Blocker-Apps gegen zu hohe Screentime: Die Lösung oder Teil des Problems?
Mehr Konzentration bei weniger Prokrastination: Das versprechen Blocker-Apps, indem sie den Zugang zu anderen Apps blockieren. Das Konzept hat Vor- und Nachteile.
Prokrastination via Handy kennen wohl die meisten (jungen) Menschen. Das Problem: Es ist einfacher denn je, sich stundenlang in Instagram, Tiktok und Co. zu verlieren. Doch Blocker-Apps versprechen Abhilfe.
Was sind Blocker-Apps?
Blocker-Apps sollen verhindern, dass andere Apps auf dem Smartphone überhaupt geöffnet werden können. Mit Slogans wie „keine Ablenkungen“ oder „mehr Konzentration“ teasern sie an, was sich alle wünschen: mehr Fokus, weniger Screentime, endlich weniger vergeudete Zeit. Dafür gibt es unterschiedliche Funktionsweisen. StayFocused etwa lässt die User zwischen verschiedenen Modi wählen: Im Sperrmodus wird ein Passwort abgefragt, wenn man eine App öffnen möchte, wohingegen der strikte Modus das Öffnen anderer Apps für eine voreingestellte Dauer ganz unmöglich macht.
In den Statistiken des App-Stores wird sichtbar, dass die Konzepte Erfolg haben: Mehr als eine Million, teils mehr als 5 Millionen Menschen haben die einzelnen Kandidaten wie AppBlock, BlockSite und StayFocused bereits heruntergeladen.
Vor- und Nachteile
Die Vorteile solcher Apps sind klar ersichtlich: Man muss sich nicht mehr auf die eigene Willenskraft verlassen, sondern kann sich zwingen, beispielsweise Instagram einfach geschlossen zu lassen. Man geht die Problematik an, statt es sich immer nur vorzunehmen. Im Idealfall führen die Apps tatsächlich zu mehr gewonnener Zeit und mehr Konzentration.
So fällt es leicht, die Nachteile zu übersehen – doch auch die gibt es. Blocker-Apps verbrauchen Speicherplatz und Akku. Häufig verleiten sie auch zu In-App-Käufen, etwa wenn nicht alle Modi in der kostenlosen Version enthalten sind. Und natürlich sind auch sie nur Apps. Wer auf eine Blocker-App zurückgreift, hat am Ende mehr, nicht weniger bunte Kacheln auf dem Bildschirm.
Blocker-Apps bergen zwar weniger Potenzial zur Ablenkung als soziale Netzwerke, tragen aber doch dazu bei, dass das Handy zumindest eingeschaltet bleibt. So bleibt es fraglich, ob sich das eigentliche Problem tatsächlich mit Hilfe eines weiteren Handy-Gadgets lösen lässt, oder ob die Antwort nicht einfach sein könnte, das Smartphone ganz auszuschalten.
Von Julia Huber
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