„Peridot“: Tamagotchi trifft auf Pokémon-Go-Technologie
Im neuen Augmented-Reality-Spiel „Peridot“ zaubern sich Spielende ein eigenes Haustier auf den Handybildschirm, welches mithilfe der Kamera durch ein echtes Wohnzimmer flitzen kann – doch nicht alle User sind begeistert von der Umsetzung.
Es ist 2006, auf dem Grundschulhof hat einer der Mitschüler plötzlich ein kleines Plastikei mit einem Bildschirm in der Hand. Auf dem Screen sieht man ein pixeliges Wesen – die Grafik erinnert an „Space Invaders“. Mithilfe von winzigen Knöpfen wird durch ein Userinterface navigiert, über das man verschiedene Möglichkeiten auswählen kann, mit der Kreatur zu interagieren. Es handelt sich um ein „Tamagotchi“: eine Erfindung aus Japan, bei der man sich um ein virtuelles Haustier kümmern muss. Es braucht Essen, Trinken, Schlaf und Zuneigung – und ist sogar in der Lage, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
Klassiker inspiriert neue App
Die Erfindung aus Japan erfuhr Jahre später schon einmal eine Wiedergeburt, als 2012 die App „Pou“ rausgebracht wurde, in der man sich um einen kleinen, lebenden Brocken kümmern konnte. Nun ist mit „Peridot“ eine neue Variante des Klassikers erschienen, mit der man ein solches virtuelles Haustier jetzt sogar in die reale Welt projizieren kann. Das geschieht mithilfe einer Technologie namens Augmented Reality. Diese ist dazu da, die reale Welt mit virtuellen 3D-Objekten zu erweitern. Man schaut zum Beispiel durch die Handykamera und hat auf einmal eine imaginäre Kreatur auf dem Screen, welche auf dem eigenen Sofa liegt.
Das Wesen lässt sich nun über den Touchscreen streicheln und reagiert darauf. Es kann auf den Fußboden vor einem hinabspringen und sich dem Spielenden nähern. Vielleicht verzieht es sich aber auch hinter das Sofa und versteckt sich. „Peridots“ heißen die neonbunten Vierbeiner, deren Herrchen man werden kann.
Vielfältig und vermehrbar
Jede der Kreaturen ist zufällig generiert und vollkommen einzigartig. Das macht die „Zucht“ auch so interessant. Seinen eigenen „Peridot“ kann man mit dem eines anderen Spielenden paaren und damit einen völlig Neuen erschaffen, der sich aus den Eigenschaften der beiden Erzeuger zusammensetzen wird. Bis dahin muss man sich um den kleinen Racker kümmern. Auf einer Rasenfläche könnte man Löwenzahn pflücken und ihm zu Essen geben, am Strand ist es möglich, ihn im Sand buddeln zu lassen, um geheime Schätze zu finden, sogar auf reale Menschen und Haustiere kann der „Peridot“ reagieren.
Kein Verständnis für Mikrotransaktionen
Seit dem 9. Mai ist „Peridot“ verfügbar. Das Mobile-Game für iOS und Android wurde von Niantic entwickelt, was bereits für Spiele wie „Pokémon Go“ und „Harry Potter: Wizards Unite“ bekannt ist. Die moderne „Tamagotchi“-Nachahmung verzeichnet derzeit eine durchschnittliche Bewertung von 2,8 von 5 Sternen bei ungefähr 10.000 Bewertungen im Google Play Store. Auffällig sind hierbei die erstaunlich vielen Reviews, die dem Spiel nur einen Stern gegeben haben.
Die schlechten Bewertungen haben mit einem Bezahlmodell zu tun, hinter dem die Entwickler Inhalte verbergen. Spielende können ihren „Peridot“ zwar paaren und ein neues Haustier heranzüchten – die dafür nötige Brutstelle kostet jedoch 6 Euro. Das Züchten neuer „Peridots“ ist allerdings ein großer Bestandteil der Pet-Simulation, da es sonst nichts Besonderes mehr zu tun gibt, sobald es einmal ausgewachsen ist.
Von Max Bögelsack
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