Younes Zarou im MADS-Interview: „Tiktok hat Fehler gemacht in der Vergangenheit“
Mit seinen kurzen Clips auf Tiktok und Instagram erreicht Younes Zarou eine große Reichweite. Nun spricht er die Synchronstimme in Disneys „Alles Steht Kopf 2“. Im Interview mit MADS-Autorin Tara offenbart der erfolgreiche Content-Creator seine Zweifel, Diskriminierungserfahrungen und übt Kritik an der Plattform Tiktok.
Der 26-jährige Younes Zarou ist Deutschlands reichweitenstärkster Content-Creator auf Tiktok – über 54 Millionen Followerinnen und Follower zählt sein Kanal. Auf Instagram abonnieren über neun Millionen Menschen seinen Account. Er ist in Frankfurt am Main geboren und wurde während der Corona-Pandemie mit seinen kurzen Clips auf Tiktok bekannt. Sein Content dreht sich um Unterhaltung, Life-Hacks und Action. Im neuen Disney und Pixars „Alles Steht Kopf 2“ spricht er nun die Synchronstimme eines Polizisten. Der Animationsfilm kommt am 12. Juni in die deutschen Kinos. MADS-Autorin Tara sprach mit Zarou über die Erfahrung als Synchronsprecher, persönliche Themen und seine Kritik an Tiktok.
Younes, du sprichst in „Alles steht Kopf 2“ einen Polizisten, inwieweit ähnelst du ihm?
Der Polizist ist genauso tollpatschig wie ich. Ich habe mir zum Beispiel einmal in der 9. Klasse den Kopf in der Bustür eingeklemmt. Außerdem wollte ich damals auch Polizist werden. Nach meinem Realschulabschluss habe ich mich bei der Bundespolizei beworben, die haben mich aber nicht genommen. Natürlich wollte ich immer Fußballprofi oder Social-Media-Star werden, aber man musste ja realistisch bleiben.
Was hat dich beim Synchronsprechen besoders herausgefordert?
Ich hatte mit dem Synchronsprecher Axel Malzacher einen Meister an der Seite, der mir viele schlaue Tipps gegeben hat. Mit seiner Hilfe habe ich die Rolle gesprochen, die dann auch echt gut geworden ist, glaube ich. Ansonsten musste ich mich wirklich in die Rolle hineinfühlen. In einer Szene hatte der Polizist Handschellen an den Füßen und ist hingefallen. Das habe ich dann beim Sprechen genauso imitiert.
Was hat dir am besten gefallen?
Die Emotionen und das Hineinversetzen, was gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung war. Da bin ich aus meiner Komfortzone herausgegangen, das war schon sehr cool. Ich liebe Herausforderungen.
Wann bist du noch aus deiner Komfortzone herausgetreten?
Bei Let’s Dance 2023 – ganz klar. Ansonsten immer dann, wenn es sich ergibt.
Younes Zarou: „Wenn dein Umfeld so stark auf dich einredet, zweifelst du natürlich“
In „Alles Steht Kopf 2“ tritt auch die Emotion Zweifel auf. In welchen Situationen kommen bei dir Zweifel auf?
Da gibt es einige. Meine größten Zweifel hatte ich, als ich damals meinen Job gekündigt habe, um Social Media zu machen. Da war ich finanziell sehr stark im Minus. Meine Familie war auch dagegen und meinte immer zu mir, dass ich das bloß nicht machen soll. Ich war mir immer sicher, dass es klappen wird, aber wenn dein Umfeld so stark auf dich einredet, zweifelst du natürlich. Aber diese Gedanken waren nur ganz kurz da. Und jetzt sitze ich hier bei Disney Pixar mit der Synchronsprecherrolle bei „Alles steht Kopf 2″.
Mit dem Synchronsprechen hast du gerade erst angefangen, aber auf Tiktok bist du schon lange aktiv. Die Plattform steht wegen vielerlei Dinge in Kritik. Wie stehst du dazu?
Tiktok hat Fehler gemacht in der Vergangenheit. Die Plattform hat bewusst Content von Menschen mit Behinderungen eingeschränkt. Das hat mich sehr gestört. Das hat Tiktok aber auch offen kommuniziert und behoben. Leider gibt es auch viele gefährliche Trends. Ich stehe im engen Austausch mit Tiktok und die Leute dahinter versuchen alles, damit die Trends schnellstmöglich von der Plattform verschwinden. Trotzdem hat die App auch viele gute Seiten. Es ist eine Lernplattform und Suchmaschine geworden. Egal ob Kochtipps, Hilfe mit der Steuererklärung oder Life-Hacks: Das, was in der Schule leider nicht erklärt wird, kann man auf Tiktok finden.
War das auch der Grund, warum du mit Tiktok angefangen hast?
Ehrlich gesagt, habe ich mit Tiktok angefangen, weil man dort schnell viral gehen konnte. Du musstest keine Follower haben, um Reichweite zu bekommen. Du konntest also in kürzester Zeit eine Community aufbauen, das war auf anderen Plattformen zu der Zeit nicht möglich. Auf Instagram habe ich acht Jahre gebraucht, um 20.000 Abonnenten zu erreichen. Auf Tiktok habe ich im ersten Jahr 10 Millionen Abonnenten gewonnen. Jetzt sind es 54 Millionen.
Du hast für Social Media auch dein Studium abgebrochen. Obwohl du jetzt erfolgreich bist, ist es ein unsicheres Berufsfeld. Planst du, dir auch noch ein anderes Standbein aufzubauen?
Ich mache jetzt meinen Master in Wirtschaftsinformatik, obwohl ich meinen Bachelor noch gar nicht beendet habe. Es gibt seit kurzem nämlich ein Gesetz, das das erlaubt, wenn man eine gewisse Unternehmensgröße und Berufserfahrung hat.
Du kommst aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Wirst du damit in deinem Job oft konfrontiert?
Die Generation Z ist sehr offen. Bei den älteren Leuten gibt es schon Kommentare, die rassistisch angehaucht sind. Aber primär habe ich auf Social Media eine Community, die sehr tolerant ist. Aber im Kindergarten habe ich das stark gespürt. Ich war zu klein, um zu realisieren, dass ich unfair behandelt wurde. Die Erzieher haben dann zum Beispiel einen Lukas immer mehr bevorzugt als einen Younes. Wir sind auch oft in die Kirche gegangen, obwohl ich muslimisch bin. Das war immer ein bisschen schwierig. Leider gibt es immer noch viel Rassismus.
Interview von Tara Yakar
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