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„Man unterschätzt häufig, was für eine körperliche Arbeit der Reinigungsjob ist“

„Man unterschätzt häufig, was für eine körperliche Arbeit der Reinigungsjob ist“
Foto:  54° / John Garve

Laura Mahnke sitzt normalerweise in einem schicken Wollkleid oder in Stoffhose und Bluse gekleidet am Schreibtisch. Die 19-Jährige hat im September ein duales Studium zur Betriebswirtin bei Bockholdt begonnen. Am Dienstag hat sie ihre übliche Arbeitskleidung gegen ein blaues Polo-Shirt mit dem Firmenlogo, alte Turnschuhe, Jeans und knallgelbe Gummihandschuhe getauscht.

Weg vom Schreibtisch, hinein in Einkaufszentren, Bahnhöfe, Schulen, Hotels, Bürogebäude und Industriebetriebe: „Bockholdt macht blau“ heißt die Aktion, die Laura Mahnkes Arbeitgeber nun schon seit Jahren organisiert – an allen 18 Firmenstandorten im Norden.

Jedes Jahr am 18. Dezember, dem Geburtstag von Firmengründer Hans Bockholdt, haben die rund 400 kaufmännischen Angestellten, Geschäftsführer, Innendienst- und Vertriebsmitarbeiter nicht etwa frei, wie der Mottoname nahelegen könnte. Stattdessen tauscht die Verwaltungscrew den Bürostuhl, den PC und den Stift gegen Eimer, Reinigungstuch und andere Utensilien.

„Mein Mann Jan Bockholdt hat diese Maßnahme 2008 ins Leben gerufen, damit wir stets unser Handwerk, die Gebäudereinigung, im Blick – besser gesagt in den Händen – haben“, erzählt Gülten Bockholdt, die das Unternehmen gemeinsam mit ihm leitet.

Praktisches Verständnis fördern

Während Laura Mahnke sonst derzeit in der Personalabteilung bei der Organisation von Schulungen hilft, Kontakt zu Bewerbern hat und Einstellungstests führt, saugt sie an diesem Tag Staub, wischt Böden, Möbel und Türen ab.

So sieht der Arbeitsplatz bei Laura Mahnke normalerweise aus. Die junge Frau absolviert ein duales BWL-Studium bei Bockholdt. Quelle: privat

„Alle erhalten an diesem Tag einen sehr beispielhaften Eindruck von unserem Kerngeschäft, können so auch mehr praktisches Verständnis für unsere Kunden und Mitarbeiter entwickeln. Es wirkt sehr positiv auf die Wertschätzung für das, was unsere Mitarbeiter tagtäglich bei unseren Kunden leisten“, sagt Gülten Bockholdt.

Julia Schuback, im Unternehmen zuständig für den Bereich Personalentwicklung, ergänzt: „Außerdem lernt man durch den Kontakt zur Basis mal die Leute kennen, die tagtäglich draußen arbeiten, das schafft ein bisschen Nähe und ist einfach nett“, findet sie. Und: „Wenn die Geschäftsführer oder die Chefin in Gummistiefeln, mit Ganzkörperanzug und Hochdruckreiniger vor den Auszubildenden stehen, beeindruckt das schon“, sagt die Personalerin mit einem Schmunzeln. Auch sie schlüpft seit mehreren Jahren in die Arbeitskluft. „Man unterschätzt häufig, was für eine körperliche Arbeit der Reinigungsjob ist“, fasst sie ihre praktischen Erfahrungen zusammen. „Ich bin danach immer viel kaputter als nach einem Bürotag.“

Dienstbeginn: 5 Uhr

Für Laura Mahnke war es ein spannender Vormittag, der schon sehr früh begonnen hat. „Normalerweise fange ich gegen halb acht an zu arbeiten. Für die Aktion war Dienstbeginn 5 Uhr“, erzählt die Auszubildende. „Das müsste ich jetzt nicht jeden Tag haben.“

Für sie war es interessant zu sehen, was die anderen Azubis machen. „Ich sitze ja im Büro und kriege davon sonst wenig mit“. Da sie im ersten Jahr ihres dualen Studiums ist, kannte sie die Aktion bisher nur vom Erzählen anderer.

Manche Kollegen würden an dem Tag in der Industriereinigung große Maschinen oder auch mit Maschinen reinigen. „Das wäre vielleicht noch etwas spannender gewesen, aber für das erste Mal war es ok genau so, wie es war.“ Und dann schlüpft sie wieder in ihre normalen Klamotten.

Familienunternehmen in 3. Generation

Die Bockholdt KG ist ein in dritter Generation geführtes Familienunternehmen.

Mit 18 Niederlassungen, rund 6000 Mitarbeitenden und etwa 100 Auszubildenden zählt es zu den größten Arbeitgebern im Norden.

Die drei großen Einsatzgebiete der Firma sind Gebäudereinigung, Industriereinigung und Klinikreinigung.

Nina Gottschalk

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Über den Autor/die Autorin:

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