„Club der roten Bänder“ kommt in die Kinos
Sie ist eine der meistausgezeichneten TV-Serien jüngerer deutscher Fernsehgeschichte. Doch nach drei Staffeln ist Schluss – fast! Denn vor dem endgültigen Ende kommt der „Club der roten Bänder“ noch einmal auf die große Leinwand!
Über den Tod spricht man in unserer Gesellschaft nur ungern. Und dennoch gibt es ein Bedürfnis, sich mit Themen wie Krankheit und Sterben auseinanderzusetzen, wie der große Erfolg der TV-Serie „Club der roten Bänder“ auf Vox zeigte. Darin verbünden sich sechs schwerkranke Jugendliche im Krankenhaus, um gemeinsam ihrem Schicksal zu trotzen. Mit ihrer Mischung aus niederschmetterndem Drama und hoffnungsvoller Coming-of-Age-Geschichte der jungen Protagonisten konnte die Serie viele Preise und starke Zuschauerzahlen für sich verbuchen. Als der Sender zwei Jahre später ihr Ende beschloss, überraschte der Schritt. Doch da der Hype um „Club der roten Bänder“ nach wie vor spürbar ist, beenden die Serienschaffenden ihr Projekt nun im Kino – Fanservice pur!
Der Kinofilm erzählt nun die Vorgeschichte: Wenige Wochen bevor Leo (Tim Oliver Schulz), Jonas (Damian Hardung), Emma (Luise Befort), Alex (Timur Bartels), Hugo (Nick Julius Schuck) und Toni (Ivo Kortlang) zum „Club der roten Bänder“ werden und gemeinsam ihren Krankenhausalltag bestreiten, durchleben sie unabhängig voneinander schwere Schicksalsschläge.
Allen voran Leo und dessen Familie: Nach einer Krebsdiagnose muss ihm nicht nur das Bein amputiert werden, auch seine Mutter stirbt an den Folgen eines wiederkehrenden Tumors. Derweil bekommt die essgestörte Emma Probleme mit der Polizei. Jonas‘ Bruder hört selbst dann nicht auf, ihn zu schikanieren, als dieser mit einer schlimmen Diagnose konfrontiert wird. Alex leidet unter dem Weggang seiner Mutter, der autistische Toni wiederum versucht verzweifelt, Freunde zu finden, und Hugo liegt nach einem Unfall im Koma.
Kaum eine Geschichte wird zu Ende erzählt
In der Serie „Club der roten Bänder“ wendeten die Drehbuchautoren für jede Hauptfigur eine ähnliche Erzählzeit auf; ganz anders im Film. Denn in „Wie alles begann“ steht vornehmlich die Figur des Leonard, später Leo, im Mittelpunkt. Abwegig ist das nicht, schließlich wird er zu Beginn der Serie als derjenige etabliert, der von allen die längste Zeit im Krankenhaus verbringt und als Gründer auch zum Anführer des Clubs ernannt wird.
Darüber hinaus ist seine von Schicksalsschlägen geprägte Lebensgeschichte die mit dem größten erzählerischen Mehrwert: Krebserkrankung, Tod der Mutter, Bruch mit dem Vater, Amputation des Beines und ein dauerhafter Krankenhausaufenthalt – das allein rechtfertigt bereits einen Kinofilm. Trotzdem stecken die anderen Club-Mitglieder so hinter Leo zurück. Mehr noch: Während man über ihn tatsächlich Neues erfährt, wirken die Handlungsstränge rund um den zweiten Anführer, den Hübschen, den Schlauen, das Mädchen und den guten Geist allenfalls ergänzend, jedoch nie so ausgereift, dass „Club der roten Bänder – Wie alles begann“ auch für Zuschauer interessant wird, die mit der Serie bislang nichts anfangen können.
Fans bleiben Fans
Für diese besitzt der Film schlicht und ergreifend keinerlei erzählerischen Mehrwert. Erst recht, weil mit Ausnahme eines Handlungsstrangs rund um Leos neuen Kumpel Ben (Jürgen Vogel) kaum eine Geschichte zu Ende erzählt wird. Kein Wunder: Das wirklich Interessante passiert zeitlich gesehen ja ohnehin erst in der Serie, also danach.
Darunter leidet auch die in der Fernsehserie eigentlich so komplexe Charakterzeichnung der Nebenfiguren. Jonas, Emma, Alex, Hugo und Toni sind zwar immer auch irgendwie dabei, dennoch erreicht der sich inszenatorisch am Stil der Vorlage orientierende Kinofilm nie die erzählerische und dadurch auch emotionale Dichte der Serie. Fans aber, die wissen, wie es mit ihren liebgewonnenen Charakteren weitergeht, wird das vermutlich nicht stören.
Von RND/dpa