Antifeminismus: Amadeu Antonio Stiftung gründet erste bundesweite Meldestelle
Die Amadeu Antonio Stiftung möchte Antifeminismus sichtbarer machen. Zu diesem Zweck hat sie nun eine Online-Meldestelle eingerichtet, die Fälle aus ganz Deutschland dokumentieren soll.
Die Berliner Amadeu Antonio Stiftung richtet die nach ihrer Darstellung erste bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus ein. Auf der Internetseite antifeminismus-melden.de könnten ab sofort Erfahrungen mit antifeministischen Angriffen und Vorfällen gemeldet werden, teilte die Stiftung am Mittwoch in Berlin mit. Dazu gehörten sexistische Anfeindungen, körperliche Angriffe sowie organisierte Kampagnen gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung.
Viele Vorfälle würden nicht als antifeministisch erkannt und bisher nicht systematisch erfasst, auch weil viele unterhalb der Strafbarkeitsgrenze lägen. Mit der Meldestelle solle dieses Dunkelfeld erhellt werden.
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Die Stiftung spricht von einer unterschätzten Bedrohung für die Demokratie. „Antifeminismus zeigt sich in verschiedenen Formen und ist gezielte Strategie“, sagte die Leiterin der Fachstelle Gender, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus, Judith Rahner. Vor allem Frauen und queere Menschen in Politik und Zivilgesellschaft würden bedroht und angegriffen. Antifeminismus und „Anti-Gender“-Rhetorik mache rechtes, reaktionäres Gedankengut in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig und fördere gewaltsame Übergriffe.
Stiftung will Antifeminismus dokumentieren
Gefördert wird das Projekt durch das Programm „Demokratie Leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit den gesammelten Daten über antifeministische Vorfälle verfolgt die Amadeu Antonio Stiftung zwei Ziele: Zunächst werde sie beratend tätig, indem sie geeignete Unterstützungsangebote vermittelt, wie es auf der Internetseite heißt. Gleichzeitig würden Meldungen systematisch ausgewertet und anonymisiert veröffentlicht, um Politikerinnen und Politiker für die Gefahr durch Antifeminismus zu sensibilisieren und die gewonnenen Erkenntnisse in den Fachdiskurs einzubringen.
Die Stiftung verweist unter anderem auf die Leipziger Autoritarismus-Studie von 2022. Demnach hat jeder dritte Mann (33 Prozent) und jede fünfte Frau (19 Prozent) in Deutschland ein geschlossen antifeministisches Weltbild.
epd/fin
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