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Tausende Schüler demonstrieren in Hannover für den Klimaschutz

Tausende Schüler demonstrieren in Hannover für den Klimaschutz
Foto:  Hinzmann

Mehrere Tausend Schüler gingen am Freitag in Hannover für mehr Klimaschutz auf die Straße. Es ist bereits die dritte Fridays-for-Future-Demonstration in der Landeshauptstadt in diesem Jahr – doch es ist mit Abstand die Größte.


Die Teilnehmer zogen am Mittag in einem langen Demozug vom Kröpcke durch die City bis zum Opernplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Die Veranstalter zählten zeitweise 13.000 Teilnehmer. Die Polizei geht von knapp 8000 aus.

Video: Demo in Hannover


„Baum tot, Krabbelkäfer tot“

Auf Plakaten ist zu lesen: „Mit Klimakrise ist alles tot, Baum tot, Krabbelkäfer tot“, oder „Oma, was ist ein Eisbär?“ Hunderte stimmen zu Sprechchören an: „Hop Hop Klimawandel Stopp“, „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, und „Nie, nie, nie mehr Kohle.“

Schüler aus zahlreichen Schulen im Raum Hannover sind gekommen. Unter ihnen etwa Alia (14) und Marie (13) vom Gymnasium Sarstedt. Sie sind das erste mal bei einer „Fridays for Future“-Demo dabei. „Es wird Zeit, dass die Politiker handeln“, sagt Alia. Kenzo (11) von der Glocksee-Schule freut sich, dass die ganze Schule demonstriert und will heute ordentlich Lärm machen. Emily, Siebtklässlerin der Tellkampfschule, findet es einfach nur traurig, dass Tiere aufgrund der Erderwärmung sterben. Mohammed von der IGS Kronsberg (15) ärgert sich besonders, dass die Meere dreckig sind. Auch Mert (16) von der KGS Hemmingen wünscht sich eine gesunde Umwelt.

„Der Planet ist hotter als mein Boyfriend“

Glocksee-Mutter Isabel Rojas, (zwei Töchter, 7 und 11 Jahre alt) ist auch dabei und findet es gut, dass auch jüngere Kinder demonstrieren. Malte (49) ist Vater eines Schülers und demonstriert mit. Er meint, dass es Zeit werde, dass die Jugend politisch werde. Und dass die Politiker schließlich nicht nur Politik für Rentner mache. Ein weiterer Vater, der mit seinem Sohn Paul (9) hier ist, sagt: „Ich kann das nur unterstützen. Durch eine Demo während der Schulzeit zeigen die Schüler, dass es ihnen etwas wert ist und dass sie Ärger in Kauf nehmen.“ Und diese Jugend nimmt ihr Anliegen zwar ernst, lässt aber auch Platz für Humor: In der Menge wird etwa ein Plaket hochgehalten mit der Aufschrift „Der Planet ist hotter als mein Boyfriend“.

Renate (78) vom Bündnis „Omas gegen Rechts“ findet es wichtig, die Jugend zu unterstützen. Kritik an Demos während der Schulzeit nennt sie albern. Ein älterer Herr, der vor dem Café Balzac das Treiben beobachtet, gibt ihr Recht: Das sei „gelebter Unterricht“.

Foto: Rückerl

Oberbürgermeister lädt Demonstranten ins Rathaus ein

Während einer Zwischenkundgebung auf dem Trammplatz hat Hannovers Oberbürgermeister eine Abordnung der Demonstranten zu Gesprächen ins Rathaus eingeladen. Die Gesellschaft sei auf das Engagement junger Menschen angewiesen sagt er. Währenddessen spricht Lou Töllner (17), eine der Veranstalterinnen der Demonstration in Hannover, vor der Menge vor dem Rathaus: „Wir sind nicht gekommen, um zu betteln. Wir fordern, dass Politiker handeln, wir sind es leid, dass die Klimakrise nicht als die Bedrohung angesehen wird, die sie ist.“

Zehntausende demonstrieren in 2000 Städten weltweit

In rund 2000 Städten weltweit gehen an diesem Freitag Schüler und Studenten, aber auch immer mehr Eltern auf die Straße und fordern eine andere Klimaschutzpolitik. Auch 12.000 teils namhafte deutsche Wissenschaftler haben sich der Bewegung angeschlossen, die im vergangenen August die inzwischen 16-jährige Greta Thunberg aus Schweden angestoßen hatte. In einigen norddeutschen Städten gab es bereits am frühen Morgen die ersten Aktionen. Schwedische Politiker haben Greta für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Lest auch: „Darum schwänze ich für den Klimaschutz die Schule“
Foto: Wilde


Die Philologen kritisieren, dass die Schüler die Schule schwänzen, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Schulleiter dürften das nicht tolerieren. Man könne auch außerhalb der Schulzeit demonstrieren, sagt Verbandsvorsitzender Horst Audritz. Dem entgegnet Abiturientin Lou Töllner, dass dies die beste Möglichkeit sei, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken: „Lokführer streiken auch nicht in ihrer Freizeit“, sagt sie im HAZ-Interview.

Von Saskia Döhner


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7 Bemerkungen

  1. 1161

    Woher kommen mir diese ganzen Slogans nur bekannt vor? Ach ja: allesamt Abwandlung solcher, die auf den Randale-„Demos“ der Linksextremen gebrüllt werden… G20, ick hör dir trappsen.

    Und solche Leute lasst ihr an eure Kinder ran. Naja, gewarnt wurde genug. Lebt dann halt mit den Konsequenzen.

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  2. Böser afd Nazitroll

    Bin ich eigentlich der Einzige den es anwidert, wenn 5, 6, 7-Jährige aufwärts für politische Kampagnen missbraucht werden? Oder ist das 2019 okay, normal, vielleicht sogar en-vogue?

    Vielleicht brauchen wir dringend mal einen Klimawandel.

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    • Ullie

      Wo wird hier wer für Kampagnen missbraucht. Meinen Sie vielleicht diese Kampagne, dass es gegen jeglichen Menschenverstand sei, ein generelles Tempolimit auf Autobahnen endlich auch in Deutschland einzuführen? Und Millionen Mitglieder eines anerkannt „gemeinnützigen Vereins“ beklatschen das, wenn der Bundes-Autominister gegen Tempo-Limits wettert. Da findet tatsächlich massiver Missbrauch für politische Kampagnen statt!

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  3. KHD1303

    Ich finde es wunderbar, dass sich die Schüler für Klimaschutz einsetzen!!
    Ich frage mich allerdings, ob sie mit der gleichen Energie auch für den Umweltschutz in der eigenen Familie einsetzen? Also sich nicht von den Eltern in ihren Autos chauffieren lassen, sondern sich mehr für Öffis oder Fahrrad einsetzen, ein Führerschein nur zu machen, wenn es absolut notwendig ist, denn auch mehr Autos sind schlecht für das Klima und genauso Klimaschädlich wie Flugreisen in Tropische oder sonstige Reiseziele.
    Man sollte nicht vergesse, dass der Klimaschutz bei jedem selber anfängt und nicht nur die Politiker dafür sorgen können dass das Klima nicht schlechter wird.

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    • Ullie

      Das mit den Elterntaxis ist doch kein Problem, das die Schüler verursachen. Es sind die Eltern, die ihre Kinder überall hin chauffieren. Habe ich noch nie getan. Bin mit meinem Kind immer mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV dorthin gefahren, wo es hin wollte oder muss. Inzwischen kann das Kind das ganz alleine. Dafür hatte mein Kind in der Schule Lehrer erlebt, die es nicht gebacken bekamen, an einem Üstra-Automaten eine Gruppenkarte zu ziehen. Wenn meine Tochter mich fragt, ob sie denn wirklich zu den Fridays for future-Demos gehen soll, oder nicht besser in die Schule, dann erinnere ich sie daran. Dann fällt ihr die Entscheidung nicht mehr schwer.

      Antworten
      • KHD1303

        Natürlich sind nicht die Kinder schuld, aber wenn sie schon für das Klima protestieren, könnten sie den Protest doch auch bei den Eltern fortsetzen und sich nicht von den Eltern, gegeben falls ohne Protest, chauffieren zu lassen!

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  4. Systemrelevant

    HUT AB, liebe Schüler. Dieser Einsatz für die Zukunft aller Menschen ist beeindruckend. Das stellt alle Umweltschutzbewegungen der Vergangenheit in den Schatten. Ihr habt einen Hebel gefunden, mit dem ihr Geschichte schreiben könnt. Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit gelten selbstverständlich auch für Kinder und Jugendliche. Die Ordnungswidrigkeit der Schulpflichtverletzung sollte euch nicht einschüchtern. Die kann der Staat nur an eure Eltern adressieren. Andere Druckmittel, mit denen euch die Klimazerstörer in die Schule zwingen können gibt es gar nicht. Soll die Polizei jeden einzelnen Schüler mit Handschellen aus dem Bett holen? Man stelle sich vor ein ganzer Schüler-Jahrgang geht in einen Streik, die Lehrer müssen euch mit 6 benoten und ein kompletter Jahrgang kann nicht versetzt werden. Das hat sehr großes politisches Gewicht!
    Ich bin stolz auf euch. Macht weiter so. Rettet unseren Planeten. Die Macht wird bald mit euch sein.

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