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Schulkolumne: Unterricht während der Corona-Pandemie

Schulkolumne: Unterricht während der Corona-Pandemie
Foto: Unsplash.com, Amelie Rook

Helena (25) ist eine von rund 30.000 Lehramtsanwärtern in Deutschland. Was passiert eigentlich hinter der sagenumwobenen Lehrerzimmertür? Wie ist es, Schülerinnen und Schüler zu unterrichten, die nur ein paar Jahre jünger sind als man selbst? Und wie kommt Helena mit dem Druck klar? Davon erzählt sie – unter Pseudonym – in den nächsten 18 Monaten in ihrer neuen MADS-Kolumne: die Referendarin.


Seit den Herbstferien bin ich im „Ausbildungsunterricht“ bei einer Kollegin: Mehrere Wochen begleite ich sie in ihre sechste Klasse. Anfangs ist das entspannt: Stühlchen in die letzte Reihe, zurücklehnen, von ihr lernen. Inzwischen haben wir die Rollen getauscht: Sie sitzt hinten, ich stehe vor dem Smartboard.

Grenzen testen

Die erste Stunde läuft meist gut: Die Schüler sind gespannt: Was passiert nun? Ab der zweiten Stunde geht’s ans Eingemachte. Während Sven mich in ein privates Gespräch verwickeln will, fängt die zweite Reihe an zu singen (kein Scherz) und Kai bearbeitet hinten irgendeinen Draht mit seiner Bastelschere. Sie testen meine Grenzen.

Normalerweise ist das kein Problem. Auch wenn ich kein Schrank mit Bassstimme bin, hole ich mit meiner Körpersprache und Mimik auf. Blöd nur, dass mein Gesicht seit Wochen von einer riesigen FFP-2-Maske verdeckt wird. Wenn ich die Augenbrauen hochziehe, merkt das kein Schüler. Schaue ich einen schüchternen Schüler aufmunternd an, merkt das kein Schüler. Bei Kollegen mit Brille kommt der Kampf mit beschlagenen Gläsern dazu. Ob sie Kai sehen, bevor er sich mit seinem Draht fast ein Auge aussticht?

Anstrengend für alle

Spaß beiseite. Es ist schlimm, wenn ich neue Schüler kennenlerne und sie nie mein ganzes Gesicht sehen. Sie können mich gar nicht einschätzen. War das ein Witz oder ernst gemeint? War die Antwort richtig oder falsch? Sie müssen an der Mimik des Lehrers erkennen, was Sache ist – sonst bleibt fast nur noch die Stimme. Das ist nicht nur für Lehrer auf Dauer anstrengend, sondern auch für Schüler. Außerdem brauchen gerade die Kleinen Menschlichkeit. Empathie wird viel Teil über Mimik und Stimme ausgedrückt. Letztere wird von der Maske noch verzerrt. Mich stellt sie vor große Probleme. Doch ich möchte mir nicht vorstellen, wie sich frisch eingeschulte, oft verängstigte und unsichere Fünft- oder Erstklässler bei einer Einschulung mit Maske fühlen.

Von Helena Fischer


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