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Selbstversuch: Eine Woche ohne Instagram

Selbstversuch: Eine Woche ohne Instagram
Foto:  dpa

Schöne Menschen, die gesundes Essen an luxuriösen Orten verspeisen: Instagram zeigt das schöne Leben. MADS-Autorin Laura hat sich eine Woche von der App verabschiedet.


Eine Acai-Bowl, meine beste Freundin grinsend vor dem Brandenburger Tor und das Sixpack einer Fitnessbloggerin: Ich liege auf dem Bett und scrolle durch meine Instagram-Feed. Als mein Blick auf die Uhr fällt, schrecke ich hoch: 19 Uhr. Ich hätte längst losgemusst, bin gleich verabredet und schon spät dran. Verdammt!

Der Griff zum Handy passiert bei mir ganz automatisch. Kaum habe ich einen ruhigen Moment, klicke ich mich durch die Insta­gram-Beiträge verschiedenster Leute. Dabei fühle ich mich meist nicht mal sonderlich gut: Die schönen Urlaubsbilder machen mich neidisch und beim Anblick der trainierten Fitnessbloggerbäuche in meiner Timeline bekomme ich regelmäßig Selbstzweifel. Bin ich dünn genug?

Weil ich keine Lust habe, mich ständig verunsichern zu lassen, entschließe ich mich zu einer digitalen Auszeit. Dabei soll mir die App Moment helfen. Sie trackt die Zeit, die ich pro Tag am Handy verbringe. Schon der erste Tag ist ernüchternd: Insgesamt bin ich mehr als viereinhalb Stunden am Handy, 97-mal schaue ich auf meinem Sperrbildschirm nach neuen Nachrichten. Für 3 Euro buche ich eine Zusatzoption der App. Nun gibt’s jeden Tag Mini-Challenges und Tipps, wie ich weniger Zeit am Handy verbringen kann.

Die App fordert mich etwa auf, eine Stunde ohne Handy in den Wald zu gehen. Kein Problem, für den Spaziergang brauche ich es nicht. Ich soll auch die Benachrichtigungen bei fast allen Apps ausschalten. Tatsächlich schaue ich so viel seltener auf den Bildschirm. Als die App mich dazu auffordert, deinstalliere ich sogar Instagram – und vermisse kaum etwas. Nur bei Gesprächen mit meinen Freundinnen fühle ich mich etwas außen vor: Das lustige Meme von der Seite Pupity habe ich natürlich nicht gesehen – und dass die Bloggerin Novalanalove gerade im Urlaub ist, weiß ich nur, weil meine Freundin mir das Insta-Bild zeigt.

Obwohl meine Handyzeit nach dem zweiwöchigen Selbstversuchwieder auf knapp viereinhalb Stunden gestiegen ist, bin ich zufrieden. Denn mit dem Experiment haben sich meine Timeline und mein Konsumverhalten verändert: Die Accounts von 15 Sportjunkies und Ex- „Bachelor“-Kandidaten abonniere ich nicht mehr. Stattdessen folge ich lieber Umweltaktivistinnen wie Louisa Dellert. Dadurch weiß ich jetzt, dass „Plogger“ beim Joggen Müll sammeln und lerne viele tolle Fair-Fashion-Labels kennen. Über die Bilder meiner Freunde bin ich auf dem Laufenden, auch wenn wir uns nicht jeden Tag in der Schule sehen. Und wenn ich mal eine Auszeit brauche, habe ich jetzt kein Problem mehr damit, Instagram auch mal von meinem Handy zu löschen.

Von Laura Baumbach


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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