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„Bittersweet Symphony“: Rapper Ren covert The Verve

„Bittersweet Symphony“: Rapper Ren covert The Verve
Foto: Twitter/@renmakesmusic

Rapper und Sänger Ren hat sich eines Klassikers angenommen. „Bittersweet Symphony“ folgt der Melodie von The Verve und befasst sich inhaltlich mit einem vermeintlich trostlosen britischen Alltag.


Großbritannien ist in der Popkultur zentral: Ob Musik, Serien oder Filme, ob historisch oder fantastisch, um die Inseln kommt man eigentlich nicht herum. So ist das Vereinigte Königreich auch den Deutschen oft seltsam vertraut – sowohl die glamourösen Seiten als auch die ärmlichen Arbeiterviertel. Dass diese beiden Darstellungen allerdings keine Gegenstücke sein müssen, legt der Musiker Ren in seinem neuesten Song dar.

Großbritannien – bedauernswert?

In „Bittersweet Symphony“ erzählt der Rapper aus dem südenglischen Brighton von Alltagssituationen. Er selbst präsentiert sich in Sportkleidung, mit einem Haarschnitt wie aus „Peaky Blinders“ und einer Zigarette in der Hand, spricht mit ausgeprägtem Dialekt von verkaterten Morgen, Prügeleien, Menschen auf dem Weg zum Pub und schlechtem Wetter. Stellenweise schleicht sich auch Gesellschaftskritik in den Song, etwa an weltfremden Politikern. Es entsteht ein trostloses Bild. Vermeintlich.

Rens Resümee aus den Beschreibungen ist nämlich erstaunlich positiv: „There’s poetry inside this city if you listen enough.“ Die Gegenüberstellung der Realität aus Ecken Großbritanniens, die nicht der Touristenmagnet London sind, und der dennoch überall wieder aufgehenden Sonne ist für den Musiker ein Hoffnungsschimmer. So zieht er eine positive Einstellung aus seiner Heimat: „My companion is the city, so I’m never alone.“ Das Ende des Songs ist nachdenklich gestaltet, die Musik klingt ab, und die Zeilen werden persönlicher. „White noise on the radio to quiet my mind, always was an overthinker, just the way I’m designed“ – im Hintergrund nun die Geräusche von Möwen und damit ein Widerspiegeln der Stadtkulisse. Zum Schluss fällt in dem lyrischen Hin und Her der Gegensätze auch erstmals der Songtitel.

The Verve als Vorbild für Ren

Dieser spielt, ebenso wie die Hintergrundmelodie, natürlich auf „Bitter Sweet Symphony“ der Britpop-Band The Verve an. Zwar ist der Song schon mehr als 25 Jahre alt, doch als Radio-Hit, durch Coverversionen und Verwendung in Werbespots und Filmen noch immer bekannt. Interessant ist, dass auch die Vorlage damals selbst in Anlehnung an Größen im Musikbusiness entstand: Die Basis für The Verves „Bitter Sweet Symphony“ ist eine Orchesterversion von „The Last Time“ von den Rolling Stones, ein Song aus dem Jahr 1965. Zum Release-Zeitpunkt war es nicht üblich, bestehende Musik für Samples zu nutzen. Was heutzutage vor allem im Hip Hop normal ist, sorgte damals also noch für Aufsehen. Auch einen Rechtstreit zog der Song hinter sich her – The Verve durften nicht als Urheber des Songs, sondern lediglich als Interpreten geführt werden, bis 2019 mussten Abgaben an Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones erfolgen.

Ren werden solche rechtlichen Hintergründe allerdings bekannt sein. Nicht nur musikalisch, sondern auch für das Musikvideo ließ er sich schließlich inspirieren: Wie The-Verve-Sänger Richard Ashcroft in den 90ern schlendert er im Video zu seiner „Bittersweet Symphony“ eine typische englische Straße hinunter. Was fehlt, ist der düstere Blaufilter – bei Ren scheint im Video die Sonne. Damit unterstreicht er natürlich auch seine Lyrics.

Schwerer Werdegang

Insgesamt ist „Bittersweet Symphony“ positiver als Songs, die Ren zuletzt veröffentlichte. „Sick Boy“ und „Hi Ren“, die im Januar beziehungsweise Ende 2022 erschienen, setzen sich mit psychischer Gesundheit auseinander. Darin zeigt sich der englische Musiker verletzlich und offen – schließlich hatte er selbst im Zuge einer lange nicht erkannten Lyme-Borreliose mit Isolation und Depressionen zu kämpfen. Zwar ist er dank einer Stammzellentransplantation nicht mehr bettlägerig, doch durch die schwere Krankheit verlor er dennoch einen Plattenvertrag. Die schwere Zeit hat also Folgen, auch wenn Ren sich mit neuer Musik zurück kämpft. Außer als Solokünstler ist er auch mit der Band The Big Push aktiv.


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Über den Autor/die Autorin:

Annika Eichstädt

Annika (24) macht ihren Master in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Das ist zwar brotlose Kunst, aber sie liest oder schreibt nun einmal den ganzen Tag. Bei MADS rezensiert sie am liebsten Musik oder Serien.

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