Internationaler Frauentag: Wie der Feminismus und seine Ziele entstanden
Zum Internationalen Frauentag am 8. März lässt MADS-Autorin Jennifer die Geschichte der deutschen Frauenbewegung Revue passieren und wirft einen Blick auf den heutigen Feminismus und seine Ziele.
Bereits 1791 schrieb die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges: „Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten“, als sie sich darüber empörte, dass im Zuge der Französischen Revolution ausschließlich Männer Bürgerrechte erhielten. Für ihr Streben nach Gleichberechtigung richtete man sie später an der Guillotine hin.
Die Anfänge internationaler Frauenbewegungen
Während es zu Zeiten von de Gouges nur wenige Anhängerinnen der Frauenbewegung gab, waren diese im 19. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken – insbesondere in Europa und den USA. In Deutschland versuchten Frauen durch die Publikation von Zeitschriften und die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) für die Selbstbestimmung und Gleichstellung der Frauen zu kämpfen. Vorreiterinnen wie Louise Otto-Peters mussten sich währenddessen zahlreichen Schikanen aussetzen. Dazu gehörte im Fall von Otto-Peters beispielsweise der Entzug der Redaktionsleitung, nachdem ihre Zeitschrift zur Frauenbewegung zu viel Aufmerksamkeit generiert hatte.
Im 20. Jahrhundert hat sich die Frauenbewegung dann stärker organisiert: So fand 1910 in Kopenhagen der internationale Frauenkongress statt. Gleichzeitig nahmen andere Strömungen, wie der Sozialismus, zunehmend Einfluss auf die Frauenbewegung. In Deutschland setzten sich Aktivistinnen wie Clara Zetkin oder Rosa Luxemburg für arbeitende Frauen ein. Die damaligen Forderungen nach gleicher Bezahlung und Mutterschutzgesetzen überschneiden sich sogar mit heutigen Forderungen des Feminismus. Nur ein Jahr nach dem internationalen Frauenkongress fand am 19. März 1911 das erste Mal der internationale Frauenkampftag statt. Heute feiern wir ihn am 8. März, weil die UN es später so festlegte.
Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges
Nur wenige Jahre später folgte der Erste Weltkrieg, der die internationalen Beziehungen der Frauenverbände auseinander riss und aus dem ehemaligen deutschen Kaiserreich entstand die Weimarer Republik. Doch durch die jahrelange Vorarbeit der Frauenverbände erhielten die Frauen in dieser Demokratie viele Rechte, unter anderem ein aktives und passives Wahlrecht. Bei der ersten Wahl im Jahr 1919 gingen 80 Prozent aller Frauen wählen und in den ersten deutschen Reichstag zogen 37 weibliche Abgeordnete ein. In den 1920er-Jahren konnten Frauen zusätzlich weitere Rechte erwirken, darunter das Habilitationsrecht oder die Berechtigung, Richterin zu werden. Außerdem engagierten sich Frauen zunehmend in Parteien, Gewerkschaften und Vereinen. 1925 war dann bereits jede dritte verheiratete Frau berufstätig, was auch mit den Erfolgen der Arbeiterbewegung zusammenhing.
Die Rolle der Frau in Zeiten des NS-Regimes
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten machte die Frauenbewegung Rückschritte. Frauen verloren ihre Rechte, sollten lediglich Hausfrau und Mutter sein. Die höchste Auszeichnung im Dritten Reich für eine Frau war das goldene Mutterkreuz, das man erhielt, wenn man mehr als acht Kinder geboren hatte.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Verteilung von Männern und Frauen in Deutschland unausgewogen. Nur vier Frauen schrieben damals zusammen mit 61 Männern am neuen Grundgesetz mit und setzten die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (Artikel 3) durch. Obwohl die Gleichberechtigung im Gesetz verankert war, mussten Frauen dennoch gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen.
Eine Verbesserung folgte erst 1958, als die deutsche Regierung den sogenannten Gehorsamsparagraphen abschaffte, der besagte, dass die Frau ihrem Ehemann hörig sein musste. Im selben Jahr erhielten Frauen die offizielle Berechtigung, einen Führerschein ohne Erlaubnis des Ehemanns zu machen. Auch die Regelungen für Abtreibungen änderten sich, sodass diese in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten straffrei möglich war. 1976 eröffnete wegen Gewalt in Ehen und Partnerschaften das erste Frauenhaus in Deutschland.
All diese Änderungen sorgten dafür, dass der Feminismus ab 1977 wieder entscheidende Fortschritte erzielte: Frauen durften wieder ohne die Zustimmung ihres Mannes berufstätig sein und die Ehefrau war nicht mehr gesetzlich zur Haushaltsführung verpflichtet. 1980 folgte das erste Gesetz zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz.
In den 1990er-Jahren forderten Frauen, dass auch die Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde – dies geschah aber erst 1997, nachdem sich die CDU dagegenstellte, darunter Politiker wie Friedrich Merz, die auch heute noch im Bundestag arbeiten.
Feminismus heute
Je länger die Frauenbewegung andauert, desto diverser wird sie. Neue Ansätze kamen hinzu, zum Beispiel das verstärkte Engagement für LGBTQ+-Rechte. Aus heutiger Perspektive kann die Frauenbewegung in Deutschland auf einige Meilensteine zurückblicken – die erste Kanzlerin, die Verschärfung des Sexualstrafrechts und die Ehe für alle Geschlechter. Zeitgleich entstehen große feministische Bewegungen unter den Hashtags „Aufschrei“ und „metoo“, um auf alltäglichen Sexismus und sexuelle Belästigung aufmerksam zu machen, denen Frauen noch immer ausgesetzt sind.
Die Gleichberechtigung aller Geschlechter ist demnach ein Ziel, das bis heute noch nicht erreicht ist. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt auch, dass für den Erhalt der bestehenden Rechte nach wie vor gekämpft werden muss. Wer heute am Weltfrauentag auf die Straße geht, denkt vielleicht an all die Kämpferinnen und ihre vielen kleinen Siege zurück, die Frauen dahin gebracht haben, wo sie heute sind, und leistet einen Beitrag, damit all das erhalten bleibt.
Von Jennifer Kramer
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