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Demo gegen Rammstein: „Da wird sich nicht viel bewegen bei den Fans”

Demo gegen Rammstein: „Da wird sich nicht viel bewegen bei den Fans”
Foto: Imago Images/Stefan Zeitz

Rund 300 Menschen sind am Samstag dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Kein Rammstein in Berlin” gefolgt und haben gegen die Konzerte der Band demonstriert. In den vergangenen Wochen häuften sich Vorwürfe von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch gegen Sänger Till Lindemann. Britt Baiano, Mitinitiatorin des Bündnisses, berichtet im MADS-Interview von der Demo und davon, wie es nun weitergehen soll.


Britt, wer hat sich am Samstag zusammengetan, um gegen Rammstein zu demonstrieren?

Tatsächlich sind wir ziemlich breit aufgestellt, der Zuspruch war sehr groß. Es gibt „Keine Show für Täter“, die auch ziemlich viel zu Täterschutz, vor allem in der Musikbranche machen. Britta Häfemeier, die die Petition zur Konzertabsage gestartet hat, und Campact waren ebenfalls da. Auch verschiedene feministische Gruppen wie beispielsweise das Netzwerk gegen Femizide sowie Bündnisse hier aus Berlin waren da.

Das ist Kein Rammstein in Berlin“

Das Aktionsbündnis „Kein Rammstein in Berlin“ versteht sich als Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivistinnen und Aktivisten, die in feministischen Netzwerken organisiert sind. Gemeinsam hatten sie sich zum Ziel gesetzt, die Rammstein-Konzerte am 15., 16. Und 18. Juli zu verhindern. Grund dafür sind die Vorwürfe von Shelby Lynn, der Influencerin Kayla Shyx und weiterer Frauen, die auf Rammstein-Konzerten nach eigenen Aussagen zum Sex mit Rammstein-Sänger Till Lindemann rekrutiert werden sollten und zum Teil mutmaßlich Opfer sexualisierter Gewalt wurden. Die Band bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

War die Demo ein Erfolg?

Es sind sehr viele Leute gekommen, trotz der Hitze. Wir hatten sehr gute und starke Redebeiträge. Für uns ist das auch tatsächlich ein Erfolg. Es gab auch Konfrontation, Provokationen von Rammstein-Fans: Es wurde der Hitlergruß gezeigt, es wurde zu Vergewaltigung gegen uns aufgerufen.

Britt Baiano ist Pressesprecherin und Mitinitiatorin des Aktionsbündnisses “Kein Rammstein in Berlin”. Sie studiert, arbeitet und lebt in Berlin. Foto: privat

Ihr hattet ihr ursprünglich das Ziel, die drei Rammstein-Konzerte zu verhindern. Das hat nicht geklappt. Jetzt steht noch ein Konzert am Dienstag aus. Wie groß ist der Optimismus, dass ihr das verhindern könnt?

Also realistisch gesehen wissen wir, dass das Konzert sehr wahrscheinlich nicht abgesagt wird. Wir hoffen trotzdem, dass sich die Verantwortlichen noch mal zu Wort melden. Die hätten natürlich die Konzerte absagen oder auch ein Statement geben können. Wir brauchen auch noch andere Strategien und fokussieren uns neben der Forderung der Konzertabsage auch auf andere Forderungen.

Welche Forderungen sind das?

Wir wollen eine akribische juristische Aufarbeitung aller Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, die gegen Till Lindemann erhoben wurden. Und auch dass es auf einer kulturpolitischen Ebene zu einer wirklich großen Aufarbeitung von vergleichbaren Fällen, also Vorwürfen von Missbrauch, kommen wird. Außerdem fordern wir, sofern sich die Vorwürfe bestätigen, eine Entschädigung aller Betroffenen.

Habt ihr das Gefühl, dass eure Appelle bei den Rammstein-Fans angekommen sind?

Ich glaube nicht. Also wir sehen uns ja auch als Sprachrohr von denen, die von Missbrauchserlebnissen berichtet haben. Es haben sich sofort zwei Lager gebildet. Es gibt Rammstein-Fans, die das wirklich befürworten was wir tun. Aber es gibt natürlich auch die anderen. Ich denke, da wird sich nicht viel bewegen bei den Fans, die hier jetzt hier vor Ort sind. Sollte noch mehr ans Licht kommen, könnte es natürlich sein, dass nach und nach mehr Fans reflektieren und dann vielleicht am Ende auch sagen: Rammstein, das ist jetzt vorbei.

Das letzte Berlin-Konzert ist am Dienstag. Was steht danach bei euch an?

Die Tour geht natürlich weiter, es wird ja noch Konzerte geben in Paris, in Wien und auch in Brüssel. Wir werden auf jeden Fall weitermachen als Aktionsbündnis. Sollten sich andere Bündnisse in den Städten bilden, in denen die Konzerte stattfinden, werden wir sie auf jeden Fall unterstützen, auch vor Ort. Wir sind mittlerweile sehr gut vernetzt, auch mit Gruppen und Vereinen, die sich gegen Machtmissbrauch explizit im Showbusiness einsetzen. Mit denen wollen wir weiter kooperieren, damit das Thema nicht von der Bildfläche verschwindet. Zumal ja auch die Staatsanwaltschaft weiterhin gegen Till Lindemann ermittelt. Dementsprechend wird das weiterhin Thema sein. Also bleiben wir bestehen und werden auch verschiedene Aktionen planen.

Interview: Moritz Tübbecke


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