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„Side eye“, „Goofy“ oder „NPC“: Welches Jugendwort sollte gewinnen?

„Side eye“, „Goofy“ oder „NPC“: Welches Jugendwort sollte gewinnen?
Foto: picture alliance / dpa | Oliver Berg

Jedes Jahr dasselbe Spiel: Das Jugendwort des Jahres wird vom Langenscheidt-Verlag gekürt. Die Finalisten stehen inzwischen fest: „Side eye“, „Goofy“ und „NPC“. Jumana, Julia und Myron aus dem MADS-Team argumentieren für ihre Favoriten.


„Side eye“ sollte das Jugendwort des Jahres werden

„Side eye“ steht für einen missbilligenden Blick von der Seite. Dabei spiegelt der Blick wider, was man gerade denkt: Skepsis, Spott oder auch Doppeldeutigkeit können damit ausgedrückt werden. Nur statt physischer Handlung eben mit diesem Begriff.

Der Ursprung ist ein älteres Meme namens „Side Eyeing Chloe“. In diesem Video verkünden Eltern ihren beiden Töchtern, dass sie ins Disneyland fahren. Während Chloes ältere Schwester von der Freude überwältigt in Tränen ausbricht, schaut Chloe mit einem skeptischen Blick in die Handykamera – das „Side eye“ war geboren.

Das Jugendwort wurde jedoch vor allem durch den viralen Tiktok-Sound „bombastic side eye, criminal offensive side eye“ in diesem Jahr geprägt. Dieser Satz wurde mittlerweile in mehr als 360.000 Tiktoks genutzt, Videos mit diesem Sound haben teilweise Millionen von Aufrufen. Zudem wurde der originale Sound geremixt und mit Musik unterlegt, sodass etliche virale Varianten auf Tiktok, Instagram und Co. kursieren.

Damit ist dem „Side eye“ nicht mehr zu entgehen. Der Ausdruck ist bei vielen Jugendlichen Teil des alltäglichen Sprachgebrauchs geworden, während „NPC“ nicht nur für Erwachsene, sondern für viele Teenager außerhalb der Gaming-Bubble eher unklar bleibt. „Goofy“, Kandidat Nummer drei, hat ebenfalls nie dieselbe Präsenz wie das „bombastic side eye“ erlangt. Schließlich passieren derzeit wirklich genug Dinge, auf die man ein „Side eye“ werfen sollte.

Von Jumana Ibrahim

„Goofy“: Endlich ein positiver Ausdruck

„Goofy“ – das meint nicht den Hund, sondern ist ein Adjektiv und bezeichnet etwas Albernes, Komisches. Man sieht schon: „Goofy“ ist kein erniedrigendes Wort. Vielleicht ist das bereits die größte Stärke des Kandidaten für das Jugendwort 2023. Denn oftmals – so ja auch bei den anderen Kandidaten „NPC“ und „Side eye“ – wird Jugendsprache verwendet, um abzuwerten. „Goofy“ hingegen mutet liebenswürdig, sympathisch und positiv an. Wie wäre es, wenn ein Wort mit diesen Eigenschaften ausnahmsweise unsere Generation repräsentiert?

Darüber hinaus könnte das Jugendwort „Goofy“ auch endlich eine Brücke zwischen den Generationen schlagen. Wir erinnern uns an das vergangene Jahr, als Gewinner „Smash“ (mit jemandem schlafen wollen) zu diversen Missverständnissen führte. Prominentes Beispiel: Als Moderator Carsten Hädler in einer viral gewordenen Abmoderation zu seiner Kollegin sagte: „Ich smashe total gerne mit dir. Hier im Studio. Wenn wir zusammenarbeiten.“ Beim Wort „Goofy“ wird das eher nicht passieren, schließlich kennen auch ältere Generationen den Charakter aus „Mickey Mouse“ und können sich wohl etwas unter dem Wort vorstellen.

Fazit: „Goofy“ verbindet, „Goofy“ ist positiv und somit der perfekte Kandidat für das Jugendwort 2023.

Von Julia Huber

Jugendwort des Jahres 2023? „NPC“!

Der zweifellos humorvollste Finalist für das Jugendwort des Jahres ist „NPC“. Die Abkürzung stammt aus dem Gaming-Jargon und steht für „Non-playable character“, also eine Spielfigur, die sich nicht aktiv steuern lässt. NPCs finden sich in zahlreichen
Computerspielwelten und stehen dort so lange herum, bis sich jemand für sie interessiert. Auch in der Jugendsprache ist ein „NPC“ genau das: eine Person, die nicht aktiv am Geschehen teilnimmt. Sie spielt keine Rolle, sondern steht wortlos am Rand, bis sie angesprochen wird, das Gegenteil vom „Main character“ also. Die Bezeichnung kann somit nicht nur humorvoll, sondern auch als Beleidigung genutzt werden – nicht ganz so freundlich, dafür umso innovativer.

Beim Thema Beleidigungen mangelt es bekanntlich nicht an Auswahl: Sämtliche Körperteile und -öffnungen von A bis Z wurden schon durchdekliniert, vulgäre Bezeichnungen und bildhafte Kraftausdrücke schockieren schon lange niemanden mehr auf dem Schulhof. Der „NPC“ bringt aber Kreativität in das Geschehen, inmitten einfallsloser Beleidigungen ist er ein kleiner Lichtblick – auch wenn der Verzicht auf Beleidigungen insgesamt wohl besser wäre. Solange sich das aber nicht ändert: Macht den „non-playable character“ zum Jugendwort des Jahres und belohnt wenigstens kreativen Mehraufwand.

Von Myron Christidis

Jugendwort des Jahres: So könnt ihr abstimmen

Bis zum 11. Oktober können Jugendliche (und auch alle anderen) auf der Website des Langenscheidt-Verlags für ihren Favoriten abstimmen. Der Sieger des diesjährigen Votings wird am 22. Oktober bekanntgegeben.


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Über den Autor/die Autorin:

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