Bryan Johnsons „Blueprint“: Millionär will das Älterwerden rückgängig machen
Es erinnert an eine Folge der Serie „Black Mirror“. Der Millionär Bryan Johnson, der seinen Reichtum durch den Verkauf der mobilen Zahlungsplattform Braintree Venmo erlangte, will seinen Alterungsprozess stoppen. Dafür rief er „Blueprint“ ins Leben.
Man stelle sich vor, man müsste sich keine Gedanken mehr um die eigenen Grundbedürfnisse machen. Kein Kopfzerbrechen mehr darüber, was man isst, ob man genug Vitamine zu sich nimmt, wann man trainiert und sich schlafen legt. Stattdessen kann all die Kapazität, die normalerweise dafür aufgewendet würde, genutzt werden, um die eigenen Träume zu verfolgen. Gleichzeitig wäre noch dafür gesorgt, dass man sich nicht selbst zerstört – im Gegenteil.
Genau das versucht der Multimillionär Bryan Johnson seit ungefähr zwei Jahren umzusetzen. Dafür gründete er „Kernel“, ein Team aus Neurowissenschaftlern, Ingenieuren und Physikern, sowie das Projekt „Blueprint“. Dabei will er mithilfe seines Teams ermitteln, wie er die Erfüllung der Bedürfnisse seines Körpers perfektionieren kann. Sprich: Johnson möchte herausfinden, was seine Organe benötigen, um bestmöglich zu funktionieren. So will er eigenen Aussagen zufolge sein biologisches Alter reduzieren und im besten Fall körperlich wieder zu einem 18-Jährigen werden. Darüber berichtet er auf der Website von „Blueprint“ und auf seinem Youtube-Kanal.
Täglich grüßt das Murmeltier
Johnson folgt dafür wiederkehrenden Routinen. Er beginnt und beendet den Tag stets um dieselbe Zeit. Morgens trinkt er den sogenannten „Green Giant“ und schluckt dazu 28 Nahrungsergänzungsmittel mit Mikronährstoffen in Form von Pillen. In diesen finden sich Spurenelemente wie Zink, Aminosäuren wie Taurin, aber auch allseits bekannte Gesundheitsförderer wie Knoblauch und dunkle Schokolade wieder. Daraufhin folgt das erste Workout. Über den Tag verteilt er mehrere stundenlange Trainingseinheiten, darunter Übungen für Kraft und Ausdauer. Zwischendurch gibt es verschiedene Mahlzeiten, die allerdings wenig Platz für Variationen bieten. Er konsumiert viel Pflanzliches: Linsen, Brokkoli, Blumenkohl, Nüsse. Alles vegan – auf Fleisch verzichtet er vollkommen. Ungefähr 1900 Kalorien nimmt er täglich zu sich. Vor dem Zubettgehen setzt er sich eine Haube auf den Kopf, die blaues Licht abblockt, wodurch sich die Qualität seines Schlafes verbessern soll.
Neben alldem unterzieht er seinen Körper ständigen Messungen. Sämtliche Organe werden inspiziert. Während er schläft, werden zum Beispiel seine Körpertemperatur und der Sauerstoffgehalt seines Blutes beobachtet. Er absolviert regelmäßige Blut-, Stuhl-, Urin- und Speicheltests, lässt sich mit Ultraschall überprüfen sowie seine Sehfähigkeit und sein Gehör abchecken. All die Daten, die erhoben, und all die Erkenntnisse, die dadurch gewonnen werden, lassen sich ebenfalls auf der offiziellen Website von „Blueprint“ einsehen. Alles, was er herausfindet, will er mit anderen Menschen teilen.
Das biologische Alter zurückspulen
Eine Veränderung seines Äußeren ist deutlich erkennbar. Gesünder, jünger und sportlicher sieht er aus. Angeblich habe der 45-Jährige nun das Herz eines 37-Jährigen und altere langsamer als der durchschnittliche Zehnjährige. Doch warum der ganze Aufwand, der ihn im Übrigen einen Angaben zufolge zwei Millionen Dollar im Jahr kostet? Weil er zuvor einen zerstörerischen Lebensstil gehabt habe, der mit einer Depression einherging. Vor allem habe er ungesund und im Übermaß gegessen, um sich zu betäuben, sagt er selbst. Er sei ein reicher Mann ohne Ziele gewesen sein. Nun will er nach eigenen Angaben mit seinem Unternehmen die Menschheit ein kleines Stück voranbringen.
NOVOS äußert Kritik
Ein Unternehmen, das sich der Herstellung von pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln widmet, meldet sich gegenüber Bryan Johnsons „Blueprint“ zu Wort. Die Produkte der NOVOS-Labs aus New York sollen ebenfalls dabei helfen, die Langlebigkeit zu unterstützen. Die Köpfe hinter der Biotech-Firma – darunter Spezialisten und Spezialistinnen in den Bereichen Biologie und Medizin – hätten einige Verbesserungsvorschläge bezüglich „Blueprint“.
Sie verarbeiten diese in einem Artikel auf ihrer Website: Unter anderem bemängeln sie die vegane Diät, die Johnson zu sich nehme. Sie sei zwar besser als die standardmäßige amerikanische Ernährungsweise, allerdings biete sie zu wenig Diversität. So sei die mediterrane Küche, die mageres Fleisch und Fisch beinhaltet, viel sinnvoller, um Langlebigkeit zu erreichen. Vielfalt sei besser für die Mikrobiome in unserem Körper, heißt es von NOVOS.
Von Max Bögelsack
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