Skynd: True Crime in experimenteller Musikform
Wer den True-Crime-Trend auch beim Musikhören integrieren will, dem empfiehlt sich das Industrial-Duo Skynd. Mit harten elektronischen Klängen, verzerrten Stimmen und schaurigen Einspielern bleibt die Musik der beiden sofort im Gedächtnis. Das gilt auch für den neuesten Song „Edmund Kemper“, der die Perspektive des gleichnamigen Serienmörders einnimmt.
True Crime boomt – seit einigen Jahren interessieren sich zunehmend mehr Menschen für alte oder laufende Kriminalfälle. Neben Podcasts und Serien gibt es auch Musik, die sich mit allem, was blutig und gruselig ist, auseinandersetzt. Die wohl interessanteste Umsetzung bietet das Duo Skynd. Die beiden haben gerade ihre neue Single „Edmund Kemper“ veröffentlicht.
Worum es in dem Song geht, ist nicht schwer herauszufinden. Im Zentrum steht der amerikanische Serienmörder Edmund Kemper, der wegen mehrerer Morde und nekrophilen Verhaltens seit den Siebzigern im Gefängnis sitzt. Unter anderem tötete Kemper 1973 seine eigene Mutter und zeigte sich daraufhin selbst an. Bekannt ist er auch für enge Unterredungen mit Agenten während seiner Haft, was unter anderem in der Serie „Mindhunter“ thematisiert wird. Nun wurde ihm also auch ein Song gewidmet. Dies setzt den Trend fort, dem Skynd bereits seit Jahren folgen: Jeder Song, schlicht mit dem Namen des Täters benannt, setzt sich mit einem Fall auseinander.
Skynd: Eindringlicher Industrial
Musikalisch sind Skynd schwer einzuordnen. Im Vordergrund stehen elektronische Elemente, doch durch die teilweise harten Passagen und Breakdown-Strukturen sind die Musiker auch auf Metal-Festivals zu finden. Charakteristisch ist auch die häufig technisch verzerrte Stimme der Sängerin. Neben dem Stilelement mag dies auch als Schutz fungieren: Skynd treten nämlich anonym auf. Bis auf die Tatsache, dass sie sich in Australien zusammengefunden haben, gibt es keine bestätigten Informationen über die Menschen hinter Make-up und Maske.
In „Edmund Kemper“ fällt allerdings auf, dass einige Gesangspassagen klarer sind. Die gruselige Atmosphäre geht dabei nicht verloren. Verstörend wirkt etwa die Einnahme der Täterperspektive. Gemeinsam mit „John Wayne Gacy“ und „Armin Meiwes“, die beide 2022 veröffentlicht wurden, bildet die neue Single die EP „Chapter IV“.
True Crime: Mit Vorsicht genießen
Der Hype um das True-Crime-Genre in den Medien ist nicht unkritisch zu betrachten. Vor allem seit der Netflix-Serie „Dahmer“ sind Stimmen laut geworden, die auf unreflektierten Umgang mit dem Schicksal echter Menschen aufmerksam machen. Die Darstellung der Opfer zum Zweck der Massenunterhaltung verletze deren Erinnerung und reiße bei den Hinterbliebenen – die gerade im Fall von Jeffrey Dahmer noch am Leben sind – alte Wunden auf. Selbst wenn man sich also für Kriminalfälle und die Abgründe der Täter-Persönlichkeiten interessiert, sollte man sensibel mit dem Thema umgehen. Skynd betonten in Interviews, die behandelten Verbrechen nicht glorifizieren, sondern zum Nachdenken anregen zu wollen. Zusätzlich zu ihren Songs produzieren die Musiker daher auch kleine Infoposts zu den Tätern, durch die man die eindrücklichen Songs einordnen kann, auf der Webseite gibt es weitere ausführliche Hintergründe zum Nachlesen.
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