Schülerin hat Angst vor Ungeimpften – und lässt sich draußen unterrichten
Wegen einer Vorerkrankung will sich die 13-jährige Yasmin T. aus Hagen nicht in einem Klassenzimmer mit ungeimpften Mitschülern und Lehrkräften aufhalten. Denn die Schülerin hat Angst, sich im Präsenzunterricht mit Corona zu infizieren. Aus Protest sitzt sie nun draußen auf dem Schulgelände.
Die Corona-Inzidenzen steigen überall auf Höchstwerte, im öffentlichen Leben gilt größtenteils 2G plus. Nicht aber in Schulen. Dort ist weiterhin Präsenzunterricht angesagt – unter 3G-Bedingungen. Das kann die 13-jährige Yasmin T. aus Hagen nicht nachvollziehen.
Schülerin sitzt draußen vor der Schule
Yasmin ist vorerkrankt und daher sehr vorsichtig, wie die „Westfalenpost“ berichtet. Sie ist dreifach geimpft, hält sich an das Hygienekonzept mit FFP2-Makse und vermeidet Orte mit ungeimpften Personen. Bevor die Siebtklässlerin in ihrer Freizeit die Theatergruppe des Hagener Stadttheater, ihren Judoverein oder die Junior-Uni Wuppertal besucht, vergewissert sie sich, dass alle Anwesenden geimpft sind. Ansonsten bleibt sie zu Hause.
Einziges Problem: die Schule. Daher orderte die 13-Jährige bei der Schule ein Pult und einen Laptop, sodass sie sich vor das Schulgebäude setzen und von dort am Unterricht teilnehmen kann. Gleichzeitig setzt sie damit ein Zeichen und fordert zum Impfen auf. Ihre Schule unterstützt sie dabei, achtet aber auch darauf, dass sie nicht unterkühlt und bietet ihr einen leeren Raum zum Aufwärmen in den Pausen.
Unsere Schülerin Yasmin ist ein sehr reflektierter junger Mensch und möchte auf Missstände rund um die schulischen Corona-Maßnahmen hinweisen. Das Jugendamt der Stadt @Hagen_Westfalen möchte das verhindern und spricht von Inobhutnahme. #twlz https://t.co/nZL81vGZWP
— Heinrich-Heine-Realschule (@heinereal) January 12, 2022
Kein Distanzunterricht in Schulen
Vermutlich ist Yasmin nicht die einzige Jugendliche in Deutschland, die vor allem in der Schule Angst vor einer Corona-Infektion hat. Denn nach den neusten Corona-Verordnungen gilt für Schulen weiterhin der Präsenzunterricht, während beispielsweise in Unis größtenteils Online- oder Hybrid-Unterricht angeboten wird. Zwar sind sich alle Länder einig, dass FFP2-Masken getragen werden müssen, doch andere Regelungen sind unterschiedlich. In einigen Ländern wie Nordrhein-Westfalen und Hessen ist vorgesehen, dass sich die Schüler und Schülerinnen dreimal die Woche testen lassen. In Berlin müssen sich Geimpfte und Genesen dagegen nicht zwingend testen.
Jugendamt will eingreifen
Nachdem die „Westfalenpost“ den Artikel über Yasmin veröffentlicht hat, schaltete sich das Jugendamt Hagen ein. Zunächst soll mit einem schulpsychologischen Gutachten erreicht werden, dass sich das Mädchen – abseits von Mitschülerinnen und Mitschülern – in einen Raum in der Schule aufhalten und im Warmen am Unterricht teilnehmen kann. Da Yasmin aber bereits das Angebot der Schule auf einen eigenen Raum abgelehnt hat, denkt das Jugendamt über eine Inobhutnahme nach. „Der Protest ist vielleicht gut gemeint, aber es handelt sich um ein 13-jähriges Kind, das bei Wind und Wetter draußen sitzt und das Ganze nicht überblickt“, so Reinhard Goldbach, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales.
Die Schulleiterin Corinna Osman steht weiterhin zu Yasmin und möchte ihr nicht die Entscheidung abnehmen, auch wenn sie ihr weiterhin Alternativen anbietet. „Wenn Yasmin darauf besteht, auf dem Schulhof zu bleiben, dann werden wir sie nicht daran hindern.“
Eine 13-jährige Hagener Schülerin weigert sich, wegen #Corona ins Schulgebäude zu gehen. Stattdessen lernt sie trotz Kälte allein auf dem Schulhof. Die Asthmatikerin hat Angst, sich im vollen Klassenraum mit Corona anzustecken. Dafür hat Schulleiterin Corinna Osman Verständnis. pic.twitter.com/MzItF8R0LI
— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) January 12, 2022
Diskussion auf Twitter
Inzwischen herrscht auch auf Twitter eine Diskussion über Yasmins stillen Protest. Viele bewundern die 13-Jährige und loben den Protest – hoffen aber auch, dass sie auf ihre Gesundheit achtet.
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