Auf Stimmenfang in den sozialen Medien: Das ist Mikrotargeting
Personalisierte Werbung im Internet und insbesondere auf Social Media ist längst Alltag geworden. Doch dieselbe Methode nutzen auch Parteien, um Wählerinnen und Wähler zu gewinnen: das sogenannte Mikrotargeting. MADS erklärt, was es damit auf sich hat.
Politik auf Social Media war schon immer ein kontroverses Thema, doch Wahlkampf auf Instagram und Co. wirft eine ganz neue Frage auf: Wie weit dürfen Parteien auf Daten von Nutzerinnen und Nutzern zugreifen? Beim sogenannten Mikrotargeting werden Daten gesammelt, um Userinnen und User in Schubladen einzuordnen und gezielt anzusprechen. Es geht um Dark Ads, also hochgradig personalisierte (Wahl-) Werbung, die nur bestimmten Personen angezeigt wird.
Mikrotargeting grenzt an Manipulation
Kategorien, in die Profile eingeordnet werden, sind etwa Alter, Geschlecht, Interessen und Wohnort, aus denen auf politische Ansichten geschlossen wird. So ist eine Person unter 25 Jahren, die Greta Thunberg auf Twitter folgt, vermutlich eher im linken Spektrum anzutreffen als ein 60-jähriger Mann, der sich für SUV interessiert. Doch Mikrotargeting bringt mehr Gefahren als nur mangelnden Datenschutz mit sich. Einerseits grenzt es an Manipulation, Usern personalisierte Wahlkampfwerbung zu zeigen. Diejenigen, die sich ansonsten nicht mit Politik befassen, werden so zu einer unausgewogenen Entscheidung gedrängt. Zudem entstehen durch Mikrotargeting Botschaften, die nur an bestimmte Zielgruppen kommuniziert werden. Die demokratische Öffentlichkeit, die Parteien an ihren Versprechen und deren Erfüllung misst, wird eingeschränkt.
Extreme Ausmaße wie in den USA nimmt das Mikrotargeting in Deutschland und der EU aufgrund von strengen Datenschutzbestimmungen nicht an. Dennoch: Ein Gesetz, das klare Vorschriften für politische Werbung auf Social Media festlegt, gibt es noch nicht. Es soll auf EU-Ebene bis 2024 feststehen. Bis dahin nutzen auch deutsche Parteien die Wahlkampfstrategie, wie Netzpolitik.org bereits 2017 berichtete. Im selben Jahr hat der politische Berater Johannes Hillje gegenüber der DW gesagt, er glaube, dass alle deutschen Parteien Dark Ads verwenden. Wie die Parteien in Deutschland mit datenbasiertem Wahlkampf umgehen, ist unklar, da es keine klaren Aussagen dazu gibt.
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