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Pornhub, Google Maps und Co.: Wie Menschen Russen über den Krieg aufklären

Pornhub, Google Maps und Co.: Wie Menschen Russen über den Krieg aufklären
Foto: Vesa Moilanen/Lehtikuva/dpa

Durch die staatliche Propaganda ist es für die russische Bevölkerung schwer, an wahre Informationen über den Krieg gegen die Ukraine zu kommen. Um die Menschen in Russland zu erreichen, nutzen einige nun unkonventionelle Methoden wie die Pornoplattform Pornhub.


Die Regierung Russlands verbietet unabhängige Berichterstattung. Sich über ausländische Nachrichtendienste zu informieren ist ebenfalls verboten, und soziale Netzwerke werden stark zensiert oder komplett gesperrt. Die einzigen regelmäßigen Updates, die der russischen Bevölkerung über den Krieg gegen die Ukraine zur Verfügung stehen, sind vom Kreml gesteuerte Propaganda. Demnach führe Russland keinen Krieg mit seinem Nachbarland, sondern befreie es von Nationalsozialisten und Drogenhändlern.

Pornhub: Politischer Widerstand statt Pornos

Viele Menschen versuchen nun, die russische Bevölkerung auf anderen Wegen zu erreichen. Um zu berichten, was wirklich in der Ukraine passiert, werden sie kreativ. Mehrere Pornodarstellerinnen und Darsteller haben Videos auf der Plattform Pornhub hochgeladen, in denen sie sich nicht wie sonst beim Sex filmen. Eine Ukrainerin veröffentlichte ein Kurzvideo, in dem der Nachthimmel Kiews zu sehen ist. Immer wieder ertönen laute Sirenen, die vor einem Angriff warnen. Auch ein russisches Paar veröffentlichte ein kurzes Statement per Video. Sie wollen ihre Landsleute über den Krieg aufklären und rufen sie dazu auf, sich gegen die Regierung zu wehren und die Kriegshandlungen nicht still hinzunehmen. Darüber hatte zunächst das Magazin „Vice“ berichtet.

Das ist jedoch keineswegs ungefährlich: Seit Kriegsbeginn gab es mehrere Proteste von russischen Bürgerinnen und Bürgern gegen den Angriff auf die Ukraine. Dabei wurden bereits Tausende Demonstrierenden festgenommen, die zum Teil mit langen Haftstraften wegen „wissentlichen Verbreitens von Falschinformationen gegen Regierung und Militär“ rechnen müssen.

Ein russischer Demonstrant in Moskau, auf seinem Schild steht „Nein zu Krieg“. Foto: Mikhail Tereshchenko/Imago

Pornhub ist nicht die einzige Plattform, die Menschen neuerdings zur Aufklärung nutzen. Viele greifen auf Google Maps zurück. Dort gibt es die Funktion, Cafés, Restaurants und andere Orte mit einem kurzen Text zu bewerten. Das Hackerkollektiv Anonymous rief dazu auf, in Google Maps Russland auszuwählen und dort kurze Rezensionen in Gaststätten zu hinterlassen. Außerdem veröffentlichten sie einen kurzen Beispieltext, übersetzt lautet er: „Das Essen war großartig! Leider hat Putin unseren Appetit verdorben, indem er in die Ukraine einmarschiert ist. Stellt euch eurem Diktator entgegen, hört auf, unschuldige Menschen zu töten! Eure Regierung belügt euch. Steh auf!“

Google entfernt Bewertungen

Google entfernt diese Arten von Protest gegen den Krieg jedoch mittlerweile. Maps sei keine Plattform, auf der sich Menschen zu politischen und sozialen Themen äußern sollen, so die Begründung.

Seit Anfang März gibt es einen neuen Weg um Menschen in Russland zu erreichen. Ein anderes Hackerkollektiv namens squad303 hat eine Website entwickelt, auf der Userinnen und User Nachrichten an Telefonnummern und E-Mail-Adressen in Russland schicken können. Laut eigenen Angaben wurden durch den Dienst schon mehr als 10 Millionen Nachrichten nach Russland verschickt. Sie selbst rechnen damit, dass auf 10 bis 25 Prozent der Kontaktaufnahmen regiert wird. Auf Twitter berichten Menschen von Rückmeldungen auf ihre Kontaktaufnahme.

Andere erhielten jedoch Beleidigungen, auf viele Nachrichten gab es auch überhaupt keine Rückmeldungen. Das ist verständlich, angesichts des Vorgehens der russischen Regierung gegen jegliche Form von Protest. Außerdem sollten sich Menschen darüber im Klaren sein, dass sie bei dieser Aktion die eigene E-Mail-Adresse oder Telefonnummer einer fremden Person preisgeben.

Von Tim Klein



Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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