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Sarah Easter Collins‘ „So ist das nie passiert“: Trügerische Familienidylle und lebensnahe Charaktere

Sarah Easter Collins‘ „So ist das nie passiert“: Trügerische Familienidylle und lebensnahe Charaktere
Foto: Dave Lastovskiy/Unsplash

Mehr als 20 Jahre nach dem Verschwinden ihrer Schwester meint Willa, eben diese auf einer Dinnerparty wiedergesehen zu haben. Sarah Easter Collins‘ Debütroman „So ist das nie passiert“ erzählt lebensnah und mitfühlend von Verlust, Trauer und Erwachsenwerden, meint MADS-Autorin Chantal.


Ein langer Holztisch mit leergegessenen Tellern und spärlich gefüllten Weingläsern als Cover lassen ein bizarres Kochbuch vermuten. Doch hinter dem kürzlich erschienenen Debüt „So ist das nie passiert“ von Sarah Easter Collins verbergen sich lebensnahe, miteinander verflochtene Charaktere, die Mitgefühl bei ihren Lesenden auslösen. Das gelingt der Autorin mit wechselnden Ich-Perspektiven und authentischer, flüssiger Sprache, die teils kurze Sätze und eingeschobene Gedankenstränge prägen.

Zwischen Verlust und Hoffnung

Ein Abendessen mit Freunden: Das Buch beginnt aus Robyns Perspektive. Sie und ihre Frau laden ihre Brüder und deren Partnerinnen zu sich ein. Auch Robyns beste Freundin Willa, die schon als Teil der Familie zählt, sitzt mit ihrem fragwürdigen Freund am Tisch, der vor allem durch seine Betrunkenheit auffällt. Schon nach kurzer Zeit kommt neben dem Essen ein altbekanntes Thema auf den Tisch, das Robyn eigentlich tunlichst vermeiden will. Vor mehr als 20 Jahren verschwand Willas jüngere Schwester Laika ohne jegliche Spur. Geprägt von Trauer, Schuldgefühlen und Ungewissheit vernachlässigt Willa seit ihrem Jugendalter alles um sich herum. Bei der Dinnerparty glaubt sie, in einer der Gästinnen ihre einstige Seelenverwandte wiedergefunden zu haben.

Roman schwächelt zum Ende hin

Der Roman erzählt rückblickend, wie es zu Laikas Verschwinden kam. Ob Verbrechen oder Absicht, darüber lässt die Autorin ihre Lesenden lange im Ungewissen. Sie räumt mit einer Familienidylle auf, in der alle Mitglieder eine entscheidende Rolle spielen. Die besondere Beziehung zwischen Robyn und Willa ist beinahe herzzerreißend.

Die bewegende Geschichte schwächelt zum Ende hin. Zu romantisierend für den Rest des Buchs malt Sarah Easter Collins ein zweifelhaftes Bild, das zum Nachdenken anregt, aber eine Unsicherheit hinterlässt, mit der man nichts so recht anfangen kann.


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Über den Autor/die Autorin:

Chantal Moll

Chantal (27) ist als freie Journalistin in Bremen und Hannover unterwegs. Für MADS beschäftigt sie sich am liebsten mit queeren Themen und dem aktuellen Geschehen. Ansonsten steckt sie ihre Nase gerne in Bücher und rezensiert das Gelesene direkt für uns.

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