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Warum Fabian aus Rostock erst mit 16 Jahren schwimmen lernt

Warum Fabian aus Rostock erst mit 16 Jahren schwimmen lernt
Foto: Klaus Amberger

Viele Kinder und Jugendliche können nicht schwimmen – weil sie es nie richtig gelernt haben. Die Corona-Einschränkungen sorgten zudem für geschlossene Hallen, jetzt gibt es kaum noch freie Schwimmzeiten und Kurse. Doch es gibt Lichtblicke. Ein Beispiel aus Rostock.

Fabian kann nicht schwimmen. „Wenn ich mit Freunden am Strand bin, ist das doof“, sagt der 16-jährige Schüler aus Rostock. „Aber ich möchte definitiv schwimmen lernen!“ Schließlich sitzt er seit einiger Zeit auch in der Freizeit in einem Drachenboot. Aber mit Schwimmweste. „Ich wurde fast nicht in den Sportverein aufgenommen, weil ich nicht schwimmen kann.“

Dass ein Schüler der 10. Klasse nicht schwimmen kann, kommt nicht sehr oft vor. „Aber wir müssen leider registrieren, dass derzeit immer öfter Kinder, die wir betreuen, nicht mehr schwimmen lernen“, sagt Franziska Mantei (41), Sozialpädagogin und Teamleiterin im Projekt „Leben im Verbund“ bei der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Kinder- und Jugendhilfe in Rostock. Sie und ihr Team betreuen Familien ambulant, unterstützen stundenweise unter anderem bei der Erziehung, helfen bei schulischen Angelegenheiten oder bei Konflikten. So wie bei der Familie von Fabian.

Kinder aus sozial schwachen Familien fallen durchs Netz

„Durch die pandemiebedingten Einschränkungen seit März 2020, konnten viele Kinder zunächst nicht schwimmen lernen“, sagt Franziska Mantei. 15 000 Kinder in Mecklenburg-Vorpommern würden nicht schwimmen können, obwohl sie es schon können müssten, berichtet sie. Und durch die langen Schließzeiten der Schwimmhallen entstanden „Staus“ sei es kaum möglich, zusätzliche Schwimmzeiten für die betreuten Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren und Fabian zu bekommen. Gerade für finanziell schlecht ausgestattete Familien sei das ein Problem.Lesen Sie auch

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Sebastian Berger (37), von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sagt: „Deutschlandweit sind 50 Prozent der Menschen Nichtschwimmer oder unsichere Schwimmer.“ Im Vergleich dazu stehe MV besser da, meint der Vorsitzende der DLRG-Bezirkes Rostock. Das Landesprogramm „MV kann schwimmen“ sei zwar eine gute Idee gewesen, aber die Schwimmlehrer konnten gerade in den Sommerferien nicht viel tun, da die Schwimmhallen zum Teil geschlossen waren. Das Landesprogramm sollte dafür sorgen, dass in den Ferien (kostenlose) Schwimmkurse stattfinden.

Sebastian Berger von der DLRG. Foto: privat

Auch weniger Rettungsschwimmer

„Corona hat deutliche Spuren hinterlassen“, sagt Berger. Nicht nur, dass Kinder nicht das Schwimmen lernen konnten, auch Rettungsschwimmer konnten nicht ausgebildet werden. „Die fehlen jetzt.“ Und das Aufholen sei schwierig, weil die Hallenzeiten begrenzt seien – ein großes Problem. „Weil es generell zu wenige Schwimmhallen gibt – in Rostock sind es beispielsweise nur zwei – macht der DLRG Druck auf Bundesebene.“ Auch weil Eltern wissen, wie wichtig es ist, schwimmen zu lernen. „Wir haben unendlich viele Anfragen von Müttern und Vätern nach Schwimmkursen für ihren Nachwuchs.“

Lösung für Fabian in Sicht

Doch warum hat Fabian nicht schwimmen gelernt? Seine Mutter erzählt, dass durch einen Umzug ihr Sohn, der damals noch in den Kindergarten ging, nicht mehr an einem geplanten Schwimmkurs teilnehmen konnte. Und Fabian ergänzt, dass in der Schule seine Klasse keinen Schwimmunterricht bekam. Und für einen privat gebuchten Schwimmkurs fehle leider das Geld, so seine Mutter. Dann kam die Pandemie und plötzlich ist man noch immer Nichtschwimmer.

Doch nun wird sich etwas für 14 Kinder und Jugendliche, die vom ASB ambulant betreut werden, etwas ändern. Im Februar 2022 werden sie schwimmen lernen. Weil ein Geldgeber – die Rostocker Werbeagentur Werk 3 – und Schwimmlehrer der DLRG bereitstehen.

Schwimmen ist elementare Fähigkeit

Was würde passieren, wenn Fabian heute ohne Schwimmweste in tiefes Wasser fallen würde? „Ich würde erst viel Wasser schlucken und dann untergehen“, weiß der Jugendliche, der gerade ein Praktikum in einer Dachdeckerfirma absolviert. „Schwimmen zu können ist lebensnotwendig und elementar sowie wichtig fürs Selbstbewusstsein“, sagt Sebastian Berger von der DLRG. Gerade hier im Norden sei der Reiz, ins Wasser zu springen, doch besonders groß. Er ist sich sicher: „Bis zur nächsten Badesaison werden Fabian und die anderen Kinder der Rostocker ASB Kinder- und Jugendhilfe schwimmen können.“

Von Klaus Amberger

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