ihr Versteckspiel. Jahrelang war sie auf der Flucht vor dem Clan, dem sie einst gedient hatte. Nun will sie ihn zu Fall bringen. Ihr Plan ist riskant, entsprechend paranoid bewegt sich die ehemalige Passfälscherin durch ihre Heimatstadt Frankfurt. Sie ist immer darauf bedacht, nicht zwischen den beiden brutalen Gruppen zerrieben zu werden, die sie gegeneinander aufwiegeln möchte. Dabei entgeht sie oft nur haarscharf dem Tod. Unter keinen Umständen darf sie enttarnt werden. Denn was die Karpins mit ihren Feinden anstellen können, weiß sie nur zu gut. „Vanitas – Rot wie Feuer“ (16,99 Euro) ist ein Thriller von der Bestsellerautorin Ursula Poznanski, die auch für ihre grandiosen Jugendbücher bekannt ist. Mit diesem Werk richtet sie sich aber nicht an ihre jüngsten Leser: Die Geschichte ist blutig, brutal und unfassbar spannend.
Spannung: ★★★★★
Romantik: ★
Humor: ★★
Suchtfaktor: ★★★
Von Finn Bachmann
MADS-Buchtipp Nummer 5: Einstieg in die Lyrik
Lyrik – das klingt nach großen Gefühlen wie Liebe und Trauer, nach Gedichtanalyse im Deutschunterricht, nach Goethe und Schiller. Doch Influencerin und Autorin Orion Carloto beweist mit ihrem Gedichtband „Film for Her“ (17,02 Euro), dass auch alltägliche und scheinbar banale Momente als Inspiration für Lyrik dienen können und Gedichte nicht nur in die Schule gehören. Menschen, Orte und Erinnerungen hält sie in dem Band mithilfe von Gedichten, Filmfotografien, Prosa und Kurzgeschichten fest. Wie ein visuelles Tagebuch führt „Film for Her“ die Leserinnen und Leser durch Teile von Carlotos Leben – und animiert dazu, den eigenen Alltag zu romantisieren und bewusst nach dem Schönen zu suchen. Die Ästhetik ihres Instagram-Accounts zieht sich dabei durch jede Seite. Das Buch ist in Englisch verfasst und eignet sich mit 192 Seiten als Sommerlektüre für alle, die einen Einstieg in die Welt der Lyrik wagen, sich aber nicht gleich an Shakespeare versuchen wollen.
Spannung: ★
Romantik: ★★★★★
Humor: ★
Suchtfaktor: ★★
Von Marie Bruschek
MADS-Buchtipp Nummer 6: Ein letzter Fall
Vom Streifendienst hatte sich Kommissar Max Bischoff nach einem traumatisierenden Einsatz eigentlich längst verabschiedet. Stattdessen bringt er nun der neuen Generation von Polizisten als Dozent das nötige Handwerkszeug bei. Als ihn ein verzweifelter Vater um Hilfe bittet, kann er jedoch nicht widerstehen. Zumal sich dieser Fall als besonders kurios erweist: Die jahrelang totgeglaubte Tochter des hilflosen Mannes ist plötzlich wieder aufgetaucht. Scheinbar grundlos will sie ihren Vater töten. Und dann verschwinden erneut Kinder. In „Mörderfinder“ (15,99 Euro) zeichnet Arno Strobel eine faszinierende Hauptfigur zwischen Resignation und Faszination für den Polizeiberuf, für die die Festnahme von Straftätern im Spannungsverhältnis zur eigenen Sicherheit steht. Der fordernde und aufregende Thriller zeigt zudem, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann – und welche fatalen Folgen das haben kann.
Spannung: ★★★★★
Romantik: ★
Humor: ★★
Suchtfaktor: ★★★
Von Finn Bachmann
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