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„Bold Glamour“: Wenn Beauty-Filter erschreckend realistisch werden

„Bold Glamour“: Wenn Beauty-Filter erschreckend realistisch werden
Foto: Unsplash/Good Faces

Filter, die vermeintliche Makel im Gesicht ausbessern, sind auf Social Media längst keine Neuheit mehr. Dennoch sorgt „Bold Glamour“ auf Tiktok für Aufsehen – und zeigt, wie schwierig es inzwischen ist, zwischen bearbeiteten und unbearbeiteten Bildern zu unterscheiden.


Schönheitsfilter gehören zur Grundausrüstung auf Social Media. Auch ohne die Hilfe von bekannten Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop, FaceTune oder Lightroom kann das Gesicht binnen weniger Sekunden modifiziert werden. Kleine Fältchen, Hautunebenheiten und Augenringe gehören damit der Vergangenheit an. Wird nicht aktiv darauf hingewiesen, dass ein Filter benutzt wurde, fällt es Nutzenden auch nicht unbedingt auf. Mittlerweile sind die Filter so weit entwickelt, dass von außen gar nicht mehr so leicht zu erkennen ist, was echt und was retuschiert ist.

Das ist auch ein Hauptmerkmal des Tiktok-Filters „Bold Glamour“: Nutzende können sich damit nicht nur bewegen und sprechen, sondern zum Beispiel auch das eigene Gesicht anfassen und teils verdecken – der Filter liegt weiter perfekt auf der Haut und ist nicht als virtuelle „Korrektur“ erkennbar. Das lässt ihn besonders realistisch erscheinen – und ist in dieser Form eine Neuheit gegenüber bisherigen Schönheitsfiltern.

Was macht „Bold Glamour“ mit dem Gesicht?

Unabhängig davon, wer den Filter nutzt, ist erkennbar, dass er einem grundlegenden Schema folgt. Die amerikanische Schönheitschirurgin Dr. Monica Kieu analysiert „Bold Glamour“ in einem Tiktok und erklärt, wie er das Gesicht verändert. Laut Kieu würden hierbei die Augenbrauen dunkler, die Wimpern länger und die Nase schmaler gemacht werden. Außerdem verpasst er den Nutzenden ein leichtes Make-Up, das der Haut mehr Leuchtkraft verleihen soll. Besonders die Highlights in der Gesichtsmitte sorgen hier für einen ,,Natural Glow“, wodurch das Gesicht glatt, gesund und strahlend wirkt.

@drmonicakieu

Filters are fun, but they are NOT reality and we shouldn’t be comparing ourselves to them. But wow this one is good 😳 #filter #drkieutips #beauty #skincare #boldglamour #facialplasticsurgeon

♬ original sound – Dr Monica Kieu

Die Chirurgin weist jedoch auch darauf hin, dass viele Verschönerungen des Filters nicht nur durch Beauty-OPs, sondern auch durch Make-up zu erzielen seien. In der Caption ihres Clips macht sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass das Ausprobieren von Filtern zwar Spaß machen kann, die Ergebnisse jedoch nie der Realität entsprechen und Nutzende sich daher nicht mit ihnen vergleichen sollten.

Der Unterschied zu anderen Filtern

Ein essenzieller Unterschied zu anderen Filtern ist vor allem, dass „Bold Glamour“ das Gesicht äußerst realistisch perfektioniert und damit besonders schwierig als Filter zu erkennen ist. Bisherige Filter nutzten überwiegend Augmented-Reality-Effekte. Dabei werden von Computern generierte Grafiken auf das Gesicht gelegt, verschmelzen aber nicht mit diesem. Wie genau „Bold Glamour“ funktioniert, verrät Tiktok bisher nicht. Es liegt jedoch nahe, dass eine künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt und es sich bei dem Filter um ein sogenanntes Generative Adversarial Network (GAN, „erzeugendes generisches Netzwerk“) handelt. Dadurch könnten einem Gesicht in Echtzeit und realitätsnah bestimmte Merkmale hinzugefügt werden, wie es auch bei dem neuen Tiktok-Filter der Fall ist.

Foto: Unsplash/Septian Simon

„Bold Glamour“: Meinungen sind gespalten

Im Internet gehen die Meinungen zu dem Filter auseinander. Der Großteil der Nutzenden ist vor allem davon überrascht, wie echt das Gesicht trotz der Bearbeitung erscheint, findet das Ergebnis teilweise aber auch erschreckend. „Unglaublich, was dieser Filter aus mir macht“, kommentiert eine Userin. Einige Reaktionen zeigen außerdem, dass „Bold Glamour“ offenbar nicht bei jedem und jeder zur vermeintlichen Verschönerung führt. Manche Gesichter wirken nach Benutzen des Filters „überschminkt“, einige Nutzerinnen kritisieren auch, dass er ihre Gesichtszüge maskuliner erscheinen lasse.

Filter als Gefahren für das Selbstbewusstsein

Neben der Faszination, wie real der Filter auf dem eigenen Gesicht aussieht, wird auch Kritik dazu laut, inwiefern das den Selbstwert beeinflussen kann. „Ich würde euch sagen, benutzt den überhaupt nicht. Es sorgt für überhaupt keine guten Gefühle“, ist die Meinung von Userin @einfachsonina. Nachdem man gesehen habe, wie man dank des Filters aussehen kann, fühle sie sich ohne ihn schlechter und weniger schön. Diesen Eindruck teilen viele, die sich daran ausprobiert haben. „Wenn man eh schon Selbstzweifel hat, wird das in Zukunft mit solchen realistischen Filtern noch viel schlimmer werden“, lautet ein weiterer Kommentar.

@einfachsonina

es ist erschütternd wie nice ich mich vor dem Filter fande und danach mich erstmal an mein Gesicht gewöhnen musste #boldglamour #boldglamourfilter #boldglam #viralerfilter #viralfilter #germantiktok #deutsch #aifilter #viral #aufklärung #trend

♬ original sound – Nina

Die anfängliche Begeisterung wird also von Selbstzweifeln und Angst, was „Bold Glamour“ mit der Psyche machen kann, abgelöst. Psychologin Eva Wunderer von der Hochschule Landshut bestätigte dies im Interview mit dem WDR. Soziale Medien prägen ihrer Meinung nach die Wahrnehmung von Schönheit. Das bedeute im Umkehrschluss: „Je mehr Social Media genutzt wird, desto unzufriedener sind junge Menschen mit ihrem Äußeren.“

Von Maja Göhmann


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Über den Autor/die Autorin:

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