Wenn die Erde Durst hat: Folgen der weltweiten Dürrekrise
Der WWF hat seinen neuen Dürrereport vorgestellt, der vor einer weltweiten Wasserkrise warnt. Demnach lässt Dürre nicht nur Flüsse austrocknen – sie gefährdet zudem den Anbau von Nahrungsmitteln ist und löst politische Konflikte aus. Auch in Deutschland sind erste Auswirkungen der Dürre spürbar.
Die Umweltstiftung WWF warnt in ihrem aktuellen Dürrereport vor einer Wasserkrise und fordert eine bessere Wasserpolitik. „Dürren zerstören wichtige Ökosysteme und gefährden die Ernährungssicherheit. Sie befeuern soziale Unruhen und soziale Konflikte“, sagte WWF-Süßwasserexperte Philipp Wagnitz. Dürrekrisen gehören laut WWF zu den verheerendsten Naturkatastrophen der Welt. Der Report „Risiko Dürre. Der weltweite Durst nach Wasser in Zeiten der Klimakrise“ des WWF wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.
Der Dürre-Report bewertet das Dürrerisiko für Städte, Anbaugebiete von Mais, Reis und Weizen, für Feuchtgebiete, für Kohle-, Atom- und Wasserkraftstandorte sowie Gebiete mit wasserbezogenen politischen Auseinandersetzungen. Bereits heute sind nach WWF-Angaben durchschnittlich 55 Millionen Menschen weltweit jedes Jahr von Dürrenbetroffen.
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WWF: Neue Kohlewerke sind „aberwitzig“
Wetterextreme wie Dürren werden durch die Erderhitzung immer wahrscheinlicher. Die Auswirkungen von Dürren zeigen sich besonders über die verringerte Wasserverfügbarkeit in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten. Sie gefährden laut WWF nicht nur den Anbau von Grundnahrungsmitteln, sondern auch die stark vom Wasser abhängige Energieversorgung und die Artenvielfalt. Fast die Hälfte der weltweiten Wärmekraft werde in Gebieten mit hohem Dürrerisiko produziert. In Deutschland seien vor allem Kraftwerke in Brandenburg von einem hohen Dürrerisiko betroffen.
Angesicht der Dürrekrise sei der der Bau neuer Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke „aberwitzig“. Auch Wasserkraft ist in Zeiten niedriger Wasserstände keine umweltfreundliche Alternative, beklagt der WWF. „Wind- und Solarenergie sind bereits heute wirtschaftlich auf dem gleichen Ertragsniveau und müssen Vorfahrt haben“, sagt Wagnitz.
Südliches Klima auch im Norden erwartet
Bereits im Juli hatte der WWF die Europäische Union zu einem nachhaltigeren Umgang mit Süßwasser aufgerufen. Die Mitgliedsstaaten müssten handeln, solange man die natürlichen Vorkommen noch vor den nächsten Dürren retten könne. In Europaseien neben Istanbul derzeit besonders Madrid und Lissabon einem hohen Dürrerisiko ausgesetzt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Städte wie Rom oder München auf dem selben Niveau sind. Denn Klimabedingungen, wie sie eigentlich im Süden üblich sind, werden laut Forschern auch auf der Nordhalbkugel der Erde erwartet.
Auch Industrieländer sind Dürrerisikenausgesetzt
Industrieländer in Mittel- und Nordeuropa – auch Deutschland – verfügen zwar immer noch über genügend Wasserressourcen, doch auch diese Regionen sind Dürrefolgen ausgesetzt. Inwiefern zeigte sich in den Dürrejahren 2018/19: Ernteeinbußen, Niedrigwasserstände, Waldbrände und eingeschränkte Strom- und Rohstoffversorgung. Laut WWF zeigten diese Jahre, dass die Vorbereitungen auf Krisen in Wasserreichen Ländern noch lange nicht ausreichen.
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Klimawandel Schuld an der Dürre
Am stärksten von Dürre und Wasserknappheit betroffen ist die Landwirtschaft. Wenn in der Klimapolitik nicht gegengesteuert wird, könnte der Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Weizen oder Mais, aber auch anderer Nahrungsmittel zunehmend gefährdet sein. So kommen zum Beispiel rund 22 Prozent der globalen Weizenproduktion aus Gebieten mit sehr hohem Dürrerisiko.
Der WWF sieht die Politik in der dringenden Pflicht: „Mit dem Klimawandel kommt die Dürrekrise. Die Erderhitzung muss auf 1,5 Grad begrenzt werden – sonst setzt sich die fatale Dürrespirale weltweit fort“, so WWF-Süßwasserexperte Wagnitz.
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RND/ame/dpa