Andrew Tate: Warum der Ex-Kickboxer derzeit viral geht
Der ehemalige Kickboxer und Unternehmer Andrew Tate gilt für manche als der „frauenfeindlichste Mann des Internets“. Doch warum ist er trotz mehrerer Skandale so erfolgreich?
Derzeit erhält Andrew Tate immer mehr Aufmerksamkeit auf seinen Social-Media-Plattformen. Der amerikanisch-britische ehemalige Kickboxer fällt jedoch schon seit Jahren immer wieder durch frauenfeindliche und homofeindliche Aussagen auf und ist gern bei Shows und Podcasts gefährlicher Verschwörungsideologen zu Gast. Woher kommt nun also das neuerliche Interesse an diesem Mann – und wer ist er überhaupt?
Lange Liste von Skandalen
Andrew Tate wurde zuerst als Kickboxer bekannt und baute mit seinem Bruder ein Unternehmen auf, für das er Frauen einstellte, um gegen Bezahlung mit Männern zu sprechen. Außerdem gründete Tate die sogenannte „Hustler’s University“, bei der Mitglieder für knapp 50 Euro im Monat Tipps zu Finanzen und Kryptowährungen erhalten. 2016 war er in der Reality-TV-Serie „Big Brother“ zu sehen, die er jedoch verlassen musste, nach dem ein Video veröffentlicht wurde, in dem er eine Frau mit seinem Gürtel schlägt. Später gab Tate an, es habe sich um eine abgesprochene sexuelle Praktik gehandelt.
Nachdem er immer mehr Anhänger durch seine Unternehmen gewonnen hat, wird der 35-Jährige in mehrere Podcasts und Shows eingeladen und ruft seine Follower dazu auf, Clips davon zu verbreiten. Dadurch kann er den Algorithmus einiger Plattformen manipulieren, damit es seine Videos vermehrt in die Timelines vieler User schaffen. So wird er schnell sehr bekannt: Mittlerweile hat er mehr als vier Millionen Instagram-Follower. Videos mit seinen Aussagen wurden schon mehr als elf Milliarden Mal auf Tiktok angeschaut – obwohl er auf dieser Plattform überhaupt keinen Account hat. Trotzdem finden Clips, in denen er sagt, Depression seien keine echte Krankheit und vergewaltigte Frauen hätten eine Mitschuld an der Tat, großen Anklang im Internet. Wegen ähnlicher Tweets wurde er jedoch von der Plattform Twitter gesperrt.
Tiktok unternimmt nichts gegen Tate-Clips
Seine extremen Aussagen tragen erheblich zur Bekanntheit Tates bei. Im vergangenen Monat wurde sein Name öfter gegoogelt als beispielsweise Kim Kardashian oder Donald Trump. Zielgruppen seiner Ideologie sind junge Männer. Vermutlich finden seine Videos bei denen Anklang, die selbst keine funktionierende Beziehungen zu Frauen aufbauen konnten und die Schuld dafür durch Tates Aussagen einfach von sich weisen können. Die Zeitung „The Guardian“ erstellte vor Kurzem einen Fake-Account auf Tiktok und gab an, ein junger Teenager zu sein. Schnell wurde dem Account ein Video mit Clips aus Tate-Interviews vorgeschlagen. Nach dem Anschauen zweier solcher Videos wurde die Timeline des Accounts mit ähnlichen Clips überflutet, sie war voll mit Tates frauenfeindlichen Aussagen. Obwohl in Tiktoks Richtlinien eindeutig festgehalten wird, dass Inhalte mit „Hate Speech“ nicht verbreitet werden dürfen, scheint die Plattform wenig Anstrengung zu betreiben, die frauenverachtenden Clips zu löschen.
Tate unter Verdacht von Vergewaltigung und Menschenhandel
Derzeit steht Tate unter dem Verdacht der Vergewaltigung und des Menschenhandels. Nach einem Tipp der US-Botschaft, dass eine Frau gegen ihren Willen festgehalten werde, durchsuchten Behörden das Haus des ehemaligen Kickboxers und seines Bruders in Rumänien. Dort fanden sie Medienberichten zufolge eine rumänische und eine amerikanische Frau. Die beiden Brüder wurden befragt und wieder entlassen, nachdem sie sich unschuldig bekannten. Laut den rumänischen Behörden dauere die Untersuchung jedoch noch an.
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