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Diskussion um ein „Grundschulverbot“: So sind die Reaktionen auf Twitter

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Foto: Arno Burgi/ZB/dpa

Der CDU-Politiker Carsten Linnemann fordert, Kinder ohne Deutschkenntnisse später einzuschulen – und hat damit heftige Reaktionen ausgelöst. Auf Twitter schildern Nutzer mit Migrationshintergrund, wie sie ohne Deutschkenntnisse in die Schule kamen – und was bis heute aus ihnen geworden ist.


Die Debatte brodelt: Sollten Kinder ohne Deutschkenntnisse später eingeschult werden? Das fordert der CDU-Politiker Carsten Linnemann. Auf dem Nachrichtendienst Twitter halten das die meisten für Quatsch. Und schildern ihre eigene Geschichte.

Die Rapperin „Lady Bitch Ray“, bürgerlich Reyhan Şahin, schrieb auf der Plattform: „Zur meiner Einschulung konnte ich besser Türkisch als Deutsch, Deutsch lernte ich so richtig erst in der 1. Klasse. Heute bin ich Doktorin der Linguistik. Kinder müssen gefördert werden, nicht am lernen gehindert!“

Auch Muhterem Aras (Grüne), Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, mischte sich in die Diskussion ein: „Ich sprach kein Deutsch, als ich als 12-Jährige in die Hauptschule kam. Als meine Nebensitzerin in der 1. Stunde sah, dass ich die Matheaufgabe gelöst hatte, durfte ich sie an der Tafel vorrechnen. Später habe ich ein Steuerbüro aufgebaut und wurde Präsidentin des baden-württembergischem Landtags.“

Der WDR-Journalist und ESC-Experte Marspet Movsisyan beschreibt, wie es ihm ergangen ist: „Ich kam Mai 2000 nach Deutschland und ging 2 Monate später in die erste Klasse. Die Grundschule hat mir geholfen, Anschluss zu finden, einen gut funktionierenden Freundeskreis aufzubauen und sehr schnell deutsch zu lernen.“

Wenig später ergänzte er: „Mein Bruder kam für ein Jahr auf so eine „wir lernen erstmal Deutsch“-Schule und spricht halb so gut Deutsch wie ich.“

Die schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Aminata Touré (Grüne) schrieb: „Wo fange ich da an? Ich habe kein Deutsch gesprochen bevor ich in die Schule gekommen, weil meine Schwester und ich nicht in den Kindergarten durften (!!) in den 90ern. Weil wir Asylsuchende waren. Ein Ort, an dem wir hätten die Sprache lernen können!“

Ihre Mutter habe darauf gedrängt, dass sie und ihre Schwester bereits mit fünf Jahren eingeschult wurden, damit sie möglichst früh Deutsch lernen. Ein staatliches Angebot zum Deutsch-Lernen habe es für sie damals nicht gegeben, so Touré.

Auch zahlreiche weniger prominente Twitterer meldeten sich zu Wort. Der Nutzer Nabard Eff steht für viele, wenn er schreibt: „Ich hab in der Grundschule erst deutsch lernen dürfen. Jetzt werde ich Arzt. Promoviere parallel. Populistischer Humbug eines Provinzkasperls zum Sommerloch.“

Wie wichtig Sprachkenntnisse für den schulischen Erfolg sind – und wie viel im Schulsystem falsch läuft – zeigt eine Studie von „Eurydice“ im Auftrag der Europäische Komission. Demnach verlassen 23,1 Prozent der im Ausland geborenen Bevölkerung in Deutschland die Schule oder Ausbildung ohne Abschluss. Bei „Inländern“ sind es lediglich 8,1 Prozent.

Von Christian Burmeister/RND


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