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Von Beruf Influencerin: Harte Arbeit oder leichtes Geld?

Von Beruf Influencerin: Harte Arbeit oder leichtes Geld?
Foto: Pixabay (Symbolbild)

Instagram ist oberflächlich. Alle Influencerinnen sind reich, ohne zu arbeiten, und lassen sich von Firmen kaufen. Klischees über die Fotoplattform und ihre Nutzer gibt es viele. Zu Recht?


In der Welt von Harry Potter gibt es ein perfides magisches Wesen namens Irrwicht. Irrwichte verwandeln sich immer in das, was der Betrachter am meisten fürchtet – ob Monsterspinne oder Mumie. Bei Influencern ist es ähnlich. Ihr Image hängt davon ab, wer sie betrachtet – und auf welcher Plattform sie aktiv sind.

2019 besonders beliebt: Youtuber wie Rezo

Ganz oben in der Rangordnung stehen derzeit Youtuber, allen voran Rezo. Der junge Mann mit den blauen Haaren hat es vor der Europawahl mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ geschafft, das politische Berlin kräftig durchzuschütteln. Die Influencer von Instagram genießen dagegen oft keinen guten Ruf. Im Gegenteil: Während Rezo quasi im Alleingang die CDU die Wahl gekostet haben soll, schreiben Promimagazine im Fall der Instagram-Influencerinnen lieber über „peinliche Details“, die auf Urlaubsbilden zu erkennen sind. Oder über Influencerinnen, die versuchen, lebendige Oktopoden zu essen und Motorradunfälle vortäuschen. Influencerinnen, das sind hier die neuen C-Promis.

Mehr zum Thema: Youtuber Rezo und das Video über die CDU – Was ist dran an seiner Kritik?

„Die arbeiten doch nicht wirklich“: Ist Influencer ein Job?

Und diese oft jungen Frauen, das glauben viele, bekommen alles geschenkt: teure Urlaube, schicke Klamotten, schnelle Autos. Sie schwimmen im Geld, obwohl sie kaum etwas leisten. Denn als Influencer „arbeiten“ – das geht doch gar nicht. Stimmt das?

Ein erster Hinweis, was genau Influencer eigentlich tun, ist ihr Name: „Influencer“ kommt vom englischen „to influence“, also „beeinflussen“. Damit gemeint sind in der Regel Menschen, die sich eine relevante Zahl von Followern in sozialen Netzwerken aufgebaut haben. Was sie dort sagen, schreiben oder zeigen, findet ein großes Publikum. Genau aus diesem Grund sind sie für Werbetreibende interessant, die zunehmend auf sogenanntes Influencer-Marketing setzen. Statt Anzeigen zu schalten, kooperieren sie mit Influencern.

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Gegen Oberflächlichkeit: Instagram stellt sich den Vorurteilen

Berlin im Sommer. Instagram hat zur hippen Party eingeladen. Die Fotoplattform möchte zeigen, wie vielfältig und engagiert ihre Community ist. Hier geht es heute nicht um Luxusmode oder Traumurlaub, sondern stattdessen um: #Umweltbewusst #Müllfrei #Bodypositivity. Sogar Instagram-Chef Adam Mosseri ist aus den USA angereist und posiert gut gelaunt für Selfies. Auf großen Holztafeln werden einzelne Insta­gram-Kanäle vorgestellt. Dort steht dann zum Beispiel: „Wir feiern die Vielfalt auf unserer Plattform und freuen uns über Bewegungen rund um Themen wie Body-Positivity, LGBTQ und Diversity.“ Instagram, so der Eindruck, kennt all die Vorurteile über sich und seine Nutzer: zu oberflächlich, zu kommerziell, zu schön, um wahr zu sein – und betont deshalb das Kontrastprogramm.

Influencerinnen werben für Selbstliebe und mentale Gesundheit

Denn dass Instagram auch anders geht, zeigt zum Beispiel Charlotte Kuhrt. Auf ihrem Instagram-Account beschäftigt sich die 28-Jährige unter anderem mit den Themen Selbstliebe und mentale Gesundheit. „Ich habe meinen Account erstellt, um anderen Frauen Mut zu machen“, sagt Kuhrt. Sie will zeigen: Jede ist okay, so wie sie ist. Auf Instagram postet Kuhrt deshalb pro Tag ein bis zwei Bilder. Dazu kommen die Storys.

„Ich merke einfach, dass viele – gerade junge – Frauen diese tägliche Erinnerung zur Selbstliebe brauchen.“ Für Kuhrt ist Instagram seit rund zwei Jahren ein Vollzeitjob, von dem sie gut leben kann. Ihr Arbeitsalltag besteht daraus, Fotos zu planen, Texte zu schreiben, Kooperationen mit Firmen zu besprechen oder auch Nachrichten zu beantworten. Im Schnitt, erzählt Kuhrt, erhalte sie pro Tag rund 500 Anfragen. Darunter sind Menschen, die wissen wollen, welches T-Shirt sie auf einem Foto trägt, aber auch solche, die ihr ihre persönliche Lebensgeschichte erzählen möchten. „Jedes Mal, wenn ich Instagram öffne, arbeite ich. Ich bin jederzeit erreichbar, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.“

Jedes Mal, wenn ich Instagram öffne, arbeite ich.

Charlotte Kuhrt (28), Influencerin

Influencer, Content-Creator oder Blogger?

Kuhrt bezeichnet sich selbst als Influencerin. Andere haben damit inzwischen ein Problem. So sagt die Youtuberin Dagi Bee (vier Millionen Abonnenten) in einem aktuellen Video, dass sie den Begriff überhaupt nicht mag. Stattdessen wird sie lieber als Content-Creator oder Bloggerin bezeichnet. Kuhrt möchte den Begriff dagegen wieder positiv besetzen: „Viele Menschen wissen nicht, dass es auf Instagram Nischen gibt, in denen die Menschen mehr bewirken wollen.“

Viele Abonnenten = viel Geld?

Etwas auf Instagram bewirken, das will auch die 29-jährige Louisa Dellert. Doch so einfach ist das nicht immer. Dellert startete auf Instagram zunächst als erfolgreiche Fitnessbloggerin durch, dann änderten sich ihre Interessen. Inzwischen postete sie beispielsweise Interviews zu Politik und Nachhaltigkeit. „Meine Communtiy ist diesen Schritt mitgegangen“, sagt sie. Die Sponsoren nicht unbedingt. „Ich brauche eigentlich nur Geld zum Leben“, erzählt Dellert. Doch mit ihren neuen Themen lässt sich das auf Instagram nicht mehr verdienen. Nicht jeder Account mit Hunderttausenden Abonnenten macht automatisch reich.

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Was ist ein „Instagram-Burn-out“?

Im Juli startete Dellert unter anderem deshalb einen Spendenaufruf – und erntete prompt einen Shitstorm, in dem auch die Vorurteile gegenüber Influencern wieder aufkamen. Sie solle sich lieber einen „richtigen“ Job suchen, lauteten einige der Kommentare. Aber Dellert bekam auch Zuspruch. „Für viele bin ich wie eine digitale Schwester“, sagt sie. Die Zeit nach dem Spendenaufruf war trotzdem hart für sie. In einem Post spricht sie von einer Art „Instagram-Burn-out“. Den Schritt hin zu den Politikthemen bereut sie allerdings nicht: „Ich würde nie wieder zu meinem damaligen Instagram-Account tauschen.“

Von Anna Schughart/RND


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