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„Dann bin ich wohl eine Bitch“

„Dann bin ich wohl eine Bitch“
Foto:  Handout

Laurie Penny ist eine Ikone des modernen Feminismus. Mit MADS hat sie über ihr Buch „Bitch Doktrin“, Beleidigungen und Stereotype gesprochen.


Hey Laurie, dein Buch heißt „Bitch Doktrin“. Bitch ist eine Beleidigung und bedeutet so viel wie Schlampe. Warum hast du diesen Titel gewählt?

Ich mag, wie das Wort klingt, sich in meinem Mund anfühlt und wie konfrontierend es ist. Das zeigt dem Leser, dass es kein besonders sanftmütiges Buch ist, das sich Mühe gibt, allen ein gutes Gefühl zu Genderthemen zu geben. Auch solche Bücher gibt es und ich finde sie genauso wichtig. Aber mein Buch ist ein bisschen mehr Punk, denke ich. Es ist ein bisschen wütender.

Denkst du, Frauen müssen lernen, im Alltag mehr „bitchy“ und wütender zu sein?

Ich denke, Frauen sollen verdammt noch mal genau so sein, wie sie wollen (lacht). In meinem persönlichen Feminismus beschäftige ich mich nicht damit, zu verändern, wie Frauen sind. Ich will, dass es mehr Möglichkeiten für sie gibt. Ein Grund, warum ich mein Buch „Bitch Doktrin“ genannt habe, ist auch, dass ich immer wieder so bezeichnet wurde wegen der Themen, für die ich mich einsetze. Aber in meinem Privatleben bin ich sehr sanftmütig und spreche leise. Manchmal passiert es, dass Menschen, die Texte von mir gelesen haben, mich dann in echt treffen und sagen: „Oh, du bist ja so nett! Ich dachte, du bist voll die Bitch.“

Wie findest du das?

Wenn das Wort bedeutet, dass jemand an Gleichberechtigung glaubt und für seinen Platz in der Welt kämpft, dann bin ich wohl eine Bitch. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig es braucht, damit Menschen eine Frau als Bitch beleidigen. Für viele Frauen wäre es nützlich, wenn sie sich weniger Sorgen darüber machen würden, wie andere sie nennen oder beschimpfen.

Das Stereotyp besagt, dass Frauen nett sind und sich um das Wohl anderer sorgen – im Job wie im Privatleben. Das nennt sich dann „emotional labour“, also emotionale Arbeit. Was denkst du darüber?

Die Menschen verstehen mittlerweile, was emotionale Arbeit ist. Die Idee dahinter ist nämlich, dass Frauen geben und geben: ihren Gemeinschaften, ihren Partnern, ihren Familien. Es wird erwartet, dass sie sich um andere kümmern, bevor sie sich um sich selbst kümmern. Aber dieses Kümmern wird nicht als ein Wert gesehen, sondern als eine natürliche Gegebenheit. Es ist ihre Rolle, sich um andere Menschen zu kümmern, und es ist ihre Rolle, diese Arbeit zu erledigen. Wenn wir über emotionale Arbeit sprechen, ist es wichtig, die Arbeit der Frauen als Arbeit wahrzunehmen. Vielleicht sollte sie auch bezahlt werden. Und Männer sollten mehr Anteil an dieser Arbeit nehmen.

Und niemand möchte arbeiten und nett sein, ohne etwas dafür zu kriegen.

Na ja, man sollte nicht nur nett sein, wenn man etwas dafür kriegt. Aber emotionale Arbeit sollte anerkannt werden. Denn es ist anstrengend, sie zu erledigen.


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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