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„Hört auf, Essstörungen auf Tiktok zu beschönigen“

„Hört auf, Essstörungen auf Tiktok zu beschönigen“
Foto: Youtube/Sarah Hawkinson

Abgemagerte Körper, die Tagesration bestehend aus ein paar Blaubeeren – dazu die Kalorienzahl. Die Pro-Essstörungen-Bewegung macht sich bei Tiktok breit. Das Unternehmen versucht nur halbherzig, etwas dagegen zu unternehmen.


„Hört auf damit, Essstörungen auf Tiktok zu beschönigen“, sagt Sarah Hawkinson und beschreibt einen besorgniserregenden Trend: Nachdem 2012 der Magersuchts-Trend auf Tumblr viral gegangen ist, wandert die Pro-Ana-Gemeinschaft jetzt zu der App Tiktok. Dort sind unter dem Hashtag #ed, was für eating disorder steht – also Essstörung – Beiträge von Menschen mit Essproblemen zu finden.

Fadenscheinige „Recovery-Videos“

Auch Betroffene auf dem vermeintlichen Weg zur Genesung nutzen Tiktok als Plattform – um zweifelhafte Warnungen auszusprechen, in denen sie gleichzeitig zeigen wie wenig sie essen oder gegessen haben. Unter dem Hashtag #edrecovery zeigen sie Bilder aus der Zeit ihrer Essstörung.

Dass die Beiträge wirklich zur Abschreckung hochgeladen werden, ist zweifelhaft – und dass sie abschreckend wirken schlicht unwahrscheinlich, denn: Bilder von Menschen mit ihren niedrigsten Gewichten triggerten andere, ein ähnliches Gewicht erreichen zu wollen, sagt Youtuberin Sarah.

Besonders auf einer Plattform wie TikTok, deren Userinnern und User lediglich ein Mindestalter von 13 Jahren haben müssen – und in der Realität meist jünger sind – sollten solche Inhalte besser eingeordnet, überwacht und gegebenenfalls gelöscht werden. Nur wenige Beiträge auf der Plattform setzten sich ernsthaft und konstruktiv mit dem Thema Magersucht auseinander.

@chrishenrie

i love y’all 🥺 #fyp #foryou #foryoupage #edrecovery #recovery #ed #boy

♬ k a w a i i d e s u – _pudgyblu_

Nachdem im Dezember mehrere Medien über den „Magersuchts-Wahn“ auf TikTok berichtet haben, hat das Unternehmen lediglich minimal reagiert.

Tiktok lässt Videos über Essstörungen weiter zu

Das Lied „If you like to talk to Tomatoes“, zu dem Tausende Jugendliche Videos von sich, leeren Teller und ihren abgemagerten Körpern hochgeladen haben, ist mittlerweile nicht mehr auf Tiktok verfügbar. Unter den Hashtags #ed, #eatingdisorder und #eddiscovery können die Userinnen und User jedoch weiterhin ungestört Content verbreiten, der Menschen mit Essstörungen in der krankhaften Wahrnehmung ihres Körpers bestärkt und bisher Unbetroffene dazu verleiten kann, mit dem Hungern zu beginnen.

Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen der App Verantwortung übernehmen. Dass die Plattformen die technischen Möglichkeiten dazu hat, beweisen Medienberichte aus dem vergangen Dezember: Tiktok hatte – angeblich um Mobbing vorzubeugen – Beiträge von Menschen mit Handicap oder Übergewicht kurzerhand versteckt – während Tausende Beiträge, die Menschen zur Magersucht ermuntern, ungestört von jeglichen Algorithmen oder Moderation frei verfügbar sind.

von Lynn Pinders und Nadine Wolter


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