Podcast „Mezze Stories“: Säli El Mohands kocht mit muslimischen Gästinnen
In ihrem Podcast „Mezze Stories“ kocht Moderatorin Säli El Mohands gemeinsam mit ihren Gästinnen Lieblingsgerichte und fragt sie zu ihren Lebensgeschichten. Im MADS-Interview erklärt sie die Idee hinter dem Podcast und erzählt, wieso sie sich damals trotz Prüfungsstress im Studium für dieses Projekt entschied.
Eine Kochshow als Audio-Podcast klingt erst mal nach einer Schnapsidee. Doch „Mezze Stories“ ist mehr als eine normale Kochshow. In dem Podcast kocht Moderatorin Säli El Mohands gemeinsam mit weiblichen, muslimischen Persönlichkeiten. Die Gästinnen bringen dafür die Rezepte ihrer Lieblingsgerichte mit in die Show. „Mezze“ nennt man im Nahen Osten kleine Gerichte, die als Vorspeise serviert werden. So können die Köchinnen während des Naschens schon ins Gespräch kommen. Dabei geht es um Themen wie Heiraten als Teenager, Alltagsrassismus oder einfach die Kindheit in einer Familie mit Migrationshintergrund.
„Ich will, dass die Leute emotional satt werden“
„Wir reden nur noch darüber, ob das Essen gesund oder ungesund ist. Dabei verbinden wir es mit so vielen Erinnerungen und Emotionen“, erklärt die Berlinerin. Es steht also weniger der Geschmack im Mittelpunkt als vielmehr die Geschichten der Gästinnen. Bei manchen sind es Teigtaschen, die sie früher immer zusammen mit ihrer inzwischen verstorbenen Mutter zubereitet haben, bei anderen ist es das Gericht aus der Kindheit, das gekocht wurde, wenn es mal schnell gehen musste. „Ich will, dass die Leute emotional satt werden“, sagt Säli. Dabei hilft, dass sie mit ihrer authentischen Art die Stimmung im Gespräch auch entspannt halten kann, wenn sie über sensiblere Themen wie Mental Health oder den Alltag im Bosnienkrieg spricht. Sie selbst kann übrigens gar nicht gut kochen: „Letztens habe ich es sogar geschafft, beim Nudelkochen die Nudeln anzubrennen.“
Von „safespace“ zu „Mezze Stories“
Der Podcast wird produziert von Fritz, dem Jugendprogramm vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Bei einem anderen rbb-Format, dem Tiktok-Kanal „safespace“, arbeitet Säli bereits seit fast drei Jahren mit. Das Produktionsteam kannte Säli also schon, als es bei ihr für die Rolle der Moderatorin in „Mezze Stories“ anfragte. Sie habe sogar zuerst aus zeitlichen Gründen abgelehnt. Denn Säli studiert daneben noch Medizin und befindet sich in der Vorbereitung auf das letzte Staatsexamen. „Aber schlussendlich hat mich das Format doch überzeugt“, sagt sie.
Eine Rolle spielen dabei auch die negativen Erfahrungen, die sie gesammelt hat, als sie vor einigen Jahren bei einer Dokumentation über den muslimischen Fastenmonat Ramadan mitgearbeitet hat. „Während der Dreharbeiten hat mir die Moderatorin damals unterstellt, dass ich mich für mein Körper schämen müsste, weil ich ja ein Kopftuch trage. Und auch sonst bin ich krassen Vorurteilen von ihrer Seite aus begegnet“, erzählt Säli, die ägyptische Wurzeln hat und Muslimin ist. „Ich will mich nicht für meine Kultur und Religion rechtfertigen müssen und den ‚Erklär-Bär‘ für die Mehrheitsgesellschaft spielen.“
Inspiration für junge Musliminnen
Ihr Ziel ist es jetzt, mit ihrem Podcast junge Musliminnen zu inspirieren und zu zeigen, wie viele unterschiedliche Lebenswege sie einschlagen können. Auch für Säli wird nach ihrem Studienabschluss eine Entscheidung über ihren Lebensweg anstehen. „Ehrlicherweise weiß ich noch nicht, ob ich als Ärztin arbeiten oder in der Medienbranche bleiben will“, gesteht sie. Für „Mezze Stories“ sind jedenfalls zurzeit erst einmal nur zwölf Folgen geplant. „Intern bezeichnen wir diese aber bereits als ‚erste Staffel‘“, deutet sie an.
Info: „Mezze Stories“ gibt es zu hören auf Spotify und in der ARD Audiothek. Die Rezepte gibt es zum Nachkochen auf Instagram bei @mezze_stories.
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