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#womeninmalefields: Witziger Trend und traurige Realität

#womeninmalefields: Witziger Trend und traurige Realität
Foto: Markus Spiske/Unsplash

„Lächel doch mal!“ oder „Wer passt denn auf deine Kinder auf, während du arbeitest?“: In einem aktuellen Trend auf Social Media spiegeln Frauen unter dem Hashtag #womeninmalefields das sexistische Verhalten von Männern.


„Wenn er nach Verhütung fragt und ich ihm sage, dass ich mit Pille nix fühle“, „Der Verkäufer eben sah so traurig aus, da meinte ich zu ihm, er sieht viel hübscher aus, wenn er lächelt“ – mit solchen und ähnlichen Sprüchen versehen gerade junge Frauen auf Social Media ihre Reels und Tiktoks. Dazu grinsen sie in die Kamera oder verdrehen die Augen. Oft sind die Videos auch so überspitzt dargestellt, dass die Ironie direkt unverkennbar ist. Wer es trotzdem nicht versteht, findet meist direkt darunter den Hashtag #womeninmalefields. Zu Deutsch: Frauen in männlichen Feldern oder Bereichen.

#womeninmalefields: Von Alltagssexismus bis Femizid

Mit den Videos wollen Frauen toxische und typisch männliche Verhaltensweisen ankreiden, die eins gemeinsam haben: Sie richten sich gegen Frauen. Creatorinnen kreiden dabei zum Beispiel Alltagssexismus an, etwa die Aufforderung an Frauen zu lächeln, weil sie so hübscher aussähen, oder das ungefragte Kommentieren von Karriere und Familienplanung.

Influencerin Tara-Louise Wittwer dreht sogar den Femizid in diesem Gedankenexperiment um. „Wenn er sich von mir getrennt hat, also hab ich ihn einfach umgebracht, damit ihn keine andere haben kann“, schreibt sie in einem Reel und imitiert in dem Video dabei mit den Fingern eine Pistole. Der Trend hat starken Zulauf, Tausende Beiträge existieren bereits unter dem Hashtag.

Der Hashtag #womeninmalefields zeigt einmal mehr, was für Frauen Realität ist. Wer beim Zuschauen die Beschimpfungen, Beleidigungen und die Beschreibungen als beleidigend empfindet, sollte überlegen, ob er das bei umgekehrten Geschlechterrollen genauso sieht. Denn genau das soll dieser Trend bewirken: Es irritiert, dass Männer hier plötzlich die Objekte und die Opfer sind. Damit führen die Frauen vor Augen, wie absurd sich manche Männer verhalten.

Gemeinsame Traumaverarbeitung

Der Trend ist so lustig, wie er traurig ist. Frauen und queere Personen drücken in einem weiteren Format ihre kollektiven schlechten Erlebnisse mit Männern aus, bonden dadurch sicherlich auch. Eine Art Mikro-Traumadumping als feministischer Akt. Ob das aber letztlich bei Männern zum Umdenken führt, ist fraglich. Die verstehen das Ganze am Ende vielleicht als Witz oder polemischen Angriff gegen sich selbst, anstatt den bitteren Ernst zu sehen, der sich hinter jedem einzelnen dieser Postings verbirgt.


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Über den Autor/die Autorin:

Jennifer Kramer

Jennifer (22) studiert in Hannover Politikwissenschaft. Damit das Studium nicht zu eintönig wird, schreibt sie nebenbei für MADS über alles, was sie bewegt. Besonders gern über Politik, Kultur und Literatur.

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