„Eine Million Minuten“: Geschlechterklischees auf Weltreise
Am 1. Februar ist „Eine Million Minuten“ in den deutschen Kinos gestartet. Der Film handelt von Alltag und Ausbrechen, thematisiert gesellschaftliche Probleme – und macht dann wenig daraus.
„Eine Million Minuten nur für die schönen Dinge“: Das ist es, wonach sich Nina sehnt. Sie ist die kleine Tochter von Wolf, der Karriere bei der UN macht, und Vera, die im Homeoffice arbeitet und die ganze Care-Arbeit übernimmt. Als ihnen allen irgendwann die Decke auf den Kopf fällt, ist ebendas die einzige Lösung: „eine Million Minuten nur für die schönen Dinge.“
„Eine Million Minuten“: Basierend auf einer wahren Lebensgeschichte
Die Komödie von Regisseur Christopher Doll mit seiner Frau Karoline Herfurth und Tom Schilling in den Hauptrollen basiert auf dem autobiografischen Roman „Eine Million Minuten“ von Wolf Küper. Gemeinsam mit seiner Frau Vera hat er seinen Alltag in Deutschland vor ein paar Jahren hinter sich gelassen. Mit ihren beiden Kindern sind sie zwei Jahre lang um die Welt gereist. Nun wird ihr Leben im gleichnamigen Film gezeigt.
Nach Frustration folgt Mut
Das Leben von Wolf und Vera scheint zunächst perfekt. Zwei kleine Kinder, Leben in Berlin-Mitte, an Geld mangelt es nicht. Doch als es Vera an Entfaltungsmöglichkeiten fehlt und sie mit der Care-Arbeit überfordert ist, wird für Wolf klar: Er muss aus seinem Arbeitsalltag voller Geschäftsreisen und Termine ausbrechen. Die beiden geben trotz Gegenwind von Wolfs Vater die Wohnung in Berlin auf und setzen sich ein neues Ziel: eine Million Minuten, umgerechnet etwa zwei Jahre, mit den Kindern in Thailand und Island. Nur durch ihre finanzielle Sicherheit ist das möglich. Auf der Suche nach einer Work-Life-Balance und ihrem persönlichen Glück brechen sie auf – voller Hoffnung und Angst zugleich.
Realitätsnah und doch einseitig
Auf ihrem Weg verlieren sich Vera und Wolf immer mehr. Und das, obwohl um sie herum das Paradies blüht. Der Fokus des Familienalltags liegt überwiegend auf der großen Unzufriedenheit von Wolf, der nie richtig bei seiner Familie und nie richtig bei der Arbeit ist. Seiner Frau kann er nur sehr wenig Verständnis entgegenbringen. Ihre Ziele und Visionen bleiben häufig unerhört oder missachtet, und der Alltag muss auch auf Reisen auf den beruflichen Alltag von Wolf abgestimmt werden.
Erwerbsarbeit vor Care-Arbeit
Trotz wunderschöner Landschaften und Filmszenen voller emotionaler Momente, rührender Begegnungen und großer Errungenschaften bleibt „Eine Million Minuten“ ein gesellschaftliches Klischee: Männer vor Frauen, Erwerbsarbeit vor Care-Arbeit. Er zeigt einen Emanzipationsversuch, der scheitert.
Von Sandra Kopa
Lies auch: