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Lehrertypen im Film

Lehrertypen im Film
Foto:  MADS/Collage

Fack ju Göhte war ein echter Kinohit. Kein Wunder bei dem coolen Lehrer. MADS stellt Zeki Müller und andere Lehrertypen aus Filmen vor.


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Mit ausgewaschenen Klamotten, einer Zigarette hinterm Ohr und Augenringen kommt er ins Klassenzimmer geschlurft. Doch er schmeißt sich nicht auf einen Platz in der letzten Reihe, sondern geht zum Lehrerpult. Mit gelangweilt-lässigem Blick mustert Zeki Müllerdie Schüler. „Ihr steht alle auf eins. Jeder, der mir auf die Eier geht, kriegt eine Note Abzug.“ Ex-Knacki, Aushilfslehrer und Frauenschwarm: Das ist der Bad Boy aus Fack ju Göhte 2. Auf seine raubeinige Art, gemischt mit Macho-Charme und einer Leck-mich-am-Arsch-Einstellung, verdient er sich den Respekt der gefürchteten 10B – mit etwas unkonventionellen Methoden.

Weil er seltener in der Schule war als viele seiner Schüler, kann er die Klasse motivieren. Würde Zeki Müller alias Elyas M’Barek wirklich unterrichten, hätte Goethe keine Chance gegen seinen durchtrainierten Körper. Es gäbe einen Grund, morgens noch vor dem Wecker aus dem Bett zu springen. Da möchte man am liebsten nochmal in die Schule.

Club der toten Dichter

John Keating heißt der neue Englisch-Lehrer an der streng konservativen Walton Academy in Vermont, der das Jungeninternat als Schüler selbst „überlebt“ hat. 1995 bringt er als Lehrer Chaos und Inspiration an die Schule. Er will, den starren Vorgaben zum Trotz, seine Schülern zu Freidenkern formen. „Carpe diem!“, lautet der Wahlspruch. „Nutzet den Tag, Jungs. Denn eines Tages werden wir alle Würmer-Nahrung sein.“ Sie sollen die Literatur als Genussmittel und Verwirklichungsmöglichkeit kennen lernen. Während Schulleitung und Kollegium Keating argwöhnisch beäugen, lassen sich die Jungs begeistern. Sie berufen Keatings „Club der toten Dichter“ neu ein und „saugen das Mark des Lebens in sich auf“, indem sie Gedichte lesen und rezitieren. Doch die Jungs stoßen mit ihren neuen Träumen auf Widerstand, und die von Keating erschaffene Welt zerbricht auf tragische Weise. Er muss die Schule verlassen. Doch die Schüler erweisen ihm, auf ihren Pulten stehend, den Abschied: Mit „Oh Captain, my Captain!“ beweisen sie ihrem Lehrer ihre Anerkennung.

Wie wäre es wohl, in Wirklichkeit und heutzutage von Keatingunterrichtet zu werden? Würden wir uns in den heutigen Schulkulissen verzaubern lassen? Die Lernmethoden sind längst nicht mehr so streng. Die Augen wurden uns längst für Poesie und freies Denken geöffnet. Außerdem steckt in seiner Art zu viel Schauspiel, er übertreibt, es würde albern wirken in Wirklichkeit. Aber er ist ein Lehrer der Begeisterung streut und inspiriert. Und er zeigt seine menschliche, witzige Persönlichkeit – wer wünscht sich keinen solchen Lehrer?  los

Ein offenes Ohr

Ein Jungeninternat, wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, irgendwo in Frankreich. Im Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ sind die Schüler traumatisiert von den schrecklichen Ereignissen und viele haben ihre Eltern verloren.

Doch ihr Lehrer Monsieur Mathieu, eigentlich ein erfolgloser Musiker, entdeckt eine Möglichkeit den Jungen zu helfen: Er gründet einen Chor. Mit seinen selbstkomponierten Liedern gibt er den Schülern neues Selbstbewusstsein und hilft ihnen ihre Verluste für kurze Zeit zu vergessen. Mit der Zeit wird er zu für seine Schüler zur Vaterfigur. Besonders für den kleinen Pépinot, der jeden Sonnabend vor dem Internatstor auf gefallenen Vater wartet. Für jeden findet der warmherzige und leicht tollpatschige Mathieu den richtigen Umgangston und singt und dirigiert sich so in die Herzen seiner Schüler. Zwar macht sich ein Lehrer heute wohl kaum beliebt, wenn er seine Schüler zum Singen verdonnert. Doch Monsieur Mathieu zeigt, dass auch Lehrer helfen können, schwere Zeiten zu überstehen – indem sie ein offenes Ohr haben. 

Erst Rocker, dann Diktator

Rainer Wenger entspricht nicht dem klassischen Lehrerbild. Statt Cordsakko trägt er Bandshirts und Lederjacke, hört Rockmusik und besetzte als Jugendlicher in Berlin ein Haus. Seine ungewöhnlichen Lehrmethoden kommen im Unterricht gut an, im Lehrerzimmer machen sie ihn zum Außenseiter.

Im Drama Die Welle lässt Rainer seine Schüler während einer Projektwoche zum Thema Staatsformen eine Diktatur gründen. Sie sollen hautnah erleben, wie es ist, einem gnadenlosen System ausgeliefert zu sein. Deshalb führt Rainer einige Regeln ein, mit denen er die Schüler anfangs nervt. Doch gerade weil sie ihn wegen seiner lockeren und freundschaftlichen Art respektieren, zieht die Klasse mit. Er verwandelt sich in sein genaues Gegenteil – zum Diktator – und beginnt, seine Macht zu genießen. Viel zu spät wird ihm bewusst, dass das Experiment eine Eigendynamik entwickelt hat und er verliert die Kontrolle über die Schüler .

Dass die Erlebnisse im Film realistisch sind, zeigt das Originalexperiment des US-amerikanischen Lehrers Ron Jones aus den 60ern. Die Grundidee ist zwar wirkungsvoll, selbst miterleben will man das Ganze aber nicht.

Freiwilliges Nachsitzen

Louanne Johnson (Michelle Pfeiffer) ist eine ehemalige Marinesoldatin. In „Dangerous Minds“ tritt sie eine neue Stelle als Englisch-Lehrerin an einer Highschool an. Viele der Schüler tummeln sich im Gang- und Drogenmilieu. Die Jugendlichen sind aufmüpfig, unmotiviert und fallen Johnson dauernd ins Wort. Doch die Lehrerin weiß, wie sie mit ihren problematischen Schülern fertig wird und sie weiterbringt: Für gute Leistungen belohnt Louanne ihre Schüler mit Süßigkeiten, lädt sie zum Essen ein oder verbringt mit ihnen einen Tag im Freizeitpark. Außerdem versucht sie nicht nur, Wissen zu vermitteln, sondern in persönlichen Gesprächen auch Werte wie Pflichtbewusstsein und Ehrlichkeit. Ihre Strategie zeigt Wirkung. Viele der Schüler verbessern ihre Leistungen und unterstützen sich untereinander. Darunter leidet Johnsons Freizeit: Auch nach dem Unterricht sitzt sie freiwillig nach und kümmert sie sich unentwegt um ihre Schützlinge. Das ist zwar vorbildlich – aber unrealistisch. Denn wer hat schon Lust, mehr Zeit als nötig mit seiner Lehrerin zu verbringen?

Kinder – igitt!

Eine grottenschlechte Lehrerin: Genau das ist Elizabeth Halsey(Cameron Diaz) aus dem Film „Bad Teacher“. Sie ist mehr an ihrem Make-up interessiert als an den Schülern, dafür aber die bestgekleidete Lehrerin der gesamten Schule. Kinder? Igitt. Engagement? Wie schreibt man das? Und dennoch hat sie etwas, womit kein anderer Lehrer aufwarten kann: eine Prada-Handtasche. Wenn sie auf zwölf Zentimeter hohen Absätzen durch die Flure stolziert, verdreht sie Köpfe – wenn sie auch wenig dazu beiträgt, eben diese mit Wissen zu füllen. Schüler kennen und lieben sie, was jedoch hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass sie jede Schulstunde einen neuen Film zeigt, statt Unterricht zu machen. Es mag auch ihrer schonungslosen Ehrlichkeit geschuldet sein, die ihr den Posten als Vertrauenslehrerin einbringt– auch wenn sie wohl noch besser als Stilberaterin geeignet wäre. Der Charakter von Halsey ist natürlich extrem überspitzt. Trotzdem fallen einem einige Lehrer ein, in denen eine Elizabeth Halsey steckt – oder auch in einigen Schülern.


Über den Autor/die Autorin:

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