„Sephora Kids“ und „Korean Skincare“: Wieso Hautpflege schon bei Kindern boomt
Jugendliche werden heute früh mit unrealistischen Schönheitsidealen auf Social Media konfrontiert: reine Haut, Stupsnase, große Augen, volle Lippen und ein schlanker Körper. Selbst unter Kindern hat sich mittlerweile eine regelrechte Obsession mit Kosmetik und Make-up ausgebreitet.
„Korean Skincare“ boomt auf Tiktok. Wie der Name schon sagt, geht es dabei um südkoreanische Hautpflegeprodukte, die es ermöglichen sollen, die Haut so ebenmäßig zu machen, dass sie wie Glas aussieht – bekannt als „Glass Skin“. In den Produkten kommen Inhaltsstoffe wie Schneckensekret oder fermentiertes Reiswasser vor, die in Asien und besonders in Südkorea sehr beliebt sind und dort eine lange Tradition besitzen. Doch sind die Produkte für Kinder und Jugendliche überhaupt geeignet, oder fördern sie unrealistische Schönheitsideale, denen diese Zielgruppe sowieso schon durch Social Media ausgesetzt ist?
Sollten schon Kinder Skincare und Make-up nutzen?
Mit der Zeit verändert sich die Haut: Sie verliert an Feuchtigkeit und Spannung, was zu ihrem natürlichen Alterungsprozess gehört. Ab Mitte 20 zeigen sich erste Fältchen. Doch immer jüngere Kinder zeigen sich bereits auf Social Media bei aufwendigen Hautpflege- und Make-up-Routinen.
Die Expertin Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen berichtet im Interview mit der deutschen Presse-Agentur (dpa), dass Inhaltsstoffe wie Fruchtsäuren oder Vitamin C zu Hautreizungen, Entzündungen und Ekzemen führen können. Da Kinder, anders als Erwachsene, eine schwächere Hautbarriere und ein sich noch entwickelndes Immunsystem besäßen, sei ihre Haut anfälliger für Reizstoffe. Der Münchener Hautarzt Christoph Liebich sagt außerdem, dass gesunde Kinderhaut gar keine Pflege benötige.
Social-Media-Phänomen „Sephora Kids“
Das bedeutet, dass auch frei verkäufliche Produkte aus Drogerien und Parfümerien der Haut im schlimmsten Fall sogar schaden können. Dennoch boomt das Thema auf Tiktok und Instagram. Zuletzt wurde der Begriff „Sephora Kids“ populär, der Kinder beschreibt, die sich stundenlang bei Sephora aufhalten, um Skincare-Produkte zu kaufen, die sie in ihrem Alter nicht brauchen. In den sozialen Medien zeigen sich solche Kinder beim Schminken oder ihren Skincare-Routinen – oft auch, während die Eltern dabei sind.
Social Media beeinflusst Schönheitsideale von Kindern
Auch wenn sich Schönheitsideale schon immer medial verbreitet haben, sorgt das Aufkommen sozialer Medien für eine immer größere Reichweite, die mittlerweile auch Kinder und Jugendliche betrifft. Einer Studie des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW) unter 14- bis 21-Jährigen zufolge, interessieren sich diese heute bereits früh für Kosmetik. 73 Prozent gaben an, dass ihnen Körper- oder Schönheitspflege sehr wichtig im Leben sei.
Online präsentieren Influencerinnen und Influencer sowie Prominente makellose Körper und perfekte Haut, was den Druck auf junge Menschen erhöht, diesen Idealen zu entsprechen. Die ständige Konfrontation mit Schönheitsidealen beeinträchtigt das Selbstwertgefühl und kann zu Körperunzufriedenheit, Essstörungen oder psychischen Problemen führen. Besonders bedenklich ist, dass Kinder frühzeitig mit derartigen Idealen in Berührung kommen und ihr eigenes Selbstbild dadurch verzerrt wird. Der Markenmanagement-Professor Karsten Kilian von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt erklärt der dpa: „Der Fokus auf das äußere Erscheinungsbild kann zu einem gestörten Selbstbild führen, zu fehlendem Selbstvertrauen und zu einem geringen Selbstwertgefühl. Gesellschaftlich fördert der Kosmetik-Trend bei Kindern traditionelle Rollenbilder, insbesondere die stereotype Darstellung von Mädchen und Frauen.“
Von Ewin Haso
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