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Kretschmann zu Flugschamdebatte: “Ich halt’ von dieser ganzen Moralisiererei wenig“

Kretschmann zu Flugschamdebatte: “Ich halt’ von dieser ganzen Moralisiererei wenig“
Foto: Marijan Murat/dpa

Winfried Kretschmann weigert sich, den Menschen einen bestimmten Lebensstil vorzuschreiben. Das gelte auch für den Klimaschutz. Für Rummoralisieren mit erhobenem Zeigefinger habe der grüne baden-württembergische Ministerpräsident nicht viel übrig.


Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann will den Menschen nach eigenen Worten keinen Lebensstil vorschreiben – auch nicht für den Klimaschutz. “Ich halt’ von dieser ganzen Moralisiererei wenig“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur etwa mit Blick auf die Debatte über Flugscham. “Rumzumoralisieren ist Aufgabe von Eltern, von Erziehern, von Kirchen, von Philosophen, von der Gesellschaft überhaupt – aber nicht von der Politik.“ Es sei nicht Aufgabe der Politik, den Leuten zu sagen, was sie essen dürfen und was nicht und wie sie sich fortbewegen. “Das ist Bestandteil der persönlichen Lebensführung.“

Kretschmann sieht sie Politik in der Verantwortung

Die Politik müsse aber die Dinge so ordnen, dass umweltschädliches Verhalten teuer und im Extremfall auch verboten werde. Sie müsse vor allem praktikable Lösungen bieten statt zu moralisieren. “Wenn meine Politik dazu führt, dass Leute wie Trump regieren, habe ich ‚was falsch gemacht“, sagte Kretschmann. “Deshalb reden wir über eine CO2-Bepreisung und nicht darum, ob man fliegen darf.“

Außerdermk äußerte sich Kretschmann zu einem möglichen Verbot von innerdeutscher Flüge: „Wir müssen einen anderen Weg gehen und attraktive Alternativen anbieten.“ So müsse man an technischen Lösungen arbeiten, etwa Flugzeuge mit synthetischen Kraftstoffen zu betanken, um der Umwelt nicht zu schaden. Zusätzlich müssten eine Kerosinsteuer eingeführt und attraktive Alternativen wie Schnellbahntrassen entwickelt werden. „Kurzflüge von Stuttgart nach Frankfurt oder München sind Unsinn, aber auf Flüge nach Berlin kann ich aus Zeitgründen nicht verzichten“, sagte er.

Forscher nimmt Änderungen bei Flugverhalten wahr

Nach Einschätzung des Berliner Mobilitätsforschers Andreas Knie haben die Fridays-for-Future-Demos Folgen für den Flugverkehr. „Wir gehen davon aus, dass ab dem kommenden Sommer etwa ein Viertel weniger Billigflugangebote gebucht werden“, sagte der Professor für Soziologie an der TU Berlin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die meisten Reisenden hätten ihre Flüge für den laufenden Sommer bereits im vergangenen Jahr gebucht, erläuterte er. „Das Bewusstsein, dass Fliegen jetzt nicht unbedingt klimafreundlich ist“, habe jedoch erst seit Anfang des Jahres Dominanz gewonnen. Bereits jetzt zeigten sich bei Befragungen Änderungen im Verhalten, sagte der Mobilitätsforscher: „Mal eben schnell für 38 Euro nach Barcelona zu fliegen ist bei den Sensiblen bereits deutlich zurückgegangen.“

„Ich glaube nicht, dass sie es schaffen“

Eine CO2-Bepreisung hält der Forscher für sinnvoll, zweifelt aber an einer umfassenden Lösung. „Das, was zurzeit diskutiert wird, ist nur Stückwerk“, kritisierte Knie. Eigentlich hätte das Klimakabinett die Sommerpause nutzen müssen, um für den Herbst einen integrierten CO2-Reduktionsplan auszuarbeiten. „Wahrscheinlich würde dieser dann mit einer CO2-Bepreisung plus Kompensation enden. Aber ehrlich gesagt: Ich glaube nicht, dass sie es schaffen“, sagte der Wissenschaftler der Zeitung.

Von RND/dpa


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