Sarah-Lee Heinrich: Kann man ihr alte Tweets vorwerfen?
Unangebrachte Tweets aus dem Jahr 2015 haben im Netz einen Shitstorm gegen die Sprecherin der Grünen Jugend ausgelöst. Die 20-jährige Sarah-Lee Heinrich hat sich bereits für ihre früheren Aussagen entschuldigt. Die Kritik vieler Nutzerinnen und Nutzer geht nun deutlich zu weit, meint MADS-Autorin Jette.
Kann man einer 20-jährigen Politikerin Aussagen vorwerfen, die sie als 13- oder 14-jährige getätigt hat? Ja, meinen offenbar viele Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter. Die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich, steht derzeit im Zentrum eines heftigen Shitstorms, nachdem alte Tweets ihres Accounts aufgetaucht sind. Einer dieser Beiträge stammt aus dem Jahr 2015. Die damals 14-jährige hatte unter einem Tweet mit Hakenkreuz den Kommentar „Heil“ veröffentlicht. Die junge Politikerin äußerte sich bedauernd. Sie könne sich nicht erinnern, diesen Tweet jemals geschrieben und hochgeladen zu haben – dennoch sei das sehr unangebracht gewesen.
Die heute 20-Jährige betonte, dass diese Aussage ihre heutige politische Position in keiner Weise widerspiegle. Sie sei Teil der antifaschistischen Jugendorganisation und kritisiere die Benachteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte. Der Tweet wurde mittlerweile gelöscht.
Politiker müssen sich für Aussagen verantworten
Einerseits sollten sich vor allem Politikerinnen und Politiker für alle Aussagen verantworten können, die sie tätigen. Es ist angemessen, zu dem Gesagten Position zu beziehen und sich gegebenenfalls zu entschuldigen. Anfangs wies Heinrich die Kritik von sich und erklärte, sie werde sich nicht zu allem äußern, was sie mit 14 gedacht und gesagt habe.
Aus Kritik werden Morddrohungen
Wenig später hat Heinrich dann doch Position bezogen und sich entschuldigt. Doch die Kritik wird nicht weniger. Schon zuvor hatte sich Heinrich darüber beklagt, dass Rechte seit ihrer Wahl zur Bundessprecherin versuchen würden, Shitstorms gegen sie zu provozieren. Mittlerweile erhielt Heinrich sogar etliche Morddrohungen. Sie will sich nun zu ihrer eigenen Sicherheit ein paar Tage aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
Sarah-Lee Heinrich: Ihre heutige Position zählt
Zuvor kritisierte Heinrich, dass bei den Screenshots der alten Tweets bewusst weggelassen werde, dass diese aus 2013 und 2014 stammen – zu Recht. Ein entgleister Witz einer 14-Jährigen sollte nicht ihre gesamte spätere Karriere beeinflussen. Die Kritik ist überzogen, und Morddrohungen gehen selbstverständlich immer zu weit. Stattdessen sollte nun zählen, welche Positionen die junge Politikerin heute vertritt und wofür sie sich einsetzt. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was sie vor fünf Jahren im Internet veröffentlicht haben soll.
Von Jette Ihl
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Dieser Artikel geht leider nicht tief genug, denn die meisten der über 2000 gelöschten Tweets sind jünger und wurden nach 2016 getätigt. Auch sind mittlerweile antisemitische und rassistische tweets aufgetaucht, die Israels Siedlungspolitik kritisieren und fordern, Ausländer aus Afrika mit dem Besen zu kehren. Gewaltfantasien und Drohungen sind auch darunter, ausserdem verbreitet sie Verschwörungstheorien zum 11. September (es war ein Inisideejob), die suggerieren sollen, daß der Anschlag durch jüdische Akteure inszeniert wurde. Das ist einfach zuviel !
Israels Siedlungspolitik ist ja auch das allerletzte und klar völkerrechtswidrig! Was gibt es da NICHT zu kritisieren. Das hat allerdings mit Antisemitismus nicht das Geringste zu tun, aber dafür müsste man sich natürlich mal mit dem Problem befassen um das zu verstehen und nicht nur irgendwelche Scheisshausparolen nachblöken.
Dass die Lady vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und sich unreflektiert zu Themen äussert, von denen sie nichts versteht – das triftt auf ungefähr 98% aller deutschen Politiker zu, da ist sie in bester Gesellschaft – allerdings vielleicht noch mit der Entschuldigung der Jugend – die der Rest der Politikerbagage für sich nicht mehr strafmildernd in Anspruch nehmen kann.
Vorurteile und Ausgrenzung zu predigen sind ein nogo für eine moderne Politikerin, gerade sie als People of color (Person aus Farbe) sollte es durch eigene Erfahrungen besser wissen und nicht die Spaltung propagieren. Ihr Judenhass kann wirklich nicht toleriert werden. Sie verbreitet krude Verschwörungstheorien , die jeder Beschreibung spotten und stellt sich mit Queerdenkern auf eine Stufe.